Im Alter (Gedicht)

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Im Alter, auch Ich bin so müd, ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

          Im Alter.
Ich bin so müd, so herbstesschwer
  Und möcht am liebsten scheiden gehn.
Die Blätter fallen rings umher;
  Wie lange, Herr, soll ich noch stehn?
Ich bin nur ein bescheiden Gras,
  Doch eine Aehre trag auch ich,
Und ob die Sonne mich vergaß,
  Ich wuchs in Dankbarkeit für dich.
Ich bin so müd, so herbstesschwer
  Und möcht am liebsten scheiden gehn,
Doch, brauche ich der Reife mehr,
  So laß mich, Herr, noch länger stehn.
Ich will, wenn sich der Schnitter naht
  Und sammelt Menschengarben ein,
Nicht unreif zu der Weitersaat
  Für dich und deinen Himmel sein.[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Manuskript[Bearbeiten]

Während seiner Orientreise schrieb Karl May dieses Gedicht am 17. September 1899 in Aden. Zunächst hatte das Poem den Titel Ich bin so müd. Auf der Rückseite des Manuskripts findet sich die Bemerkung:

Sonntag, d. 17ten Septbr. 99 in Aden gedichtet, als ich Eure Briefe hatte verbrennen müssen. Habe hierbei bitterlich, zum Herzbrechen geweint.[2]

Himmelsgedanken[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[3] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf Seite 117 enthalten. Der auf der folgenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Weißt du, was unter "Gebet" zu verstehen ist? Nicht allein der Mensch betet; Gott betet auch![4]

Aus den Himmelsgedanken zitiert und besprochen wurde das Gedicht im Artikel Karl May von Wilhelm Mangels in der Kölner Zeitschrift Der Klassenlehrer (13. März 1909).[5]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Sonstiges[Bearbeiten]

In der Sekundärliteratur wird das Gedicht Im Alter als eines der wenigen gelungenen Gedichte Karl Mays gelobt:

Man sieht also aus dieser Analyse, daß Mays Gedicht trotz seiner formalen Anspruchslosigkeit und Schlichtheit einem anspruchsvollen und klar gegliederten gedanklichen Plan folgt. In der Bilderwelt lehnt sich der Dichter an die Bibel bzw. die der alten Volksdichtung – Volkslied vom "Schnitter Tod" – an, schafft aber mit den alten Bildern unzweifelbar ein ganz eigenes Gedankengebäude.[6]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 117.
  2. Hans Wollschläger/Ekkehard Bartsch: Karl Mays Orientreise 1899/1900. Dokumentation. In: Jb-KMG 1971, S. 165–215 (S. 182). (Onlinefassung) Auch in: Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 274. ISBN 978-3-7802-0170-6.
  3. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  4. Karl May: Himmelsgedanken, S. 118.
  5. KMG-Nachrichten Nr. 164/2010, S. 11 und 17. (Onlinefassung)
  6. Lorenz: Anmerkungen zu Karl Mays Lyrik, S. 148.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]