Das Gewissen (Gedicht)

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Das Gewissen ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

          Das Gewissen.
  Was thatest du, als ich dich einstens bat,
Nach Gottes Wohlgefallen nur zu streben?
Ich wollte dir das Glück des Lebens geben;
  Nun aber sag, was galt dir da mein Rath?
  Was thatest du, als ich dich einst belehrt,
Daß deine Wege falsche Wege seien?
Ich wollte dich vom Bösen gern befreien;
  Nun muß ich fragen: Hast du dich bekehrt?
  Was thatest du, als ich dich dann verließ?
Ich glaubte wohl, du werdest mich vermissen
Und reuevoll um mich zu bitten wissen;
  Nun frag ich dich: Was hat geholfen dies?
  Jetzt komme ich ein letztes Mal zu dir
Und frage dich: Wozu bist du geboren?
Hörst du auch diesmal nicht, bist du verloren;
  Ich bin es, dein Gewissen. Folge mir![1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf Seite 72 enthalten. Der auf der gegenüberliegenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Die Phantasie ist etwas ganz Anderes, als Ihr im gewöhnlichen Sprachgebrauche meint. Ihr sprecht von der Phantasie eines Dichters, weil er von Dingen redet, welche der Gegenwart unbekannt, ja ihr unwahrscheinlich sind. Aber nach Verlauf der Zeit werden sie als Wahrheiten offenbar. War er ein Phantast? Nein, sondern ein gottbegnadeter Seher. Die reine, keusche, dichterische Phantasie ist nichts Anderes, als die Seele selbst, welche über Zeit und Raum zu schauen vermag.[3]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

  • Karl May: Gedicht "Das Gewissen". Faksimilierte Handschrift. Karl-May-Verlag Bamberg 1976.
  • Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Union Verlag Berlin [Ost] 1988, S. 53 f. ISBN 3-372-00103-6 [Neusatz]
  • Karl May: Himmelsgedanken. In: Karl May: Lichte Höhen. Lyrik und Drama. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 1998, S. 74. ISBN 3-7802-0049-X [modernisierter Neusatz]
  • Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Books on Demand GmbH Norderstedt 2005, S. 72. ISBN 3-8334-2518-0 [Reprint]

Sonstiges[Bearbeiten]

Der Karl-May-Verlag hat 1976 ein Faksimile von Karl Mays Gedichthandschrift Das Gewissen herausgebracht, dem eine Reproduktion von Sascha Schneiders Gemälde Der Chodem beigegeben war. Im Text dazu heißt es:

Sascha Schneiders Gemälde "Der Chodem" (auch "Der Astralmensch") von 1903, das Riesenbild in des Dichters Empfangszimmer, erhielt nicht von ungefähr schon bald die Bezeichnung "Das Gewissen". Inwieweit dabei Karl Mays gleichnamiges Gedicht unmittelbar angesprochen werden sollte, ist nicht überliefert.[4]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 72.
  2. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  3. Karl May: Himmelsgedanken, S. 73.
  4. So auch auf der Internetseite des Karl-May-Verlags.

Weblinks[Bearbeiten]