Selbstbetrug (Gedicht)

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Selbstbetrug ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

          Selbstbetrug.
Wo gehst du hin! Du bist auf falschen Pfaden
Und lässest dich von einem Mund berathen,
  Der auf die Frage nach der Wahrheit schweigt.
Du hast weit mehr als nur dein eignes Leben
Vertrauensvoll in eine Hand gegeben,
  Die dir das Ziel in falscher Richtung zeigt.
Du merkst es nicht, daß dich der Irrthum leitet
Und mit dir nach verborgnen Tiefen schreitet.
Hast du nicht auch nach Pylos zu gelangen,
Um Kunde dort vom Vater zu empfangen,
  Wie einstens Telemach von Ithaka?
Weißt du nicht mehr, daß ihn die Weisheit führte
Und daß er ihre Hand gehorsam spürte,
  Obgleich er nicht als Himmlische sie sah?
Dort mußte sie sich äußerlich gestalten;
Für dich darf sie sich in dir selbst entfalten.
Drum traue nicht dem Außen, nicht den Sinnen;
Richt alle Sorgen um dein Heil nach innen,
  Denn nur das Herz hört, was der Vater spricht.
Und will ein fremder Ton dies schmeichelnd rügen,
So trachtet dich ein Gleißner zu betrügen;
  Sei klug, und folge dieser Stimme nicht!
Nur die Verführung kann das Kinn dir streicheln;
Die Wahrheit aber wird dir niemals schmeicheln.[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 324 und 325 enthalten. Der auf der folgenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Wenn du nicht an ein Leben nach dem Tode glaubst, so kann man dir in gewisser Beziehung nicht ganz unrecht geben, denn es wird leider für Viele, sogar für sehr Viele nichts weniger als ein Leben sein.[3]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 324 f.
  2. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  3. Karl May: Himmelsgedanken, S. 326.

Weblinks[Bearbeiten]