Orientzyklus

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Orientzyklus

OrientZyklus.jpg


Der Orientzyklus von Karl May erschien erstmals in insgesamt acht Abschnitten, teilweise mit Unterbrechungen, im Zeitraum von 1881 bis 1888 in der Zeitschrift Deutscher Hausschatz in Wort und Bild bei Friedrich Pustet in Regensburg.

Fassungen[Bearbeiten]

Hausschatzfassung[Bearbeiten]

  • „Giölgeda padiśhanün“.[1] Reise=Erinnerungen aus dem Türkenreiche von Karl May.
    Deutscher Hausschatz (DH) 7. Jg.: No. 16–52, Januar bis September 1881
    • Abu el Nassr
    • Die Tschirkarma
    • Abu=Seïf
    • Eine Wüstenschlacht
    • Der Merd=es=Scheïtan
    • Der Ruh 'i Kulyan
  • Reise-Abenteuer in Kurdistan. Von Karl May
    DH 8. Jg.: No. 3–9, Oktober bis November 1881
    DH 8. Jg.: No. 16–26, Januar bis März 1882
  • Die Todes-Karavane. Reise=Erinnerung von Karl May.
    DH 8. Jg.: No. 26–34 und 36, März 1882 bis Juni 1882
  • Die Todes-Karavane. Reise=Erinnerung von Karl May. Zweiter Theil.
    DH 9. Jg.: No. 1–8, Oktober/November 1882
  • In Damaskus und Baalbeck. Reise=Erinnerung von Karl May.
    DH 9. Jg.: No. 10–16, Dezember 1882 bis Januar 1883
  • Stambul. Reise=Erinnerung von Karl May.
    DH 9. Jg.: No. 21–25, Februar/März 1883
  • Giölgeda padiśhanün. Reise=Erinnerungen aus dem Türkenreiche von Karl May. (Fortsetzung.) Der letzte Ritt.
    DH 11. Jg.: No. 6–11, November bis Dezember 1884
    DH 11. Jg.: No. 49–52, September 1885
    DH 12. Jg.: No. 1–17 und 19–22, Oktober 1885 bis Februar 1886
  • Giölgeda padiśhanün. Reise=Erinnerungen aus dem Türkenreiche von Karl May. Der letzte Ritt. (Schluß.)
    DH 12. Jg.: No. 52, September 1886
  • Durch das Land der Skipetaren. Reise=Erinnerungen aus dem Türkenreich. Von Karl May.
    DH 14. Jg.: No. 4–17, Januar bis September 1888

Fehsenfeld-Fassung (gesammelte Reiseerzählungen)[Bearbeiten]

Der erste Band des Orientzyklus'

Die Buchausgabe der gesammelten Reiseromane im Fehsenfeld-Verlag begann 1892 mit dem Orientzyklus. Die Zeitschriftenfassung wurde hierfür von May selbst komplett überarbeitet und auf sechs Bände verteilt:

  1. Durch Wüste und Harem (= Durch die Wüste)
  2. Durchs wilde Kurdistan
  3. Von Bagdad nach Stambul
  4. In den Schluchten des Balkan
  5. Durch das Land der Skipetaren
  6. Der Schut + Anhang

(Für ausführlichere Informationen bitte direkt den Link auswählen!)

Der Titel des ersten Bandes wurde bereits 1895 geändert in Durch die Wüste. Den im sechsten Band enthaltenen Anhang schrieb May für die Buchausgabe neu, vermutlich, um eine ausreichende Seitenzahl für diesen Band zu erhalten.

Fehsenfeld-Fassung (Illustrierte Reiseerzählungen)[Bearbeiten]

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Für die Illustrierten Reiseerzählungen überarbeitete Karl May den Text noch einmal.

Unterschiede zwischen den Fassungen[Bearbeiten]

Karl-May-Handbuch, 2. Auflage, S. 153 f.:

Die Abweichungen zwischen Zeitschriftenerstdruck und Buchausgabe sind insgesamt geringfügig, sie betreffen vornehmlich orthographische, grammatische, stilistische Korrekturen und Sprachmodernisierungen, so etwa anstelle von ‚frug‘ die Verbesserung in ‚fragte‘, ferner den Verzicht auf eine Überfülle von fremdsprachlichen Ausdrücken, schließlich die Anreden an die DH-Leser.

Die Unterschiede zwischen den beiden Fehsenfeld-Fassungen sind hauptsächlich Anpassungen an das symbolistische Spätwerk (für ein Beispiel siehe Artikel Marah Durimeh).

Übersetzungen[Bearbeiten]

Französische Ausgabe des „Orientzyklus“

Bereits 1881 wurden Teile des Romans von Marie-Juliette Charoy ins Französische übertragen und ab dem 12. November 1881 in der Zeitung Le Monde veröffentlicht.

Auf Basis der französischen Übersetzung erschien auch eine Übertragung in die russische Sprache, die im letzten Quartal 1891 veröffentlicht wurde.

Verfilmungen[Bearbeiten]

1973-75 entstand mit Kara Ben Nemsi Effendi eine sehr werkgetreue TV-Adaption des Orientzyklus.

Vertonungen[Bearbeiten]

Die erste (fast) vollständige Adaption des Orientzyklus schuf 2006 der Westdeutsche Rundfunk.

Geografische Aspekte des Orientzyklus[Bearbeiten]

Karl May hat seinem Orientzyklus den Anschein der Erzählung einer selbst erlebten Reise gegeben und sie mit hunderten geografischer Namen gespickt. Auch den Verlauf der rund 13.000 Kilometer langen Reiseroute selbst hat er, oft sehr detailliert, mit den Namen der berührten Ortschaften, Flüsse und Berge beschrieben. Dabei hat er darauf geachtet, sich nicht angreifbar zu machen[2] und sich eng an die ihm zur Verfügung stehenden Karten gehalten. Mit nur ganz wenigen Ausnahmen lässt sich der Weg, den May sich vorgestellt hatte, in den Karten des 19. Jahrhunderts Punkt für Punkt nachverfolgen. Vielerorts lässt sich diese Route auch leicht in heutige Karten übertragen, da die von May genannten Orte noch existieren und ihre Namen nicht oder kaum verändert wurden. In Griechenland, Bulgarien, Nordmazedonien, Albanien und Montenegro trifft das aber nicht zu. Hier sind alle Namen türkischen Ursprungs verschwunden; nur diejenigen, die auch unter osmanischer Herrschaft einen griechischen, slawischen oder albanischen Ursprung hatten, sind noch zu erkennen[3]. Auch in Kurdistan ist es durch kriegerische Auseinandersetzungen und Verfolgung von Minderheiten, vor allem der Assyrer, zu zahlreichen Veränderungen und dem Untergang von Dörfern gekommen. Hier wurden insbesondere Orte, die in der heutigen Türkei liegen, umbenannt; sie tragen jetzt türkische Namen. In diesen Fällen ist man zur heutigen Identifizierung der Orte oft auf die Qualität der alten Karten angewiesen. Diese ist jedoch durchweg mangelhaft[4]. Das hat folgende Ursachen:

  • Es fehlte bis Ende des 19. Jahrhunderts vollständig an Landesvermessungen. Zur Verbesserung der Karten führten Geografen mehrmonatige Expeditionen durch, ausgerüstet mit einem Kompass zur Bestimmung der Wegrichtung, einer Uhr zur Bestimmung der Wegedauer (und daraus annähernd der Entfernungen) sowie eines Barometers zur approximativen Bestimmung der Höhe[5]. Dabei wurden abseits des Weges liegende Dörfer mit Richtung und geschätzter Entfernung erfasst.
    Mit diesen Informationen und geleitet von ihrer Intuition überarbeiteten Kartografen die vorhandenen Karten. Dadurch lassen sich einzelne Elemente aus Karten des 19. Jahrhunderts bis in die Antike zurückverfolgen[6].
  • Nur vereinzelt fanden astronomische Bestimmungen der geografischen Koordinaten von Orten statt; und diese waren kaum brauchbar. So bestimmte Ainsworth die Breite von Lizan mit 36° 53' 50"[7]. Das ist eine Abweichung von 46 Kilometern gegenüber der tatsächlichen Lage[8].
  • Gerade die vorgenannten Gebiete waren von Menschen unterschiedlicher Ethnien und Sprachen besiedelt. Je nach Volkszugehörigkeit ihrer Führer erfuhren unterschiedliche Geografen unterschiedliche Namen für dasselbe Dorf[9]. Beispielhaft sei hier das inzwischen im Fierza-Stausee untergegangene Dorf genannt, dessen slawischer Name Rugova und dessen albanischer Brut lautete. Es gibt Karten, die in diesem Bereich zwei unterschiedliche Dörfer mit diesen Namen darstellen[10].
  • Aus der Darstellung eines Ortes in der Karte darf man, anders als heute, nicht auf seine Größe oder Bedeutung schließen. Es sind ganz unbedeutende Weiler nur deswegen in die Karten gelangt, weil sie zufällig auf dem Wege des Geografen lagen und keine anderen Elemente vorlagen, um ein ausgewogenes Kartenbild zu erreichen.

Dennoch ist allen diesen Karten gemeinsam, dass sie durch die Angabe des Maßstabs und die Darstellung eines Koordinatengitters eine hohe Genauigkeit suggerieren. Heutigen Karten vergleichbarer Maßstäbe kann man die Lage von Orten mit einer Genauigkeit von unter einem Kilometer entnehmen; ein Ort aus einer Balkan-Karte des 19. Jahrhunderts muss aber in einem Gebiet von mehreren Hundert Quadratkilometern gesucht werden, das in vielen Fällen nur durch zusätzliche Informationen wie die Lage an einem Fluss eingegrenzt werden kann[11].

Dadurch ist eine zweifelsfreie Identifikation vieler Orte nur durch Auswertung schriftlicher Quellen zu erreichen, die aber für kleine, unbedeutende Dörfer naturgemäß schwer oder gar nicht zu finden sind.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Nach Karl May: türkisch für Im Schatten des Großherrn. Das ist aber ein aus Wörterbüchern ohne wirkliche Sprachkenntnisse zusammengeschustertes Fantasie-Türkisch. In korrektem Türkisch hätte der Haupt- bzw. Obertitel „Padişahın Gölgesinde“ lauten müssen. Siehe auch den Artikel Giölgeda padiśhanün.
  2. Ralf Schönbach: Zu einem guten Kartenleser gehört schon Etwas… Die Quellen der Balkan-Romane Karl Mays. In Karl Mays Orientzyklus. D. Sudhoff & H.Vollmer, Paderborn 1991 S. 203
  3. Dabei ist aber zu beachten, dass zu Mays Zeit die offizielle Schreibweise (soweit man davon sprechen kann) der Ortsnamen arabische Buchstaben verwendete, für die es keine normierte Transkription gab. Das Schriftliche spielte aber nur bei größeren Städten eine Rolle. Bei den Dörfern haben die Geografen entsprechend ihrer jeweiligen Muttersprache die Ortsnamen so aufgeschrieben, wie sie sie gehört haben. Beispielhaft für die dabei entstehenden Variationen seien die Namen zweier Dörfer genannt, die zwei kontemporäre französischsprachige Geografen, die teilweise sogar gemeinsam gereist sind, notiert haben: Ouozartzè/Vosagé und Kotschêna/Kœsele.
  4. Man vergleiche zum Beispiel den in der von May verwendeten „Karte der Balkanländer“ von Friedrich Handtke aus dem Jahr 1880 dargestellten Verlauf der Arda westlich von Adrianopel oder den Verlauf der Flüsse Bregalnitza und Sletowska bei den von May genannten Dörfern Warzy und Shiganzy mit heutigen Karten: es ist kaum eine Ähnlichkeit zu erkennen. Sehr häufig stimmt auch die relative Lage zweier Orte in Bezug auf die Himmelsrichtungen nicht; man vergleiche die geografischen Breiten von Mastanly (Momtschilgrad) und Koschikawak (Krumovgrad).
  5. A. Viquesnel: Voyage dans la Turquie d'Europe, tome second, Arthus Bertrand, Paris 1868
  6. Franz Nopcsa: Zur Geschichte der okzidentalen Kartographie Nordalbaniens. In: Geologica Hungarica. Serie Geologica. Band III. Budapest 1929, S. 652-703.
    Hier wird auch über den von May genannten Ort Gurasenda berichtet, dass er nicht zu identifizieren sei. Nach Ami Boué wurde schon in den 1830er Jahren über die Nichtauffindbarkeit dieses Orts diskutiert. Trotzdem hat er sich bis Ende des 19. Jahrhunderts in den Karten gehalten.
  7. William F. Ainsworth: Travels and Researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldea, and Armenia Vol. II, John W. Parker, London 1852, S. 225
  8. Noch ungenauer war die Bestimmung der geografischen Länge, weil dazu eine sekundengenaue Bestimmung der Uhrzeit erforderlich gewesen wäre. Das war schon wegen des Fehlens einer allgemeingültigen Uhrzeit nicht möglich. Erste Normierungen der Uhrzeit (z.B. Mitteleuropäische Zeit) erfolgten Ende des 19. Jahrhunderts.
  9. Vereinzelt wird auch von absichtlicher Falschinformation durch Einheimische berichtet.
  10. Kiepert, Heinrich: General-Karte von der Europäischen Türkei, Dietrich Reimer, Berlin 1853
  11. Auch auf solche Angaben darf man sich aber nicht verlassen; so ist das vorerwähnte Warzy auf der falschen Seite des Flusses Sletowska eingetragen, und bei manchen Orten variiert die Lage in Bezug auf einen Fluss von Karte zu Karte erheblich.

Literatur[Bearbeiten]

  • Walther Ilmer: Mit Kara Ben Nemsi ›im Schatten des Großherrn‹ · Beginn einer beispiellosen Retter-Karriere. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1990. Hansa Verlag, Husum 1990, S. 287–312. ISBN 3-920421-58-2 (Onlinefassung).
  • Helmut Lieblang: Im Schatten des Großherrn · Karl May, Charles Didier, von der Berswordt. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1999. Hansa Verlag, Husum 1999, S. 270–296. ISBN 3-920421-75-2 (Onlinefassung)
  • Dieter Sudhoff/Hartmut Vollmer (Hrsg.): Karl Mays Orientzyklus (Karl-May-Studien Bd. 1; zugleich Reihe Literatur- und Medienwissenschaft 10). Igel Verlag Wissenschaft, Paderborn 1991. ISBN 3-927104-19-1
    • Dieter Sudhoff/Hartmut Vollmer: Einleitung, S. 7–30.
    • Eckehard Koch: "Was haltet Ihr von der orientalischen Frage?" · Zum zeitgeschichtlichen Hintergrund von Mays Orientzyklus, S. 64–82.
    • Claus Roxin: Bemerkungen zu Karl Mays Orientroman, S. 84–112.
  • Hermann Wiegmann: Der Orientzyklus. In: Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch · 2. erweiterte und bearbeitete Auflage · in Zusammenarbeit mit Klaus Rettner. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, S. 153–174. ISBN 3-8260-1813-3

Weblinks[Bearbeiten]