Verlag Friedrich Pustet

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Das Verlagsgebäude um 1903

Der Verlag Friedrich Pustet ist ein 1826 gegründetes Regensburger Verlagshaus. Seinen Aufstieg verdankte das bis heute in Familienbesitz befindliche Unternehmen vor allem dem dort verlegten katholischen Schrifttum.

Allgemeines[Bearbeiten]

Friedrich Pustet sen. (* 1789; † 1882), ein Buchhändler aus Passau, eröffnete 1826 in Regensburg einen Handel mit gebundenen und ungebundenen Büchern. Bald begann er, Volksschriften und Literatur verschiedener Art zu verlegen. Spätere Generationen spezialisierten das Verlagsprogramm auf Liturgie und Kirchenmusik und führten den Verlag an die Spitze dieses Marktsegmentes.

Das Unternehmen übergab der Senior 1860 an seinen gleichnamigen Sohn, Kommerzienrat Friedrich Pustet jun. (* 1831; † 1902), und dessen Brüder Clemens Pustet (* 1833; † 1898) und Karl Pustet (* 1839; † 1910), die den Verlag, den technischen Betrieb und die Papierfabrik weiterführten. Zwischen 1865 und 1898 wurden Filialen in Köln, Wien, Rom, Cincinnati und New York gegründet, Handelsvertretungen entstanden in Valencia und Sao Paulo. In den USA vertrieb Pustet neben dem Verlagsprogramm auch Devotionalien (Rosenkränze, Medaillen, aus Italien importierte Alabasterschalen und französische Bisquitporzellanfiguren, Weihwasserkessel, Grablampen und geschnitzte Kruzifixe).

Im Jahr 1902 stieg der Enkel Friedrich Pustet III (* 1867; † 1947) in die Firmenleitung ein, die er ab 1912 allein innehatte. Er absolvierte alljährlich drei Wochen Dienst im Vatikan als päpstlicher Kammerherr.

Noch heute wird der Verlag von einem Mitglied der Familie, derzeit Fritz Pustet, geleitet.

Der Verlag und Karl May[Bearbeiten]

Unter anderem verlegte Friedrich Pustet auch die 1874 gegründete Wochenzeitschrift Deutscher Hausschatz in Wort und Bild und den Regensburger Marien-Kalender, in denen zwischen 1879 und 1909 immer wieder Texte Karl Mays veröffentlicht wurden.

Friedrich Pustet jun. hatte May bereits 1879 angeboten, alle künftigen Manuskripte zu übernehmen und sofort nach Posteingang zu bezahlen. Beide führten eine umfangreiche geschäftliche und literarische Korrespondenz.

Friedrichs Bruder Karl Pustet besuchte Karl May 1896 in Radebeul, um ihn zur weiteren Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hausschatz zu bewegen. Obwohl sie miteinander liebe Stunden verbrachten[1], blieb der Besuch in geschäftlicher Hinsicht erfolglos.

Friedrichs Sohn Friedrich Pustet III reiste (vermutlich) Ende Januar 1897 nach Radebeul, um sich für die Kürzungen Heinrich Keiters zu entschuldigen[2] und Karl May wieder an den Hausschatz zu binden. Er berichtete später darüber.[3]

1897 nahm Karl May während seiner Rundreise 1897 an einem Familienabend bei Karl Pustet teil, über den Wilhelm Scherer später seine Erinnerungen niederschrieb.

Es kann aber davon ausgegangen werden, dass es der Initiative von Karl Pustet zu verdanken war, dass Karl May im September 1907 wieder zur Mitarbeit beim Hausschatz gewonnen werden konnte. Karl May verfasste von Oktober 1907 bis Juli 1909 seinen symbolträchtigen Roman Der 'Mir von Dschinnistan, der jedoch bei Redakteur Otto Denk und den Lesern des Hausschatzes keinen Anklang fand.

Letztlich distanzierte sich auch Karl Pustet von May und die Zusammenarbeit wurde abrupt im Sommer 1909 beendet.

Karl May äußert sich in Mein Leben und Streben:

Ich schrieb damals schon einige Jahre lang für Pustet in Regensburg, in dessen "Deutschem Hausschatz" meine "Reiseerzählungen" erschienen. Die Firma Pustet ist eine katholische und der "Deutsche Hausschatz" ein katholisches Familienblatt. Aber diese konfessionelle Zugehörigkeit war mir höchst gleichgültig. Der Grund, warum ich dieser hochanständigen Firma treugeblieben bin, war kein konfessioneller, sondern ein rein geschäftlicher. Kommerzienrat Pustet ließ mir nämlich schon bei der zweiten, kurzen Erzählung durch seinen Redakteur Vinzenz Müller mitteilen, daß er bereit sei, alle meine Manuskripte zu erwerben; ich solle sie keinem andern Verlage senden. Und zahlen werde er sofort. Bei längeren Manuskripten, die ich ihm nach und nach schicken solle, gehe er sehr gern auf Teilzahlungen ein; so viel Seiten, so viel Geld! Es wird wohl selten einen Schriftsteller geben, dem ein solches Anerbieten gemacht wird. Ich ging mit Freuden darauf ein. Rund zwanzig Jahre lang ist das Honorar, wenn ich das Manuskript heute zur Post sandte, genau übermorgen eingetroffen. Ich erinnere mich keines einzigen Males, daß es später gekommen wäre. Und niemals hat es in Beziehung auf das Honorar auch nur die geringste Differenz zwischen uns gegeben. Ich habe nie mehr verlangt, als was vereinbart worden war, und als Pustet es mir plötzlich verdoppelte, tat er das aus eigenem, freien Entschlusse, ohne daß ich einen hierauf bezüglichen Wunsch geäußert hatte. Solchen Verlegern bleibt man treu, auch ohne nach ihrem Glauben und ihrer Konfession zu fragen.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl-May-Chronik I, S. 526.
  2. Siehe dazu In der Heimath.
  3. Karl-May-Chronik II, S. 9 ff.

Literatur[Bearbeiten]

  • Margit Berwing-Wittl: Graphische Anstalt und Verlag Friedrich Pustet, Regensburg. In: Dies. (Hrsg.): Von der heiligen Familie zur Kelly Family. Wandschmuck im Wandel der Zeit. Sonderausstellung im Oberpfälzer Volkskundemuseum Burglengenfeld, 26. Juli - 30. August 1998. Burglengenfeld 1998, S. 71-76.
  • Otto Denk: Friedrich Pustet, Vater und Sohn, zwei Lebensbilder, zugleich eine Geschichte des Hauses Pustet. Regensburg 1904.
  • Heinrich Huber: 100 Jahre Friedrich Pustet in Regensburg. Ein Jubiläum deutscher Arbeit. in: Das Bayerland 38,3 (1927), S. 103-104.
  • Johann B. Laßleben: Das Verlagshaus Friedrich Pustet in Regensburg und sein hundertjähriges Bestehen. in: Die Oberpfalz 21 (1927), S. 31-34.
  • Elisabeth Pustet: Pustet in Regensburg. Eine kleine Chronik. Regensburg 1998.
  • Elisabeth Pustet: Der Verlag Friedrich Pustet. In: Klemens Unger/Julia Weigl (Hrsg.): Regensburg. Leben im 19. Jahrhundert. Regensburg o. J. (2003), S. 33-36.
  • 150 Jahre Verlag Friedrich Pustet Regensburg, 1826-1976. Regensburg 1976.

Weblinks[Bearbeiten]