Wien

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wien um 1888

Wien war die Hauptstadt der Habsburger Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.

Wien um die Jahrhundertwende[Bearbeiten]

Zur Jahrhundertwende 1900 galt Wien mit seinem reichen Kultur- und Gesellschaftsleben, seinen Künstlern, Literaten und Wissenschaftlern als Weltstadt. Kurz vor 1900 erreichte Wien erstmals mehr als eine Million Einwohner, und bis 1916 wuchs Wien auf 2,2 Millionen Einwohner an. Das fortschrittliche Berlin stand damals für Zivilisation, Technik, Künstlichkeit und Nüchternheit, das traditionsbewusste Wien dagegen für Kultur, Geistigkeit, Sinnlichkeit und Herzenswärme. Jede Zeitung, die etwas auf sich hielt, verfügte über Korrespondenten in Wien bzw. Berlin.

Hotel "Goldene Ente"
Hofburg

Karl May und Wien[Bearbeiten]

im Leben[Bearbeiten]

1898[Bearbeiten]

Im Frühjahr 1898 war Karl May auf Lesereise unter anderem in Wien und wurde – auch wegen Krankheit – dort vier Wochen festgehalten. Karl und Emma trafen am 20. Februar ein und logierten im Hotel "Goldene Ente". Der 21. Februar war der Rosenmontag und May besichtigte gemeinsam mit Heinrich und Richard Kirsch die Innenstadt. Abends nahm er eine Einladung der Leo-Gesellschaft an. Bei einem spontanen Vortrag und einer allgemeinen Unterhaltung erwähnte er u. a., dass heute Winnetous Todestag sei.

Den 22. Februar verbrachte er mit Mitgliedern der Abendgesellschaft, u. a. Richard von Kralik. Der Ausflug muss recht turbulent gewesen sein.[1] Am Nachmittag hielt May einen Vortrag am Kalksburger Konvikt.

Am 23. Februar 1898 wurde May ins Kaiserhaus eingeladen und sprach dort vor Mitgliedern der Familie von seinen Abenteuern, worüber u. a. die Wiener Reichspost berichtete.

Seinen 56. Geburtstag feiert Karl May bei Graf Jankovic und bei Familie Kirsch.

Am 27. Februar erkrankte May und verbrachte drei Wochen im Bett. Erst am 21. März konnte die Reise (nach Linz) fortgesetzt werden.

Mark Twain,[2] der seit September 1897 in Wien lebte und die Herrschaften absichtlich mied, wurde von May hochmütig zum Loser abgestempelt, weil er – der weltberühmte Satiriker – nicht in den hohen Kreisen verkehrte.[3] Twain verließ Wien im Mai 1899. Eine Begegnung mit Karl May fand nicht statt.

Auch Bertha von Suttner lernte May erst später (1905) kennen.

1912[Bearbeiten]

Das letzte Foto, Wien 1912
Ankündigung
Eintrittskarte

Der letzte Aufenthalt Mays in Wien war vom 20. bis zum 23. März 1912. Er wohnte im Hotel Krantz und hielt am 22. März 1912 im Sofiensaal auf Einladung des Akademischen Verbandes einen Vortrag mit dem Titel Empor ins Reich der Edelmenschen! Während dieses Aufenthalts entstand auch das letzte Foto. Die Ankündigungen waren nicht immer überschwänglich:

Wir werden ersucht, folgender Mitteilung Raum zu geben:   "K a r l   M a y,   der bekannte Romanschriftsteller, dessen Schaffen und Persönlichkeit heute ein öffentliches Problem geworden sind, hat sich entschlossen, einer Einladung des Akademischen Verbandes für Literatur und Musik stattzugeben und zum ersten Male in Wien am Vortragspult zu erscheinen. Karl May spricht Freitag, den 22. März, ½8 Uhr abends, im Sofiensaale über das Thema: Empor ins Reich der Edelmenschen." Man kann den Veranstaltern nur beistimmen, wenn sie das Schaffen und die Persönlichkeit Karl Mays ein Problem nennen. Denn daß Beides problematischer Natur ist, darüber sind schon längst die – Gerichtsakten geschlossen. Um so verwunderlicher erscheint es, daß der Akademische Verband für Literatur und Musik, der bereits eine stattliche Reihe vornehm-künstlerischer Veranstaltungen auf sein Verdienstkonto buchen darf, sich veranlaßt fühlt, das Problem Karl May, das bereits im Gerichtssaal diskutiert wurde, nun auch im Vortragssaale aufzurollen. Wir sind jedenfalls furchtbar neugierig, bei dieser Gelegenheit zu erfahren, wie sich ausgerechnet Karl May den »Aufstieg ins Reich der Edelmenschen« vorstellt. (Illustriertes Wiener Extrablatt am 14. März 1912)

Für die Presse stellte May Material wie z. B. sein Konzept zur Verfügung. In der Berichterstattung über den Vortrag zeigen sich Wiener Zeitungen großenteils mufflig und irritiert, erwähnen aber alle die treuen Anhänger, die May begeistert feierten.

im Werk[Bearbeiten]

Wien
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Der Weg zum Glück

In Wien spielen Teile des Romans Der Weg zum Glück.

Der Sänger Criquolini und auch seine Kollegin Lena Ubertinka leben zeitweilig in einem Quartier in der Mohrengasse (betrieben von Frau Salzmann). In der Asperngasse residiert Baron von Hamberger.

Auch andere Protagonisten wie Egon von Stubbenau und Horst Arnim von Senftenberg haben Stadthäuser in Wien.

Die in Wien so wohlbekannte Equipage des Grafen Senftenberg rollte, von zwei prachtvollen Goldfüchsen gezogen, über den Kolowrat-Ring am Stadtpark vorüber, durch den Stubenring über die Aspernbrücke, bog dann links in die untere Donaustraße und lenkte rechts in die große Mohrengasse ein, wo sie vor einem sehr ansehnlichen Hause hielt, welchem es anzusehen war, daß es nur von feinen, wohlsituirten Leuten bewohnt werde. (Karl May: Der Weg zum Glück, 88. Lieferung)

Eine Szene spielt, typisch für Wien, in einem Kaffeehaus - in Mays Worten einer der berühmten Wein- und Kaffeestuben, von der der Autor allerdings sonst nichts Konkreteres zu berichten weiß, als dass es dort Zeitungen gibt und ein

Cabinet [...], in welchem nur ein einziges Tischchen mit vier Stühlen stand. Dieser Raum pflegte stets für exclusive Stammgäste reservirt zu sein und war durch eine Portière von dem Hauptraume getrennt. (Karl May: Der Weg zum Glück, 91. Lieferung)

Ein weiterer Schauplatz in Wien ist auch ein zwielichtiges Tanz-Etablissement.

Rezeption[Bearbeiten]

Bühnen[Bearbeiten]

Am 1. April 1928 wurde auf der Renaissance-Bühne von Josef Jarno erstmals in Österreich das Stück Winnetou, der rote Gentleman (Bühnenfassung von Hermann Dimmler und Ludwig Körner) gespielt. Den Old Shatterhand spielte dabei Ludwig Körner, der auch Regie führte. Winnetou war Louis Mitznegg.

Auf der Jesuitenwiese im Prater wird im Sommer 1939 erneut Winnetou gespielt.

Zwischen 1975 und 1994 wurden in der Wiener Stadthalle aufwändige Karl-May-Aufführungen inszeniert. Beteiligt waren u. a. Pierre Brice, Raimund Harmstorf und Bruce Low. Die Aufführungen 1978 und 1979 waren Gastspiele der Karl-May-Festspiele aus Elspe, die Inszenierungen in den Jahren 1980 und 1983 Eigenproduktionen mit Winnetou-Star Pierre Brice, zum Teil unter Mitwirkung eines Teils der Elsper Karl-May-Crew (etwa Regisseur Karl-Heinz Walther 1980 und 1983 oder Old Shatterhand Jochen Bludau 1983).

Jahr Aufführung Hauptdarsteller Hauptdarsteller Besucher
1975 Winnetou Winnetou: Reza Khan Old Shatterhand: Bruce Low unbekannt
1978 Der Schatz im Silbersee Winnetou: Pierre Brice Old Shatterhand: Jochen Bludau 150.000
1979 Winnetou I Winnetou: Pierre Brice Old Shatterhand: Jochen Bludau 130.000
1980 Winnetou, der Apache Winnetou: Pierre Brice Old Shatterhand: unbekannt 146.239
1983 Winnetou und das Geheimnis des Feuerberges Winnetou: Pierre Brice Old Shatterhand: Jochen Bludau 180.000
1994 Winnetou und Old Shatterhand Winnetou: Thomas Koziol Old Shatterhand: Raimund Harmstorf unbekannt

Sonstiges[Bearbeiten]

Broschüre zur Ausstellung 1949

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl-May-Chronik II, S. 118 ff.
  2. Am 21. November 1897 hielt Twain vor dem Presse-Club in Wien übrigens die berühmte Rede über die schreckliche deutsche Sprache (The Awful German Language).
  3. In Wien war ich der Liebling der hohen und höchsten Aristokratie [...] Mark Twain, der seit Monaten daran gearbeitet hatte, eine Rolle zu spielen, war ganz vergessen. – Karl May an Emil Seyler, zitiert nach Christian Heermann: Winnetous Blutsbruder, S. 352.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]