Damaskus

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Damaskus
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Von Bagdad nach Stambul
Der Schut
Reisetagebücher
Bei den Aussätzigen

Damaskus (arabisch: Dimaschq, auch Dimeschk esch Scham; französisch: Damas [daˈmas]) ist die Hauptstadt von Syrien und die älteste kontinuierlich bewohnte Stadt der Welt. In Syrien selbst wird Damaskus häufig aš-Šām genannt; in der restlichen arabischen Welt wird dieser Name oft für das Land Syrien verwendet. Historisch steht er sogar noch für ein größeres Gebiet, nämlich für die gesamte Levante.

Geographische Lage[Bearbeiten]

Am Fuße des Berges Qasyun auf 690 Meter über NN erstreckt sich die Stadt im Barada-Tal auf geographischer Lage von 33,5 Grad nördlicher Breite und 36,3 Grad östlicher Länge von Greenwich liegend. Die Oase Ghuta, die von jeher Lebensader der Stadt war, wird durch den abflusslosen Barada bewässert, der im westlichen Gebirge des Anti-Libanon entspringt und ganzjährlich fließt. Östlich von Damaskus erstreckt sich bis zum Süden hin zur Arabischen Halbinsel die Syrische Wüste.

Geschichte[Bearbeiten]

Nach der Legende wurde Damaskus von Aram, einem Enkel Noachs gegründet. Als großflächige Oase in einer regenarmen Landschaft war die Gegend von Damaskus schon früh ein anziehender Siedlungsraum.

Nach dem Zusammenbruch der mamelukischen Herrschaft fiel Syrien 1516 an die Osmanen. Als ein Ausgangspunkt der jährlichen Wallfahrten nach Mekka wurde Damaskus auch von den neuen Herrschern wirtschaftlich begünstigt und weiter ausgebaut. Unter Muhammad Ali Pascha gelang den Ägyptern 1831 die Eroberung Syriens. Allerdings wurden die Ägypter nach einer Intervention europäischer Mächte 1840 gezwungen, Syrien wieder den Osmanen zu überlassen. 1860 kam es zu einem Massaker an den Christen der Stadt.

Karl May und Damaskus[Bearbeiten]

Während seiner großen Orientreise 1899/1900 besuchte Karl May vom 5. bis 12. Juni 1900 auch die Stadt Damaskus. Er wohnte dort, zusammen mit Ehefrau Emma und dem befreundeten Ehepaar Plöhn, im Hotel Besraoui und besuchte unter anderem die Omaijadenmoschee und den Friedhof Bab es Saghir.

Damaskus in Mays Werk[Bearbeiten]

»Sei mir gegrüßt, Damask, du Blumenreiche, du Königin der Düfte, du Augenlicht des Weltantlitzes, du Jungfrau der Feigen, du Spenderin aller Freuden und du Feindin alles Kummers!« (Karl May in „Von Bagdad nach Stambul“)

Orientzyklus[Bearbeiten]

In „Von Bagdad nach Stambul“, dem dritten Band des „Orientzyklus“, lernen Kara Ben Nemsi und Halef auf dem Weg von Bagdad nach Damaskus den Kaufmann Jacub Afarah kennen. Als sich herausstellt, dass Kara Ben Nemsi der Retter Senitzas, der Frau von Jacub Afarahs Neffen Isla Ben Maflei, ist, werden er und seine Begleiter eingeladen, in Damaskus im Hause Jacub Afarahs zu wohnen. Neben Halef reisen auch die beiden Diener des bei Bagdad verschollenen und totgeglaubten Sir David Lindsay, Bill und Fred, mit ihm.

Durch die Anwesenheit Kara Ben Nemsis in seinem Haus wird Jacub Afarah davor bewahrt, von Abrahim Mamur, dem Entführer Senitzas, vollkommen ausgeplündert oder gar ermordet zu werden. Dieser hatte sich zu diesem Zweck als ein Verwandter Jacub Afarahs namens Afrak Ben Hulam ausgegeben und in seinen Haushalt und sein Juwelengeschäft eingeschlichen. Nun aber muss Abrahim Mamur fürchten, entdeckt zu werden und flüchtet mit einer verhältnismäßig geringen, aber immer noch sehr wertvollen Beute von Juwelen. Kara Ben Nemsi und seine Begleiter beteiligen sich an der Verfolgung Abrahim Mamurs, so dass er anders als geplant keine Zeit für eine ausgiebige Besichtigung Damaskus' hat.

Dennoch wird Damaskus und seine Geschichte recht ausführlich beschrieben. Diese Beschreibung stammt fast ausschließlich aus drei Werken, die May besessen hat und die er auch an anderer Stelle verwendet hat: Friedrich Heinzelmann,[1] Joseph Russegger[2] und Amand von Schweiger-Lerchenfeld.[3] Nur ganz wenige von Mays Angaben über Damaskus lassen sich keiner dieser drei Quellen zuordnen.

Weit mehr als die Hälfte von Mays Beschreibung der Stadt findet sich fast wörtlich in diesen drei Quellen, jedoch nicht als zusammenhängender Text. Vielmehr hat er zahlreiche einzelne Absätze der unterschiedlichen Autoren (die allermeisten stammen von Schweiger-Lerchenfeld, ein einziger von Russegger) in geänderter Reihenfolge zusammengestellt und mit selbst formuliertem Text verknüpft, so dass das Ergebnis als durchaus eigenständiges Werk erscheint.

Im Folgenden ein Beispiel für die stilistischen Anpassungen, die May an den verwendeten Texten vorgenommen hat:

Unter osmanischer Herrschaft hat Damascus von Jahrhundert zu Jahrhundert an Bedeutung eingebüßt. Die ehemalige Weltstadt — nun zum Range einer Provinzstadt herabgedrückt — ward der Sitz eines Gouverneur-Paschas, bekanntlich eine Sorte von Administratoren, welche das ergiebigste Land der Welt zu ruiniren und allen Volkswohlstand durch endlosen Steuerdruck zu untergraben vermag.[4]
Unter osmanischer Herrschaft hat die Stadt nach und nach immer mehr ihre Bedeutung verloren. Aus der ehemaligen Weltstadt wurde eine Provinzialstadt, der Sitz eines Gouverneur-Pascha, und jedermann weiß ja, daß diese Art von Administratoren nur geeignet ist, das reichste Land der Erde arm und durch endlosen Steuerdruck den ergiebigsten Volkswohlstand bankerott zu machen.[5]

Im Anhang zum Band 6 (Der Schut) holt Kara Ben Nemsi, diesmal allein, den längeren Besuch der Stadt nach. Er bleibt zwei Wochen und wohnt wieder bei Jacub Afarah.

Bei den Aussätzigen[Bearbeiten]

In Bei den Aussätzigen bereitet Kara Ben Nemsi mit Hilfe von Jacub Afarah den Aussätzigen, die vor den Toren Damaskus' leben, ein gabenreiches christliches Weihnachtsfest.

Im Reiche des silbernen Löwen I[Bearbeiten]

In Im Reiche des silbernen Löwen I lernt Kara Ben Nemsi in Bagdad den Polen Dozorca kennen, der vor Jahren zusammen mit seinem Freund und Diener Kepek aus Damaskus fliehen musste und die Seinen verloren glaubt. In Im Reiche des silbernen Löwen IV gelingt es dem Deutschen, Dozorca und seine Familie wieder zu vereinen.

Winnetou I[Bearbeiten]

In Winnetou I befindet sich der Vermessungstrupp wie die Whipple-Expedition, die (wie May wusste) 1853/54 die Route einer günstigen Transkontinentalbahn entlang des 35. Breitengrades erforscht hatte, ungefähr auf der Breite von Damaskus = 33,5 N. Der Ich-Erzähler wundert sich, dass der Trupp von der morgendlichen Kälte aufgeweckt wird, obwohl die zu vermessende Sektion so weit südlich liegt. May benötigte für seinen Vergleich einen in warmen Breiten liegenden Ort, der dem Protagonisten aus früheren Erzählungen bekannt sein musste.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Heinzelmann, Friedrich und Heinzelmann, Wilhelm: Die Weltkunde in einer planmäßig geordneten Rundschau der wichtigsten neueren Land- und Seereisen. Dreizehnter Band. Friedrich Fleischer, Leipzig 1854.
    Inventar-Nr. KM0826 in Karl Mays Bibliothek.
  2. Russegger, Joseph: Reisen in Europa, Asien und Afrika. Erster Band. Zweiter Theil E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1843
    Inventar-Nr. KM0491[a] in Karl Mays Bibliothek.
  3. von Schweiger-Lerchenfeld, Amand: Der Orient A. Hartleben, Wien / Pest / Leipzig 1882.
    Inventar-Nr. KM0472 in Karl Mays Bibliothek.
  4. von Schweiger-Lerchenfeld, Amand: Der Orient A. Hartleben, Wien / Pest / Leipzig 1882, S. 521.
  5. Karl May: Von Bagdad nach Stambul Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 350.

Weblinks[Bearbeiten]