Felsenbühne Rathen

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Die Felsenbühne Rathen ist eine Naturbühne in der Sächsischen Schweiz. Sie befindet sich im Kessel am oberen Ende des Wehlgrundes zwischen den Felsen Kleine Gans und Großer Wehrturm unterhalb von Bastei und Felsenburg Neurathen. Der Kesseleingang zweigt kurz oberhalb der Mündung des Amselgrundes links ab. Vom Theater aus führt die Rathener Treppe über 487 Stufen zur Bastei.

Der damalige Bürgermeister Erich Winkler entdeckte die heutige Felsenbühne. Die Einwohner der Stadt Rathen begannen 1935 mit dem Bau der Bühne für die Aufführung von Schauspielen und Musikstücken. Am 24. Mai 1936 wurde sie mit der ersten Aufführung eröffnet. Ab 1937 übernahm der Sächsische Gemeindekulturverband den Betrieb, ab 1954 die Landesbühnen Sachsen. Die Platzzahl beträgt seit der Vergrößerung 1957 2.000 Plätze.

Für die Saison 1938 kam dann die Idee, Karl May vor der herrlichen Kulisse zu spielen. Bereits 1938 wurden die ersten Karl-May-Festspiele veranstaltet, denen eine mehrjährige Tradition erwuchs. In den sommerlichen Spielzeiten kamen die Landesbühnen Sachsen schon auf 90 Vorstellungen zwischen Juni und September. Seit 1984 befinden sich wieder Theaterstücke nach Karl May im Repertoire. Und viele halten sie noch heute die Karl-May-treuesten.

Geschichte[Bearbeiten]

Anfangsjahre[Bearbeiten]

Löschblatt als Werbung für die Karl-May-Spiele
Werbung für die Spiele 1938
1940
Die Blutsbrüder 1940
Ansichtskarte aus der Anfangszeit


1938

Am 28. Mai 1938 fand die Premiere von Winnetou statt. Die Schauspieler kamen zum größten Teil aus Dresden, aber es war auch ein "echter" Indianer dabei. Die Karl-May-Spiele entsprachen dem Geschmack des Publikums – 1938 und 1939 besuchten insgesamt 350.000 Personen die Inszenierungen.[1] Bei der Premiere war Klara May anwesend.

1939

Der Erfolg war sehr groß. Also wurde 1939 noch einmal Winnetou aufgeführt. Das Programmheft umfasste 32 Seiten und es gab eine zusätzliche Informationsbroschüre in fünf (!) Sprachen. Aus der vorherigen Saison war wieder Herbert Dirmoser als Winnetou im Ensemble. Auch der echte Indianer war wieder dabei.

1940

In den beiden ersten Jahren wurden die Spiele vom Gemeindekulturverband veranstaltet, 1940 allerdings sprang der Veranstalter ab (und veranstaltete diese Karl-May-Spiele in Werder an der Havel). Doch Rettung für Rathen nahte von einem Zirkus, dem Zirkus Sarrasani. Der Betrieb war in Dresden beheimatet, sprang nun ein und veranstaltete Wild-West-Spiele nach Karl May. Allerdings blieb Karl May eher auf der Strecke, zugunsten von Zirkusdarbietungen unter dem Titel Der Schatz im Silbersee – einer Mischung aus dem Silbersee- und dem Ölprinz-Stoff. (Darsteller: Adolf Steinmann als Sam Hawkens, Josef Firmans als Brinkley, Johannes Felgner als Winnetou, Ursula Wagner als Juana und Konrad Gericke als Old Shatterhand.) Die Mitarbeit des Zirkus muss spektakulär gewesen sein: Dutzende Pferde, Kunstschützen, Messerwerfer, Lassoschwinger und Kunstreiter wurden in die Handlung eingebunden... Der Erfolg manifestierte sich in einer Zahl von über 150.000 Besuchern.[2]

1941

Im folgenden Jahr wurde dann wieder Winnetou, diesmal in einer Bearbeitung von Ludwig Körner, gezeigt. Am 28. Juli 1941 war Premiere. Wie im ersten Jahr gab Willy Gade den Scout Sam Hawkens.

1942 war dann zunächst Schluss mit den Spielen – der Krieg benötigte alle Gelder und ließ Karl-May-Inszenierungen nicht mehr zu.

May-Renaissance in der DDR[Bearbeiten]

Seit 1984 findet Karl May auf der Felsenbühne Rathen wieder statt - als erste Bühne der DDR und in bislang ununterbrochener Tradition. Auch die Freilichtbühnen in Jonsdorf und Annaberg-Buchholz nahmen in der Folge Winnetou-und-Old-Shatterhand-Abenteuer ihren Spielplan auf. Auf der Felsenbühne stellten Regisseur Mathis Schrader und Autor Helmut Menschel Jürgen Haase und Herbert Graedtke als Blutsbrüder gegen die Tramps auf der Suche nach dem Schatz im Silbersee. Mehrere Spieljahre für eine Inszenierung sind auf der Felsenbühne üblich; Der Schatz im Silbersee blieb bis 1986 und der Nachfolger Winnetou I sogar bis 1991.

Eine bis 2014 gepflegte Rathener Tradition wurde es, den Winnetou nicht – wie in den Filmen – mit lang herunterhängendem Haar auftreten zu lassen, sondern mit dem helmartigen Schopf, so wie Karl May es beschreibt.

May-Tradition seit der Wiedervereinigung[Bearbeiten]

1991 wurden bis auf fünf Siegfried-Vorstellungen sogar nur Karl-May-Stücke gezeigt: Winnetou und Der Ölprinz. Jürgen Haase wechselte die Rolle: aus Winnetou wurde Old Shatterhand. Für den edlen Apachen-Häuptling fand Regisseur Graedtke eine Neubesetzung: Olaf Hais.

1992 wurde nach fünf Jahren Uwe Wolfs Winnetou (I) durch die Premiere von Winnetou II abgelöst, doch sorgten in dieser Saison vier Brandanschläge für Millionenschäden [3]. Nach diesen Verlusten wurde Der Ölprinz vom Spielplan genommen und 1993 durch die Wiederaufnahme von Wolfs Winnetou I ersetzt, womit erstmals die beiden ersten Teile von Mays Trilogie auf dem Spielplan standen. 1994 war dann auf der Bühne nur Winnetou I zu sehen. Ebenfalls 1994 besuchte eine Abordnung der Felsenbühne die Karl-May-Festtage in Radebeul und spielte einige Szenen aus dem aktuellen Winnetou-Stück, was eine langjährige Tradition werden sollte.

Erst 1995 gab es wieder eine Uraufführung – Old Surehand, geschrieben vom neuen und langjährigen Verantwortlichen Olaf Hörbe. Seitdem hat sich eine Tradition von drei Spieljahren für ein Karl-May-Stück etabliert. 2011 wurden aus Finanzproblemen Aufführungen gestrichen, darunter eine des Ölprinz, welcher im nächsten Jahr gar nicht mehr zur Aufführung kam. Ab 2015 wurde wiederum Winnetou I abermals fünf Jahre lang gespielt.

Unterbrechung, Gastspiele und Wiedereröffnung[Bearbeiten]

Aufgrund von Umbau- und Renovierungsarbeiten konnte die Felsenbühne nach 2019 zwei Spielzeiten lang nicht genutzt werden. Für 2020 wurden im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe "Der Lößnitzgrund ruft" in Radebeul acht Gastspiele mit der kompletten Inszenierung Winnetou I und das Debut von Jan Baake als Old Shatterhand angekündigt. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte dies jedoch erst 2021 stattfinden. Im Juni 2022 wurde die Felsenbühne nach Abschluss der Umbauarbeiten mit einer neuen Spielzeit wiedereröffnet, jetzt unter dem neuen Übertitel "Felsenbühnen Festspiele". Gezeigt wurden Opern, Musicals und Theateraufführungen, in diesem Jahr jedoch kein Winnetou-Stück - zum ersten Mal seit 1984. Die nächste Karl-May-Inszenierung ist für 2024 angekündigt.

Premieren der Karl-May-Stücke in Rathen[Bearbeiten]

  • 1938: Winnetou, bearbeitet von Martin Raschke
  • 1940: Wild-West-Spiele nach Karl May mit Schatz im Silbersee und Ölprinz mit dem Zirkus Sarrasani, von Adolf Steinmann
  • 1941: Winnetou von Ludwig Körner
  • 1984: Der Schatz im Silbersee, Abenteuerstück frei nach Karl May von Helmut Menschel
  • 1987: Winnetou von Uwe Wolf
  • 1991: Der Ölprinz von Helmut Menschel
  • 1992: Winnetou II von Uwe Wolf
  • 1995: Old Surehand von Olaf Hörbe
  • 1998: Unter Geiern von Olaf Hörbe
  • 2001: Winnetou III von Olaf Hörbe
  • 2004: Winnetou I von Olaf Hörbe
  • 2007: Der Schatz im Silbersee von Olaf Hörbe
  • 2010: Der Ölprinz von Olaf Hörbe
  • 2012: Old Surehand von Olaf Hörbe
  • 2015: Winnetou I von Olaf Hörbe


Übersicht der Spielzeiten[Bearbeiten]

Jahr Aufführung Hauptdarsteller Hauptdarsteller
1938 Winnetou Winnetou: Herbert Dirmoser Old Shatterhand: Fritz Klippel
1939 Winnetou Winnetou: Herbert Dirmoser Old Shatterhand: Hans Kettler
1940 Der Schatz im Silbersee - Wild-West-Spiele nach Karl May Winnetou: Johannes Felgner Old Shatterhand: Konrad Gericke
1941 Winnetou Winnetou: Alfred Kert Old Shatterhand: Karl Heinz Bernhardt
1984 Der Schatz im Silbersee Winnetou: Jürgen Haase Old Shatterhand: Herbert Graedtke
1985 Der Schatz im Silbersee Winnetou: Jürgen Haase Old Shatterhand: Herbert Graedtke
1986 Der Schatz im Silbersee Winnetou: Jürgen Haase Old Shatterhand: Herbert Graedtke
1987 Winnetou Winnetou: Jürgen Haase Old Shatterhand: Jürgen Polzin
1988 Winnetou Winnetou: Jürgen Haase Old Shatterhand: Jürgen Polzin
1989 Winnetou Winnetou: Jürgen Haase Old Shatterhand: Jürgen Polzin
1990 Winnetou Winnetou: Jürgen Haase/Olaf Hais Old Shatterhand: Norbert Braun
1991 Winnetou
Der Ölprinz
Winnetou: Olaf Hais
Winnetou: Olaf Hais
Old Shatterhand: Norbert Braun/Jürgen Haase
Old Shatterhand: Jürgen Haase
1992 Winnetou II
Der Ölprinz
Winnetou: Olaf Hais
Winnetou: Olaf Hais
Old Shatterhand: Jürgen Haase, Old Firehand: Herbert Graedtke
Old Shatterhand: Jürgen Haase
1993 Winnetou I
Winnetou II
Winnetou: Olaf Hais
Winnetou: Olaf Hais
Old Shatterhand: Jürgen Haase
Old Shatterhand: Jürgen Haase, Old Firehand: Herbert Graedtke
1994 Winnetou Winnetou: Olaf Hais Old Shatterhand: Jürgen Haase
1995 Old Surehand Winnetou: Olaf Hais Old Shatterhand: Jürgen Haase
Old Surehand: Peter Bernhard/Frank Weiland
1996 Old Surehand Winnetou: Olaf Hais Old Shatterhand: Jürgen Haase
Old Surehand: Otto Strecker
1997 Old Surehand Winnetou: Olaf Hais Old Shatterhand: Jürgen Haase
Old Surehand: Otto Strecker
1998 Unter Geiern – Der Geist des Llano Estacado Winnetou: Olaf Hais Old Shatterhand: Jürgen Haase
1999 Unter Geiern – Der Geist des Llano Estacado Winnetou: Olaf Hais Old Shatterhand: Jürgen Haase
2000 Unter Geiern – Der Geist des Llano Estacado Winnetou: Olaf Hais Old Shatterhand: Jürgen Haase
2001 Winnetou III Winnetou: Jean-Marc Birkholz Old Shatterhand: Jürgen Haase
2002 Winnetou III Winnetou: Jean-Marc Birkholz Old Shatterhand: Jürgen Haase
2003 Winnetou III Winnetou: Jean-Marc Birkholz Old Shatterhand: Jürgen Haase
2004 Winnetou I Winnetou: Jean-Marc Birkholz Old Shatterhand: Jürgen Haase
2005 Winnetou I Winnetou: Jean-Marc Birkholz Old Shatterhand: Jürgen Haase
2006 Winnetou I Winnetou: Jean-Marc Birkholz Old Shatterhand: Jürgen Haase
2007 Der Schatz im Silbersee Winnetou: Marc Schützenhofer Old Shatterhand: Holger Thews
2008 Der Schatz im Silbersee Winnetou: Marc Schützenhofer Old Shatterhand: Holger Thews
2009 Der Schatz im Silbersee Winnetou: Marc Schützenhofer Old Shatterhand: Holger Thews
2010 Der Ölprinz Winnetou: Marc Schützenhofer Old Shatterhand: Holger Thews
2011 Der Ölprinz Winnetou: Marc Schützenhofer Old Shatterhand: Holger Thews
2012 Old Surehand Winnetou: Marc Schützenhofer Old Shatterhand: Holger Thews/Jürgen Haase
Old Surehand: David Müller
2013 Old Surehand Winnetou: Marc Schützenhofer Old Shatterhand: Holger Thews
Old Surehand: David Müller
2014 Old Surehand Winnetou: Michael Berndt Old Shatterhand: Jürgen Haase
Old Surehand: David Müller
2015 Winnetou I Winnetou: Michael Berndt-Cananá Old Shatterhand: Jürgen Haase
2016 Winnetou I Winnetou: Michael Berndt-Cananá Old Shatterhand: Jürgen Haase
2017 Winnetou I Winnetou: Michael Berndt-Cananá Old Shatterhand: Jürgen Haase
2018 Winnetou I Winnetou: Michael Berndt-Cananá Old Shatterhand: Jürgen Haase
2019 Winnetou I Winnetou: Michael Berndt-Cananá Old Shatterhand: Holger Thews
2020 Winnetou I Abgesagtes Gastspiel im Lößnitzgrund
2021 Winnetou I Gastspiel im Lößnitzgrund Winnetou: Michael Berndt-Cananá Old Shatterhand: Jan Baake
2024 Shatterhand angekündigt Winnetou: Michael Berndt-Cananá Old Shatterhand: Sascha Gluth

Sonstiges[Bearbeiten]

  • Von der Aufführung des Jahres 2005 (Winnetou I) gibt es auch eine Hörspielfassung. Dabei handelt es sich nicht um einen Bühnenmitschnitt, sondern um eine Adaption des Bühnenstückes, bei der alle Sprechrollen einen Ausflug in ein Tonstudio unternommen haben.
  • 2003 gab es im Karl-May-Museum Radebeul eine Sonderausstellung Winnetou im Elbsandsteingebirge. 65 Jahre Felsenbühne Rathen zur Geschichte der Bühne.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Georg Görner: Karl May auf der Freilichtbühne. Zweites Vorwort zu Winnetou lebt...! von Richard Thalheim. Karl-May-Verlag Radebeul–Dresden, 1939/40.
  2. Vorwort von Bürgermeister Erich Winkler zu Das Vermächtnis des alten Indianers von Richard Thalheim. Verlag Felsenbühne Rathen.
  3. Renate Kleucker: Eine Million Mark Schaden durch Brandanschläge auf die Felsenbühne Rathen. In: Karl-May-Rundbrief Nr. 50/1992.

Literatur[Bearbeiten]

  • Richard Thalheim: Winnetou lebt...! Karl-May-Verlag Radebeul–Dresden, 1. Auflage (1. bis 15. Tausend) 1939, 2. Auflage (16. bis 30. Tausend) 1940. (Bildband mit Schwarz/Weiß-Fotos aus den Aufführungen von "Winnetou" der Felsenbühne Rathen 1939, mit Vorworten von Dr. E. A. Schmid und Georg Görner)
  • Richard Thalheim: Das Vermächtnis des alten Indianers. 1941 (?) Verlag Felsenbühne Rathen (Bildband mit Schwarz/Weiß-Fotos aus den Aufführungen von "Der Schatz im Silbersee" der Felsenbühne Rathen und einem Vorwort des Bürgermeisters Erich Winkler)
  • Hartmut Schmidt: Winnetous Rückkehr nach Rathen. In: Karl May & Co. Nr. 135/2014.
  • Nicolas Finke: Als Winnetou die Sächsische Schweiz eroberte. Karl May in Rathen seit 1984 (Teil 2): 1987-1994. In: Karl May & Co. Nr. 136/2014.
  • Nicolas Finke: Deutsch-deutscher Winnetou-Gipfel. 1988: Pierre Brice zu Besuch in Rathen. In: Karl May & Co. Nr. 136/2014.
  • Ulrich Neumann: Karl May, wie er im Buche steht. Karl May in Rathen seit 1984 (Teil 3): 1995-2000. In: Karl May & Co. Nr. 138, 2014.
  • Ulrich Neumann: Gelungener Neubeginn und bitterer Abschied. Karl May in Rathen seit 1984 (Teil 4): 2001-2006. In: Karl May & Co. Nr. 139, 2015.
  • René Grießbach: 80 Jahre ›Karl May‹ auf der Felsenbühne Rathen. In: Der Beobachter an der Elbe Nr. 30, 2018.
  • Ulrich Neumann: "Karl-May-Spiel als wertvolle Volksunterhaltung". Vor 80 Jah­ren: "Win­ne­tous he­ro­isches Le­ben und Ster­ben" auf der Fel­sen­büh­ne Ra­then zwi­schen Wild-​West-​Ro­man­tik und Na­zi-​Pro­pa­gan­da. Teil 1: Karl-​May-​Spie­le Ra­then 1938. In: Karl May & Co. Nr. 152, 2018.
  • Ulrich Neumann: "Bunt, spannend, flott und fesselnd": Karl May auf der Fel­sen­büh­ne Ra­then zwi­schen Wild-​West-​Ro­man­tik und Na­zi-​Pro­pa­ga­nda. Teil 4: Karl-​May-​Spie­le Ra­then 1940 und 1941. In: Karl May & Co. Nr. 156, 2019.

Weblinks[Bearbeiten]