Abwehr (Gedicht): Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 17. Juni 2018, 16:01 Uhr
Abwehr ist ein Gedicht von Karl May.
Inhaltsverzeichnis
Text[Bearbeiten]
- Abwehr.
- Wir glauben! Lächle nicht; es ist uns Ernst!
- Du kennst den Glauben nicht, und ich kann dir nicht zeigen,
- Daß wir mit ihm hinauf in alle Himmel reichen,
- Von denen du dich mehr und mehr entfernst.
- Es ist so leicht, den Himmel Himmel sein zu lassen;
- Es ist so schwer, vom Himmel aus die Erde zu erfassen;
- Das ist der Grund, daß du nicht glauben lernst.
- Wir glauben! Wüßtest du doch, was das heißt!
- Denk dir es nicht als ein persönliches Empfinden;
- Denk dirs als Meer, in dem wir Nahrung finden,
- Denk aber nicht, daß du es dann schon weißt.
- Der Glaube bildet eine Welt, in der wir leben,
- Und dieser Welt allein ist Seligkeit gegeben;
- Er ist der Raum, in dem die Hoffnung kreist.
- Wir glauben! Großes ist damit gesagt!
- Das, was ihr wißt, verdankt ihr nur den äußern Sinnen,
- Doch giebts nicht blos ein Außen, sondern auch ein Innen,
- Dem eine Sonne um die andre tagt.
- Und öffnet dieses Innen muthig seine Augen,
- So dürfen sie den Blick in Herrlichkeiten tauchen,
- An welche eure Brille nie sich wagt.
- Wir glauben! Dessen schämen wir uns nicht!
- Es ist der Mensch verpflichtet, diesem Erdenleben
- Für sich und seine Brüder, was ihm fehlt, zu geben:
- Dem Herzen Liebe, dem Verstande Licht.
- Wir fragen nicht: Wird diese Gabe angenommen?
- Wir wissen nur: Es ist die Zeit dazu gekommen,
- Und darum sind wir voller Zuversicht.
- Wir glauben! Aber wer sind diese "Wir"?
- Gieb dir nicht Mühe, unsre Ziffer zu bestimmen.
- Wolltst du uns sehn, so müßtest Berge du erklimmen,
- Und diese Berge stehen nicht nur hier.
- Doch, wo nach Licht, nach Liebe sich ein Sehnen findet,
- Da offenbart sich dir das Band, das uns verbindet;
- Wir führen "Licht und Liebe" im Panier.
- Wir glauben! Das ist höchste Thätigkeit!
- Du meinst, der Glaube sei uns nur ein Ruhekissen,
- Auf dem wir unsre Psyche wohl zu pflegen wissen;
- Ich gebe dir ganz anderen Bescheid:
- Wir baun im Stillen, rastlos, uns und euch zum Glücke,
- Von Tag zu Tage neue Pfeiler, eine Brücke
- Hoch übers Grab hinweg zur Ewigkeit.
- Wir glauben! Welche Wonne, welche Lust!
- Wie freun wir uns darauf, den Vorhang zu entfernen;
- Wie wirst du da des Glaubens Walten kennen lernen,
- Die Brücke sehn, von der du nichts gewußt!
- Du wirst dann schaun wie wir, nimmst Theil an unsern Gaben,
- Doch ohne so wie wir, vorher geglaubt zu haben,
- Für dich ein unersetzlicher Verlust!
- Wir glauben! Erstes, doch nicht letztes Wort!
- Dies erste Wort, ich hab es heut zu dir gesprochen.
- Das zweite hat schon längst die Gräber aufgebrochen,
- Doch leider warf der Unverstand es fort.
- Das letzte hat sich unser Vater vorbehalten,
- Und ließest du nur ihn und seine Gnade walten,
- So hörtest du's schon hier und nicht erst dort.[1]
Textgeschichte[Bearbeiten]
Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 288 bis 291 enthalten. Der auf der folgenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:
- Es ist keine Welt so groß, daß sie nicht in dir geistig Raum finden könnte.[3]
aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]
- Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Union Verlag Berlin [Ost] 1988, S. 142–144. ISBN 3-372-00103-6 [Neusatz]
- Karl May: Himmelsgedanken. In: Karl May: Lichte Höhen. Lyrik und Drama. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 1998, S. 210–213. ISBN 3-7802-0049-X [modernisierter Neusatz]
- Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Books on Demand GmbH Norderstedt 2005, S. 288–291. ISBN 3-8334-2518-0 [Reprint]
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Karl May: Himmelsgedanken, S. 288–291.
- ↑ Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
- ↑ Karl May: Himmelsgedanken, S. 292.
Literatur[Bearbeiten]
- Werner Tippel: Karl Mays astronomisches Weltbild. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 52/1982, S. 23–28, insb. S. 27. (Onlinefassung)
Weblinks[Bearbeiten]
- Der Text auf den Seiten der Karl-May-Gesellschaft.
- Der Text bei zeno.org.
- Der Eintrag Himmelsgedanken in der Bücherdatenbank.
- Der Eintrag bei himmelsgedanken.npage.de.
Widmung. • • • Meine Legitimation. • • • Ragende Berge. • • • Gottesgedanke. • • • Liebe. • • • Ewig. • • • Gottesstunde. • • • Werdet frei! • • • Mein Himmel. • • • Sternensprache. • • • Sternschnuppe. • • • Sternkunde. • • • Bitte. • • • Gottesmahnung. • • • Hinauf – hinab. • • • Gnade. • • • Ade. • • • Heilesbotschaft. • • • "Vater!" • • • Läuterung. • • • Wohlthätigkeit. • • • Verzeihen. • • • Dein Auge. • • • Güte. • • • In die Berge. • • • Empor. • • • Ergieb dich drein. • • • Das Gewissen. • • • Selbstprüfung. • • • Einsicht. • • • Wohin? • • • Frage. • • • Räthsel. • • • Doppelsieg. • • • Berufung. • • • Unsern Dichtern. • • • Vogelsang. • • • Auf dem Friedhofe. • • • Wo sind die deinen? • • • Meine Engel. • • • An die Mutter. • • • Des Kindes Seligkeit. • • • Großmütterchen. • • • Frühling. • • • Blind und doch sehend. • • • Im Alter. • • • Die Leiden. • • • Kindschaft. • • • Heimkehr. • • • Umkehr. • • • Wunsch. • • • Das Kapellchen am See. • • • Mahnung. • • • Kannst du noch beten? • • • Andacht. • • • Hilf mir! • • • Reue. • • • Kanaan. • • • Im Traum. • • • Du hast – – – • • • Nur einer? • • • "Mehr Licht!" • • • Ich bin bei dir. • • • O bete gern! • • • Ich liebe. • • • Verständige Liebe. • • • Rückkehr zum Glauben. • • • Segen. • • • Meinem Schutzengel. • • • Tagesscheiden. • • • Dein Engel. • • • Zwei Worte. • • • Abendgebet. • • • Ein Wort von oben. • • • Ruhe. • • • Das Glück. • • • Drei Fragen. • • • Klarheit. • • • Der Mensch. • • • Zuversicht. • • • In tiefer Noth. • • • Das heilige Land. • • • Klage. • • • Nachruf. • • • Wahrheitstraum. • • • Guter Rath. • • • Zufall. • • • Abschied. • • • Schweigen. • • • Ernste Weisung. • • • Der Feind. • • • Deine Welt. • • • Sein ist die Zeit. • • • Eine Freundesstimme. • • • Das Volkslied. • • • Dichterwunsch. • • • Erdenleid. • • • Das Ich. • • • Wo? • • • Entwickelung. • • • Schön. • • • Des Waldes Seele. • • • Sonnenschein. • • • Das Vaterhaus. • • • Die Ehe. • • • Der Himmel auf Erden. • • • Vorwärts! • • • Die zweite Welt. • • • Abwehr. • • • Menschenliebe. • • • Der Völkerfriede. • • • In Ewigkeit. • • • Nachsicht. • • • Leitung. • • • Sei weise! • • • Wie das Meer. • • • Dank. • • • Menschenunmöglichkeit. • • • Quitt. • • • Bedachtsamkeit. • • • Selbstbetrug. • • • Von Kampf zu Kampf. • • • Zeit. • • • Das Wort. • • • Dein eigener Richterspruch. • • • Ein inneres Land. • • • Ueberflüssig. • • • Trost. • • • Weltweisheit. • • • Die Menschheitsseele. • • • Oberflächlichkeit. • • • 1901. • • • Zum Schluss.