Der Völkerfriede (Gedicht)

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Der Völkerfriede, später auch nur Völkerfriede genannt, ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

          Der Völkerfriede.
  Trag nicht empor ins Himmelreich,
Was auf der Erde hat zu bleiben!
  Du bist noch lange Gott nicht gleich
Und willst dich ihm doch einverleiben.
Du wirfst ihm alle irdschen Fragen
  Zur pflichtgemachten Lösung hin;
Die Allmacht soll sich für dich plagen;
  Das ist des Glaubens Zweck und Sinn.
  Erscheint dir eine Last zu schwer,
Will Etwas dir nicht gleich gelingen,
  So sorgt dich das nicht allzusehr,
Du kannst es ja dem Vater bringen.
Du bist von ihm einst ausgegangen
  Und kehrest einst zu ihm zurück;
Du brauchst von ihm nur zu verlangen,
  Dein Heil ist ja sein eignes Glück.
  So soll Gott Alles für dich thun;
Er soll sogar auch für dich lieben.
  Auf seiner Güte auszuruhn,
Ist dir verbrieft, ist dir verschrieben.
Du brauchst nichts weiter, als zu glauben,
  Daß er die Welt zum Besten lenkt,
Und eifrig gegen den zu schnauben,
  Der Gottes Reich sich anders denkt.
  Und gläubig schnaubend, lächelst du,
Erfüllt von heilgem Himmelsfeuer,
  Dem Nächsten Gottes Liebe zu – –
Die deinige ist dir zu theuer.
Die göttliche reicht für die Schaaren
  Der Ungezählten ewig aus;
Die menschliche hat man zu sparen;
  Sie geht nicht übers Ich hinaus.
  Und dieser Glaube will der Welt
Durch diese Liebe Frieden bringen
  Und läßt als Herrscher und als Held
Sein "Et in terra pax" erklingen!
Und dieser Glaube, viel zerrissen,
  Stets mit sich selbst in Zank und Streit,
Er will allein zu finden wissen
  Das, was ihm fehlt, die Einigkeit!
  O, glaub an diesen Glauben nicht!
Glaub nur allein an Gottes Liebe.
  Was er der Menschheit auch verspricht,
Nichts ist, was er nicht schuldig bliebe.
Es kann nur   e i n e n   Glauben geben,
  Wie es nur   e i n e   Liebe giebt,
Und beide sind vereint im Leben
  Dann, wenn der Mensch den Menschen liebt.
  Nun steig empor ins Himmelreich,
Und bring herab den Völkerfrieden!
  Er ist dem Dort und Hier zugleich,
Der Erde nicht allein, beschieden.
Hol uns den   e i n e n   Glauben wieder,
  Der auch nur   e i n e   Liebe kennt,
Dann schwebt mit ihm der Engel nieder,
  Den man den Völkerfrieden nennt.[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[2] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 297 bis 300 enthalten. Der auf der gegenüberliegenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Kennst du die rollenden Spiralen der Chiesa Santa Maria della Salute in Venedig? Sie streben, Propheten tragend, nach allen Richtungen hinaus in die Weite, doch fest verbunden mit der Kuppel bleibend. Der Körper lastet; der Geist allein ist es, welcher wirkt. Das ist ein monumentaler, aber leider bisher unverstandener Ruf zur ächten christlichen Mission: "Gehet mit eurer Kraft hinaus in alle Welt, doch Alles, was da lastet, bleibe daheim!"[3]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

  • Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Union Verlag Berlin [Ost] 1988, S. 146–148. ISBN 3-372-00103-6 [Neusatz]
  • Karl May: Himmelsgedanken. In: Karl May: Lichte Höhen. Lyrik und Drama. Karl-May-Verlag BambergRadebeul 1998, S. 217–220. ISBN 3-7802-0049-X [modernisierter Neusatz]
  • Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Books on Demand GmbH Norderstedt 2005, S. 297–300. ISBN 3-8334-2518-0 [Reprint]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 297–300.
  2. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  3. Karl May: Himmelsgedanken, S. 301.

Weblinks[Bearbeiten]