Andacht (Gedicht)

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Andacht ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

          Andacht.
Sei mir gegrüßt in stiller Stunde,
  Du liebes, frohes Händefalten!
Du trägst zum Himmel auf die Kunde,
  Daß ich vertraue seinem Walten.
Des Tages Last ist mir genommen,
  Und meine Seele ruht im Herrn;
Ich darf mit Dank und Bitten kommen,
  Und ich, ich komme ja so gern.
Sei mir gegrüßt in stiller Stunde,
  Du liebes, frohes Händefalten!
Du bringst vom Himmel mir die Kunde,
  Daß mich des Vaters Hand wird halten.
Des Tages Stimmen sind verklungen,
  Und meine Seele ruht im Herrn;
Es tönen in mir andre Zungen,
  Und ich, ich höre sie so gern.
Sei mir gegrüßt in stiller Stunde,
  Du liebes, frohes Händefalten!
Steig auf und nieder, Himmelskunde,
  Mich für das Jenseits zu gestalten.
Will einst der letzte Tag verschwinden,
  Ruht meine Seele in dem Herrn
Und wird die Heimath wiederfinden,
  Nach der sie sucht so gern, so gern.[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Manuskript[Bearbeiten]

Während seiner Orientreise hielt sich Karl May im Juni 1900 zusammen mit seiner Frau Emma und dem Ehepaar Richard und Klara Plöhn in Konstantinopel auf. Am 30. Juni notierte er in sein Reisetagebuch u. a. das Manuskript zu dem Gedicht, das zunächst keinen Titel hatte:

Der Kolossalbau der Ahmedije gefällt mir wohl, obgleich die Kritiker die 4 Säulen plump nennen. Sie haben genug zu tragen, und ich finde sie also zweckmäßig. Es ist hinreichend Licht vorhanden; sie rauben nichts davon. Sie sind doch nicht Streber, sondern Grundpfeiler, auf denen die Last sämmtlicher Kuppeln ruht, und diese müssen stark genug sein, sie zu tragen. Diese Moschee hatte 6 Minarehs; also mußte das Haram vou Mekka ein 7tes bekommen. Natütlich ist das wieder Grund zur Fabel über den Baumeister.
Der Mann macht die Fabel, und das Weib glaubt sie.
  Sei mir gegrüßt in stiller Stunde, [...][2]

Himmelsgedanken.[Bearbeiten]

Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[3] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 138 und 139 enthalten. Der auf der folgenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:

Dein Scherz sei wie ein frischer, reiner Hauch, der den Staub der Straße von der Blume weht, nicht aber wie der scharfe Windstoß, der sie welken macht.[4]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Himmelsgedanken, S. 138 f.
  2. Hans Wollschläger/Ekkehard Bartsch: Karl Mays Orientreise 1899/1900. Dokumentation. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1971, S. 165–215 (S. 209). (Onlinefassung) Auch in: Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 377 f. ISBN 978-3-7802-0170-6.
  3. Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
  4. Karl May: Himmelsgedanken, S. 140.

Weblinks[Bearbeiten]