Winnetous Tod

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Winnetous Tod wird erstmals in der Erzählung Im "wilden Westen" Nordamerika's geschildert. Die Erzählung erschien von Dezember 1882 bis Juni 1883 in Feierstunden im häuslichen Kreise. Roland Schmid vermutet, dass die sie möglicherweise deutlich früher entstanden und an bislang unbekannter Stelle publiziert worden sein könnte.[1]

Winnetous Mörder und seine letzten Worte[Bearbeiten]

eine Darstellung von Winnetous Tod

Getötet wurde Winnetou im Kampf durch feindliche Indianer am Hancockberg. Sowohl im (ursprünglichen) Vorwort von Winnetou I als auch in Gesprächen (z.B. mit Marie Hannes[2]) erklärte May jedoch einen Weißen zu Winnetous Mördern. Das Wort "Weißen" wurde in später gedruckten Vorworten durch das Wort "Feindes" ersetzt. Diese Feinde waren die Ogellallah-Sioux, also Rote.

Schwer verwundet bittet er die geretteten Siedler, ihm das "Ave Maria" zu singen und stirbt anschließend in Old Shatterhands Armen. Seine letzten Worte sind:

»Schar-Iih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!«

Ob oder ob nicht Winnetou vor seinem Tod noch getauft wurde, beschäftigte bereits Zeitgenossen Mays. Während May dieses Detail in Vorträgen oder Briefen gelegentlich ergänzte,[3] fügte Marion Ames Taggart die Nottaufe in ihrer Übersetzung Jack Hildreth among the Indians – The Treasure of Nugget Mountain einfach ein.[4]

Am 20. April 1903 hatte die Frankfurter Zeitung den Brief einer "Gräfin J." und Mays Antwort darauf in einem Artikel gegen May verwendet, der auch von zahlreichen anderen Zeitungen aufgegriffen wurde. May spricht seine Freundin Anna Elisabeth Gräfin Jankovics darauf an.

Es handelt sich dabei um Ihre Frage, warum Winnetou nicht vor seinem Tode die Nothtaufe bekommen habe. [...] Ganz selbstverständlich steht es für mich fest, daß Sie, verehrte Gräfin, nicht in der geringsten Beziehung zur "Frankfurter Zeitung" stehen. Der Wortlaut meines Briefes wurde nicht von Ihnen persönlich eingesandt.[5]

Er bittet sie aber um Aufklärung und um Unterstützung. Sie antwortet am 23. Juni darauf und erklärt:

Das Antwortschreiben welches Sie mir vor Jahren als Erwiederung auf meine etwas muthwillige Anfrage sandten, liegt wohlverborgen unter 'alten Briefen' in einer Truhe des Kreuzhofes; als ich es erhielt, machte ich natürlich kein Geheimnis daraus, sondern zeigte es Ihren begeisterten Anhängern! Das ist lange her u. es sollte mich wundern wenn einer derselben aus der Erinnerung eine Indiscretion begangen haben sollte[6]

Holger Kuße untersuchte 2012 Winnetous Sterbeszene in verschiedenen slawischen Übersetzungen und konstatierte einige Änderungen, die nicht nur Übersetzungsproblemen geschuldet waren.

Wann starb Winnetou?[Bearbeiten]

Winnetou stirbt in den Armen Old Shatterhands - Illustration von Firuz Askin

Weder in dieser Erzählung noch in dem textlich leicht abweichenden Nachdruck Ave Maria (Fuldauer Zeitung, 1890) noch in der Einarbeitung in Winnetou III wird ein Wochentag oder ein Datum genannt. Allerdings lässt sich in letzterer Version der Wochentag errechnen, da zu Beginn ein "Sonntag Nachmittag" genannt wird und man ab da Tage und Nächte zählen kann. Mit dieser Methode kommt man auf einen Freitag.

Am 2. November 1894 schrieb Karl May an seinen jugendlichen Fan Carl Jung: Winnetou, der Häuptling der Apachen, war 32 Jahre alt, als er starb.[7]

Am 21. März 1899[8] schrieb May an Sophie von Stieber:

Winnetou war geboren 1840 und wurde erschossen am 2./9.1874. Er war noch herrlicher, als ich ihn beschreiben kann!

Abgesehen von diesen schriftlichen Mitteilungen hat er laut Fritz Maschke bereits 1897 der Familie Seyler ebenfalls den 2. September 1874 genannt.[9] Auch bei einer seiner Massenaudienzen (München, Hotel Trefler, 5. Juli 1897) nannte Karl May den 2. September 1874.[10]

Damit legte er die die Handlungszeit der Winnetou-Erzählungen in einen sehr engen Rahmen und bereitete den Forschern nicht wenig Kopfzerbrechen.

Karte an Frl. von Stieber

Während eines späteren Aufenthalts in Wien 1898 war er am Faschingsmontag bei der Leo-Gesellschaft eingeladen. Richard von Kralik berichtete später, dass May einen "Vortrag über Winnetou hielt, um dessen angeblichen Todestag zu feiern".[11] Eine Jahreszahl gab May damals aber wohl nicht an.

Also legte May 1898 (zwischen der präzisen Aussage in München, 1897, und der identischen an Frl. von Stieber, 1899, die beide den 2. September 1874 nennen) den 21. Februar als Todestag Winnetous fest. Es ist nicht auszuschließen, dass sich May in Wien einfach von der Situation hat hinreißen lassen.

Als weiteres Sterbejahr übermittelte Marie Hannes das ihr von May bei einem Besuch 1897 genannte Jahr 1873, in dem Winnetou 34-jährig als "Opfer weißer Rowdies" gefallen sein soll.[12] Allerdings stammt die Niederschrift der Erinnerung aus dem Jahr 1902.

Sonstiges[Bearbeiten]

Deckelbild Winnetou III

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Roland Schmid: Vorwort des Herausgebers. In: Karl May: Winnetou's Tod, S. 4.
  2. Marie Hannes: Allerlei von Karl May; zitiert nach der Karl-May-Chronik II, S. 40.
  3. Erwähnt u.a. von Viktor Böhm: Karl May. Das Geheimnis seines Erfolgs, S. 219.
  4. Hansotto Hatzig: Winnetous Nottaufe bei Benziger Brothers. In: M-KMG Nr. 18/1973, S. 25. (Onlinefassung)
  5. Karl-May-Chronik III, S. 248f.
  6. Karl-May-Chronik III, S. 253
  7. Zitiert nach Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik I, S. 489.
  8. Also unmittelbar vor seiner Orientreise.
  9. Fritz Maschke: Ins Schwarze getroffen? Weitere Auswerfungen der 'Spätlese in Deidesheim', S. 6.
  10. Max Casella: Dem Freund meiner Jugend, S. 320.
  11. Zitiert nach Wilhelm Brauneder: Wann starb Winnetou eigentlich?, S. 50, Fn. 10.
  12. Marie Hannes: Allerlei von Karl May; zitiert nach der Karl-May-Chronik II, S. 40.

Literatur[Bearbeiten]