Anna Elisabeth Jankovics

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Anna Elisabeth Jankovics

Anna Elisabeth Gräfin Jankovics von Daru-Vár (* 3. Juni 1859 in Daruvar; † 24. Januar[1] 1937 in Pressbaum bei Wien) war eine begeisterte Leserin, die 1894 Kontakt zu Karl May aufnahm. May besuchte sie daraufhin auf seinen Lesereisen und beide korrespondierten.

Leben[Bearbeiten]

Als sie starb, widmete ihr der Direktor der Schule in Daruvar folgenden Nachruf:

Sie ist der letzte Nachkomme der alten Grafenfamilie, die das Schloss gebaut hat, in dem sich unsere Schule befand. So ist diese Familie ausgestorben, die nicht nur viel für die Entwicklung unseres Ortes beigetragen hat, sondern auch in allen Bereichen der Kultur, Bildung und Gesellschaft unseres gesamten Heimatlandes sichtbar erhöht wurde.[2]

Karl May und Anna Elisabeth Jankovics[Bearbeiten]

Sie war bekannt mit Clemens von der Kettenburg, der ihr mitteilte, dass May im Sommer 1897 beabsichtige, nach Tirol zu reisen. Sie lud ihn daraufhin in einem undatierten Brief an den viel schönen, blauen Achensee ein.[3]

Auf der Rundreise 1897 machte May dann mit Emma tatsächlich auf Jankovics' "Kreuzhof" Station, den sie zusammen mit ihren Eltern Julius (1820-1904) und Louise Jankovics geb. Montbel (1836-1923) bewohnte. Er traf dort am 27. Juni ein und wohnte im Hotel "Zur Scholastika", verbrachte aber die meiste Zeit auf dem Kreuzhof.[4][5] In späteren Berichten "beschwert" sich May teils über den Andrang, genießt ihn aber auch.

Im Gästebuch des Kreuzhofes hinterließ er als Eintrag das mehrstrophige Gedicht Am Achensee, am Achensee. Auch Emma notiert einen Vierzeiler:

Ich kann nichts Besseres sagen
Und kann nichts anderes schreiben
Von diesen schönen Tagen:
Wird mir ein Strahl stets bleiben.[6]

Der Abschied am 29. Juni mündet des Nachts in einer großen, farbigen Illumination, zu der - aus einem Chor, der in vielen Booten extra angerudert kam - Mays "Ave Maria" gesungen wird. May ist tief berührt und erinnert sich noch viele Jahre später an die Eindrücke.[7]

Am 3. Juli grüßt May Anna Elisabeth Jankovics mit einer Karte vom Starnberger See[8], auf die diese antwortet. Es gibt zahlreiche Korrespondenz, die aber nicht vollständig erhalten ist; z.B. dankt sie für ein Gedicht über den Kreuzhof, das May ihr gesandt haben muss.[9] Am 2. September 1897 schreibt sie tröstende Worte - es ist Winnetous Todestag - und lädt May in die Wiener Stadtwohnung der Jankovics ein.[10]

Weihnachten 1897 widmete Karl May eine Handschrift des Gedichts "Vergiß mich nicht" dem Grafen Jankovics. Anna revanchierte sich mit einer Abschrift des Gedichts "Meinem Kinde", das sie 1885 von ihrer Mutter erhalten hatte.[11]

Als Mays tatsäch am 20. Februar 1898 in Wien eintreffen, werden sie von Anna begeistert begrüßt:

"Tausendmal herzlich willkommen in der alten Kaiserstadt wo Ihnen die Kreuzhofer Herzen so besonders warm entgegen schlagen".[12]

Am 25. Februar 1898 feierte Karl May dann seinen Geburtstag (der zuföllig auch der Hochzeitstag des Grafenpaares ist) im Wiener Wohnsitz der Familie, Jacquingasse 33.

Im September 1902 besucht Karl May - diesmal in Begleitung Klaras - erneut den Aachensee und lebte über eine Woche wieder im Hotel "Zur Scholastika".[13] Über gegenseitige Besuche während dieses Aufenthalts ist allerdings nichts bekannt.

Am 20. April 1903 hatte die Frankfurter Zeitung den Brief einer "Gräfin J." und Mays Antwort darauf in einem Artikel gegen May verwendet, der aiuhc von zahlreichen anderen Zeitungen aufgegriffen wurde. May spricht Anna Elisabeth Jankovics darauf an.

Es handelt sich dabei um Ihre Frage, warum Winnetou nicht vor seinem Tode die Nothtaufe bekommen habe. [...] Ganz selbstverständlich steht es für mich fest, daß Sie, verehrte Gräfin, nicht in der geringsten Beziehung zur "Frankfurter Zeitung" stehen. Der Wortlaut meines Briefes wurde nicht von Ihnen persönlich eingesandt.[14] Er bittet sie aber um Aufklärung und um Unterstützung.

Sie antwortet am 23. Juni darauf und erklärt:

Das Antwortschreiben welches Sie mir vor Jahren als Erwiederung auf meine etwas muthwillige Anfrage sandten, liegt wohlverborgen unter 'alten Briefen' in einer Truhe des Kreuzhofes; als ich es erhielt, machte ich natürlich kein Geheimnis daraus, sondern zeigte es Ihren begeisterten Anhängern! Das ist lange her u. es sollte mich wundern wenn einer derselben aus der Erinnerung eine Indiscretion begangen haben sollte[15]

Am 20. September 1906 schickte May Frl. Jankovics einen sehr langen Brief, in dem er seine Ziele und literarischen Absichten erklärt. Er rekapituliert darin auch nochmal seinen Besuch 1897.

Ich hatte nach Geist geforscht; ich hatte mich nach Seelen gesehnt und beides bei Ihnen gefunden.[16]

Er schickt ihr mit gleicher Post auch sein Drama Babel und Bibel.

Eine Antwort und weiterer Kontakt sind nicht überliefert.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. nach anderen Quellen am 23. Juni
  2. Übersetzung nach http://cvrcak-daruvar.com.hr/?page_id=337
  3. Karl-May-Chronik II, S. 9
  4. Karl-May-Chronik II, S. 57
  5. Clemens von der Kettenburg: Vor 36 Jahren. In: KMJb 1933, S 437f.
  6. zitiert nach Karl-May-Chronik II, S. 59
  7. Karl-May-Chronik II, S. 59ff.
  8. Karl-May-Chronik II, S. 62.
  9. Karl-May-Chronik II, S. 85
  10. Karl-May-Chronik II, S. 84
  11. Karl-May-Chronik II, S. 100
  12. Karl-May-Chronik II, S. 114
  13. Karl-May-Chronik III, S. 114
  14. Karl-May-Chronik III, S. 248f.
  15. Karl-May-Chronik III, S. 253
  16. Karl-May-Chronik IV, S. 75ff.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.


Weblinks[Bearbeiten]

  • Eintrag zur Familie in der kroatischen Wikipedia (mit abweichenden Lebensdaten zu "Ana Elizabeta Janković Daruvarska"
KMChronik winz frontal.jpg Die fünfbändige Karl-May-Chronik ist ein Standardwerk der Karl-May-Forschung. KMChronik winz.jpg

Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I bis V. Sonderbände zu den Gesammelten Werken.
Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005/2006. ISBN 978-3-7802-0170-6
Sie ist erhältlich beim Karl-May-Verlag.