Eisenbahn in Nordamerika
Nach Erkundung verschiedener Routen (u. a. durch Amiel Weeks Whipple) zum Pazifik begann 1865 zur Erschließung des Westens Nordamerikas nach Beendigung des Amerikanischen Bürgerkriegs der Bau einer transkontinentalen Eisenbahn in Nordamerika in Omaha durch die Union Pacific und in Sacramento durch die Central Pacific. Am 10. Mai 1869 wurde am Promontory Summit, Utah, der letzte Gleisnagel, der „Golden Spike", eingeschlagen.
Weitere transkontinentale Verbindungen entstanden dann Anfang der 1880er Jahre: 1881 stellten die Atchison, Topeka and Santa Fé Railway und die Southern Pacific Railroad eine Verbindung von Kansas nach Los Angeles her. 1883 konnte die Santa Fe auf eigenen Gleisen Los Angeles erreichen, die Southern Pacific stellte eine Verbindung von Los Angeles bis New Orleans her und die Northern Pacific Railway verband Duluth mit Portland.
Wegen des Überflusses an Bauholz (s.u. Firwood-Camp) wurden überall Holzkonstruktionen angewandt; es wurden flache, leichte Schienen auf Gerüste von Lang- und Querschwellen aufgenagelt. Auf diese Weise entstand das amerikanische Oberbausystem, welches Karl May mehrfach als "Interimsstrecken" bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis
bei Karl May[Bearbeiten]
im Leben[Bearbeiten]
Auf ihrer Rundreise New York - New York (über Buffalo, Niagara Falls, Lawrence und Boston) im Jahre 1908 benutzten Klara und Karl May die nordamerikanischen Eisenbahnen im bequemen Pullmanwagen. Die Niagara-Fälle besichtigten sie mit der Ausflugsbahn entlang beider Ufer des Niagara Rivers.
im Werk[Bearbeiten]
Nicht gering war die Relevanz, die May den realen Western-Eisenbahnen in seiner Abenteuer-Welt einräumte. Dabei schildert er, sich an heimischen Vorbildern orientierend, Lokomotiven ohne typische obere Stirnlaterne und Wagen mit in Amerika unüblichen Abteilen. In den in Nordamerika handelnden und in Zeitschriften erschienenen Erzählungen "Old Firehand" bzw. "Im fernen Westen", "Auf der See gefangen", "Im "wilden Westen" Nordamerika's" und "Der schwarze Mustang" spielt die Eisenbahn eine Rolle. Ebenso in den späteren Büchern "Winnetou II", "Winnetou III" und "Old Surehand II" in die diese Erzählungen übernommen wurden. Eisenbahnthemen gibt es zudem in den Bänden "Winnetou I" und "Der Schatz im Silbersee", "'"Weihnacht!"'", "Satan und Ischariot", geringfügig in "Winnetou IV", im "Waldröschen" und in "Deutsche Herzen, deutsche Helden". Lediglich mit einem Satz erwähnt wird die Eisenbahn in "Ein Präriebrand" und in "Der Ölprinz".
Geographische Predigten[Bearbeiten]
Im 3. Kapitel der Geographischen Predigten "Berg und Thal" schreibt Karl May 1875 zu Nordamerika, dass sich dort das "Feuerroß" zu seinen großen Pfaden noch (Druckfehler: nach) Hunderte von kleinen suchen wird.
Ein Self-man[Bearbeiten]
William Jones alias Kanada-Bill fand in Karl Mays Erzählungen "Ein Self-man", "Three carde monte" und "Old Surehand II" seinen literarischen Niederschlag. May erwähnt aber nicht, dass sich der historische Jones zeitweilig auch in den Zügen der Union Pacific als Spieler betätigte.
Waldröschen[Bearbeiten]
Im "Waldröschen" spielt kurz die von Franzosen improvisiert zur Truppenbeförderung gebaute mexikanische Eisenbahn von Vera Cruz über LaSoledad nach Lomalto eine Rolle.
Deutsche Herzen - Deutsche Helden[Bearbeiten]
Im Roman "Deutsche Herzen - Deutsche Helden" fahren Roulin, Robin Walker, Leflor, Bill Newton und Miranda mit dem von Tucson über Gila Bend kommenden Personenzug nach Mohawk-Station. Die Bahn fährt weiter nach Dos Palmas, Gila City und Yuma.
Der Schatz im Silbersee[Bearbeiten]
In "Der Schatz im Silbersee" spielt die nordamerikanische Eisenbahn in der Erzählung zur Gefangennahme fast sämtlicher Tramps der Cornel Brinkley-Bande eine Rolle. Winnetou und Old Firehand erfahren von einem geplanten Überfall der Tramps auf die Eisenbahnkasse des Baubüros der Kansas Pacific Railway in Sheridan. Durch eine List gelingt es ihnen, die Tramps von dieser Kasse ab- und auf eine Geldkiste hinzulenken. Diese soll angeblich über 400 000 Dollar Lohngelder aus Kansas City enthalten und im Geldzug von Carlyle über Sheridan zur Baustelle in Kit Karson transportiert werden; die Kiste enthält aber nur Steine. Old Firehand erkundet mit der Bahndraisine die Strecke in Richtung Kit Karson und spielt danach den mit den Tramps vermeintlich verbündeten Feuermann (Heizer) des Zuges aus Richtung Carlyle. Die Tramps steigen arglos in den Zug (Bild links) und werden im Tunnel nach der Interimsbrücke (Bild s. Absatz: "Der schwarze Mustang") über den Eagle-tail mit von den überwiegend aus Deutschen und Iren bestehenden Bahnarbeitern vorbereiteten beidseitigen Feuern ausgeräuchert, gefangengenommen und mit dem Zug nach Fort Wallace abtransportiert.
Winnetou-Trilogie[Bearbeiten]
In "Winnetou I" arbeitet der Ich-Erzähler zuerst als Surveyor bei der Vermessung eines Teilstücks der geplanten Transkontinentalbahn "von St. Louis aus durch das Indian-Territory, New Mexiko, Arizona und Californien nach der Pacific-Küste" tatkräftig mit und darf dann später die Vermessung - als einzig Überlebender des Vermessungstrupps - mit Hilfe der Apachen vollenden.
In "Winnetou II" liefert der Surveyor, inzwischen Old Shatterhand genannt, die Zeichnungen im Surveying Office der Eisenbahngesellschaft Atlantic and Pacific Company ab. Im fünften Kapitel geht es dann wiederum um die Eisenbahn. Karl May arbeitete hierfür die ältere Erzählung "Im fernen Westen", die auf "Old Firehand" basierte, um - dort schrieb er noch von den ganz unamerikanischen Coupés, hatte Winnetou noch keinen Begriff vom Wesen der Lokomotive, ist voller Schrecken und zeigt ängstliches Erstaunen. Old Shatterhand vereitelt in der Gravel-Prairie mit Winnetou einen geplanten Zugüberfall der Ponkas, die Steine auf die Schienen gehäuft haben, indem er eine brennende Lunte schwingt und dem Reiter des Feuerrosses das Zeichen zum Halten gibt. Im diesem Zug der Pacificbahn sitzt Old Firehand, den sie besuchen wollten. Als die drei nach der Verfolgung der Indianer zu den Gleisen zurückkehren, ist der Zug bereits abgefahren. In der Bearbeitung durch Franz Kandolf, einem Mitarbeiter des Karl-May-Verlages, wurde dieser Eisenbahnüberfall durch einen Überfall auf Fort Niobrara ersetzt, um den Gegnern Mays keinen Kritikpunkt zu liefern, denn der Bahnüberfall wird in Old Surehand II ebenfalls erzählt.
Im ersten Kapitel von "Winnetou III" verhindern Old Shatterhand und Sans-ear einen Zugüberfall an der großen Westbahn. Zur um 1861 spielenden Handlungszeit der Erstfassung dieser Erzählung (in "Auf der See gefangen" und noch mit Pitt Holbers und Dick Hammerdull als Protagonisten) war dies allerdings ein Anachronismus. Die Erzählung findet sich auch in "Old Surehand II". Der Bushheader Fred Morgan und Ogellallahs haben die Schienen mit erbeutetem Bahnwerkzeug aufgerissen und wollen nach dem Zug aus Westen den Mountainszug, der aus Osten mit kalifornischem Gold kommt, ebenfalls entgleisen lassen. Old Shatterhand errichtet weit voraus auf den Gleisen ein Feuer und stoppt den Zug mit wirbelnder Fackel. Im Laufe der erfolgreichen Abwehr der Zugräuber wird Old Shatterhand sogar zum Lokführer. Die nächste Eisenbahngeschichte (im fünften Kapitel) stammt aus der Erzählung "Im 'wilden Westen' Nordamerikas". Old Shatterhand reist mit der Pacific Bahn Omaha-Ogden City ab Omaha (s.o.) über Fremont - wo Fred Walker zusteigt -, 'Nordplatte', Sherman, Rawlins, 'Bitterer Bach' und Carbon. Nach 846 Meilen Fahrt erreicht der Zug die Station Green River und muss danach wegen eines durch die Railtroubler entgleisten und beraubten Zuges anhalten. Bei der Verfolgung der Eisenbahnräuber treffen sie Winnetou und retten die Bahnarbeiter in der Bahnstation Echo-Cannon nach Eintreffen von hundert bewaffneten Bahnarbeitern aus Promontory (s.o.) gegen einen Überfall der mit Indianern verbündeten Railtroublers. In Karl Mays Illustrierte Reiseerzählungen findet sich das ganzseitige Photo des Red Rock-Wasserfalls aus dem Yellowstone Nationalpark mit "freundlicher Erlaubnis der Pacific Railroad Co., New York".
Der Ölprinz[Bearbeiten]
In "Der Ölprinz" wird im Zusammenhang mit der Siedlungpolitik der USA erwähnt, dass namentlich an die Eisenbahngesellschaften Millionen Acres Land verschleudert wurden.
Satan und Ischariot[Bearbeiten]
Im dritten Band der Trilogie "Satan und Ischariot" will Mrs. Silverhill Harry, Thomas und Jonathan Melton in Gainesville warnen. Um sofort mit der Eisenbahn von New Orleans aus zu ihnen abreisen zu können, nimmt sie den Zug der längeren Bahnlinie Jackson - Vicksburg - Monroe - Marshall - Dallas - Denton. Old Shatterhand, Winnetou und Emery Bothwell reisen ihr auf der kürzeren, rechtsseitigen Mississippi-Strecke nach. In Shreveport am Red River steigen sie in den dort wartenden Anschlusszug des aus Richtung Monroe einfahrenden Zuges. Ungesehen von der in den Anschlusszug umsteigenden Judith Silverhill fahren dann alle nach Gainesville. Der Ich-Erzähler bezeichnet sich beim Kauf der Eisenbahnbillets, die sie in ihrem größeren Hotel erwerben, als Proletarier, weil er sich sein Billet von seinen reichen Freunden bezahlen lassen muss.
Der schwarze Mustang[Bearbeiten]

In "Der schwarze Mustang" werden im Firwood-Camp (Tannenwald-Lager), einer Rückstation - d.h. einer Station, in der Rückepferde zum Holzrücken eingesetzt wurden - Bäume zu Bahnschwellen und zu Bauholz für eine Eisenbahn-Brücke verarbeitet. Ein Steinbruch liefert Material für den Brückenunterbau. Das feste Haus des Engineers Leveret soll später die Brückenwache beherbergen. Bahnarbeiter sind zumeist Chinesen. Insbesondere auf deren Skalpe mit den langen Zöpfen hat es der Comanchenhäuptling Tokvi-Kava (Schwarzer Mustang) bei einem geplanten Überfall abgesehen. Der Plan wird von Winnetou erlauscht. Da den Chinesen kein Kampfgeist zugetraut wird, wird zum nächst gelegenen Camp "Rocky-ground" um eine Lokomotive telegraphiert. Diese kommt, fährt mit Winnetou, Old Shatterhand, Has und Kas im Werkzeugwagen trotz provisorischem Gleis wie ein Eilzug über eine freigesprengte Strecke zurück. Sie werden dort zunächst wegen des Extrazuges für Millionenaktionäre oder Revisoren der Bahn gehalten. Während die Comanchen von ihrem Lager durch ein gewundenes Tal zum Firwood-Camp ziehen, nehmen die Westmänner mit ca. 90 Bahnarbeitern den Zug, fangen die Indianer in einer Felsenschlucht und lassen sie nach Bestrafung frei.
"Es muss sich also wohl um den Bau der Atchison, Topeka und Santa Fe Railway handeln, im Nordosten von New Mexico."[1]
Ein Prairiebrand[Bearbeiten]
Im Illustrationstext "Ein Prairiebrand" wird die Pacificeisenbahn als Wunder aller Eisenbahnbauten bezeichnet. Die Autorschaft Mays ist umstritten.
Weihnacht![Bearbeiten]
In "'"Weihnacht!"'" schreibt Old Shatterhand in St. Joseph einige Zeitungsartikel und kauft sich von den Honoraren einen feinen Anzug und Wäsche, denn er will mit der Eisenbahn nach Osten fahren. Er erwähnt, dass St. Joseph der westliche Endpunkt der Eisenbahnstrecke ist, die nach Hannibal im Staat Missouri führt. (In St. Joseph startete deshalb der Pony-Express nach Kalifornien, in Hannibal schrieb Mark Twain seine ersten Zeitungsartikel.) Auch Frank Sheppard (alias Prayer-man) benutzt die Hannibal & St. Joseph Railroad - allerdings um schnell aus Missouri über den Mississippi zu verschwinden.
Winnetou IV[Bearbeiten]
Im literarischen Ergebnis der Amerikareise "Winnetou IV" reist der Ich-Erzähler mit seiner Frau per Eisenbahn nach dem an der Strecke der Santa Fe Railroad gelegenen Trinidad, der Hauptstadt des County Las Animas, Colorado, zum alten Bekannten Max Pappermann.
in Filmen, Bühnenstücken, Hörspielen und Comics nach Karl May[Bearbeiten]
Im Karl-May-Film Winnetou 1. Teil, im Film Winnetou und das Halbblut Apanatschi, im Film "Der Schuh des Manitu", im Zeichentrickfilm "WinneToons: Die Legende vom Schatz im Silbersee", im Puppentrickfilm "Die Spur führt zum Silbersee", in der Zeichentrickserie Winnetou, im Fernseh-Zweiteiler Winnetous Rückkehr, in der Fernsehserie Mein Freund Winnetou, im Zeichentrickfilm "WinneToons: Ein Greenhorn im Wilden Westen", im Theaterstück "Ihr seid ein Greenhorn, Sir!", in den Aufführungen "Winnetou 1" in Elspe und in Weitensfeld, im Hörspiel "Fährten in der Prärie", in den Comics "Winnetou - Greenhorn und Shatterhand" von Helmut Nickel, "Winnetou, de man van de prairie" und "Old Shatterhand en Winnetou" von Juan Arranz und "Winnetou und Old Shatterhand" von Ernő Zórád finden sich Eisenbahnszenen.
siehe auch[Bearbeiten]
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Karl May: Old Shatterhand und Häuptling Schwarzer Mustang. Herausgegeben, bearbeitet und kommentiert von S. C. Augustin und Walter Hansen. nymphenburger 1996. Nachwort S. 425.
Literatur[Bearbeiten]
- Karl May, Siegfried Augustin und Roland Schmid: Mit Karl May in den Wilden Westen. Aus der Pionierzeit der Eisenbahn. Bamberg 1978.
- Hartmut Schmidt: "Die Naturkraft ist ihm unterthan." Technische Fragen im Werk Karl Mays. Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft Nr. 57/1985. Onlinefassung. Darin:
- Bernhard Kosciuszko: Abenteuer und Technik – Zwei Beispiele.
- Ingmar Winter: "Das eiserne Roß hat eine böse Stimme." Die Darstellung der Eisenbahn bei Karl May.
- Rolf J. G. Stadelmayer: Das Eisenbahnmotiv in 'Winnetou 1. Band' und in 'Winnetou 1. Teil'. Buchversion und Filmversion. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 159/2009, S. 59. Onlinefassung.
- Siegfried Augustin · Walter Hansen (Hrsg.): Die schönsten Eisenbahn-Geschichten. München 1990.
- Karl May: Unter Volldampf. Abenteuergeschichten rund um die Eisenbahn. Hrsg.: Siegfried Augustin und Wilhelm Brauneder; Hrsg. der grünen Bände: Lothar und Bernhard Schmid, Bamberg·Radebeul 2010.
- Florian Schleburg: "Ich hatte dies natürlich in unsere Zeitrechnung zu übersetzen..." Von zweierlei Datumsbestimmung im Wilden Westen.In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 171/2011, S. 24.
Weblinks[Bearbeiten]
- Der vollständige Eintrag in Wikipedia.
- Bilder von D. Douglas. "Der Schatz im Silbersee": Der Zug fährt über die Brücke, Der "Fireman" Old Firehand und "Der schwarze Mustang": Das Firwood-Camp, Rückfahrt zum Firwood-Camp.