Kanada-Bill
Der Kanada-Bill (eigentlich William Jones; bei Karl May auch unter den Namen Belfort alias Fred Fletcher alias Walker alias Dr. White, allerdings in verschiedenen Texten) ist ein Verbrecher.
Inhaltsverzeichnis
historische Figur[Bearbeiten]
William Jones, genannt "Canada Bill", ist eine historische Gestalt. Diese Kurzbiographie findet sich bei Karl May:
- Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erhielt der Präsident der Union Pacific Railroad ein merkwürdiges Schreiben. Der Urheber versprach 10 000 Dollar für die Erlaubnis, in den Eisenbahnzügen weiterhin »three-card monte« spielen zu dürfen, wo dieses Kartenspiel verboten worden war. Ferner, so gelobte er, würde er nur reiche Reisende aus Chicago schröpfen - oder Methodistenpriester, da sie meistens beträchtliche Geldsummen mit sich führten und ihm persönlich unsympathisch waren; ja, er würde auch einen gewissen Prozentsatz seiner Gewinne an die Eisenbahngesellschaft abführen, wenn das Verbot nur aufgehoben würde. Die Erlaubnis wurde natürlich nicht erteilt. Der Spieler, der den Brief geschrieben hatte, war ein englischer Zigeuner und (hieß) ... eigentlich William Jones. Er kam nach Kanada und trieb einen ganz leidlichen Pferdehandel, bis er bemerkte, daß mit der Karte noch ein Weniges mehr zu verdienen sei. Er hatte ein Spiel gelernt, welches man drüben in Germany »Kümmelblättchen« nennt - bei uns heißt es »three carde monte« - und trieb mit demselben zunächst da droben in den Britischen Kolonien sein Wesen, bis er es zu einer solchen Meisterschaft gebracht hatte, daß er sich über die Grenze herüber zu den Yankee's wagen konnte. Nun machte er den ganzen Norden unsicher, beutelte die pfiffigsten Gentlemen's bis auf den letzten Penny aus und suchte dann den Westen auf...
Alles, was May hier über ihn berichtet, ist verbürgt, abgesehen von dem in der Literatur nicht erwähnten Pferdehandel. Der historische Canada Bill war ebenso wie der literarische ein Betrüger, der mit Hilfe des Spieles "Three carde monte" auf Dampfern und in Eisenbahnzügen Reisende ausnahm. Bis auf die Gaunereien und das Glücksspiel haben der historische und der literarische Jones keine Gemeinsamkeiten. Der echte Canada Bill starb 1877.
bei Karl May[Bearbeiten]
Werke mit Kanada-Bill | |||
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in Ein Self-man[Bearbeiten]
Er ist Loafer (Herumtreiber) und Sklavenhändler; Landbesitzer am Red River. Der Kanada-Bill wird nach einem hinterhältigen Anschlag auf Tim Summerland und Abraham Lincoln von diesen bei Fort Gibson, an dessen Zerstörung durch Indianer er mitschuldig ist, schwer angeschossen.
Später kauft er von Willmers die Kinder von Betty Kroner, die Summerland und Lincoln wieder befreien.
in Three carde monte[Bearbeiten]
Der Kanada-Bill ist ein berühmt-berüchtigter Verbrecher, ein englischer Zigeuner; er war in Kanada Pferdehändler und wurde dann Falschspieler. Der Kanada-Bill ist noch jung.
Auf der Farm der Kroners benimmt er sich zudringlich gegenüber Mary Hammer, der Verlobten von Tim Kroner, und betrügt beim Kartenspiel (Three Carde Monte). Als er hinausgeworfen wird, schwört er Rache und entführt kurz darauf Mary. Bei einem Befreiungsversuch seiner Verfolger erschießt er sie und den Vater Tims.
Tim trifft ihn Jahre später in Fort Smoky Hill wieder; dort versucht er, die Offiziere beim Kartenspiel zu betrügen, was Tim jedoch verhindert. Der Kanada-Bill erhält 60 Hiebe als Strafe. Aus Rache überredet er die Choctaw des Schwarzen Panthers, zusammen mit Comanchen das Fort zu überfallen. Dank der Warnung Kroners und Abraham Lincolns kann der Angriff abgewehrt werden; der Kanada-Bill kann wieder entkommen.
Wiederum Jahre später tritt er mit seinem Komplizen David Holmann unter dem Namen Belfort beim "Ölprinzen" Guy Willmers auf. Tim Kroner und Lincoln decken seine wahre Identität auf, lassen ihn jedoch wieder laufen. Der Kanada-Bill steckt aus Rache zusammen mit Holmann das Öltal Willmers' in Brand und flieht.
in Old Surehand II[Bearbeiten]
In Karl Mays Bearbeitung der Geschichte Vom Tode erstanden für Old Surehand II hat der Kanada-Bill die Rolle von Dr. Haffley übernommen.
Unter dem Namen Walker nimmt er dann eine Stelle als Gehilfe beim Apotheker Cleveland in Norfolk an, beraubt diesen und errichtet mit dem Geld als Dr. White ein Hospital in der Mission Santa Lucia bei Sacramento, in dem er todkranke Goldgräber verbrecherisch um ihr Gold bringt.
Er begehrt Anitta Werner und versucht, seinen Nebenbuhler Eduard Horn hinterrücks zu ermorden, wird dabei aber von Old Shatterhand gestellt. Als er diesen später erschießen will, wird er von ihm niedergeschlagen:
- Der Fausthieb [...] hatte sein Gehirn in der Weise erschüttert, daß er nicht wieder richtig zur Besinnung, zum Bewußtsein kam. Er kämpfte Tag und Nacht mit den Gestalten derer, an denen er sich vergangen hatte, und wurde dabei so gefährlich, daß ihn nur die Zwangsjacke bändigen konnte. Die Tobsucht ließ nicht von ihm, bis sie ihn mit schäumendem Ringen tot niederwarf.
Sonstiges[Bearbeiten]
Ein Self-man gehört zu den ersten Erzählungen Karl Mays, die im Wilden Westen spielen; seine Motive wurden von ihm mehrfach verwendet und abgewandelt, bis sie schließlich im Band Old Surehand II (1895) eine Neugestaltung erfuhren.
Literatur[Bearbeiten]
- Eckehard Koch: Der »Kanada-Bill«. Variationen eines Motivs bei Karl May. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1976, S. 29 ff. (Onlinefassung)
Weblinks[Bearbeiten]
- Eintrag zur historischen Persönlichkeit in der englischen Wikipedia