Skalp

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Als Kopfschwarte (auch Skalp) bezeichnet man die funktionelle Einheit von Haut, Unterhaut und Sehnenhaube über dem Schädeldach.

Skalpieren ist das Entfernen des Skalps, üblicherweise mit dem Kopfhaar, bei Unfällen oder als Ritual. Das Skalpieren Lebender ist lebensgefährlich: da der Körper seiner schützenden Oberfläche beraubt ist, kann durch Austrocknung eine Infektion der Schädeldecke und damit eine Infektion der Hirnhäute auftreten.

Skalpieren als uraltes Ritual[Bearbeiten]

Nach dem Kampf zieht der Sieger den getöteten Feinden die Kopfhaut ab als Kriegstrophäe. Dieses Ritual wird normalerweise mit den Grenzkonflikten in Nordamerika assoziiert, bei denen es von den Indianern und den europäisch-stämmigen Grenzlandsiedlern praktiziert wurde.

Das Skalpieren wurde jedoch bereits von den antiken Skythen in Eurasien angewandt. Der griechische Historiker Herodot schrieb 440 v. Chr. über die Skythen: Die skythischen Soldaten schaben das Fleisch vom Skalp und machen ihn durch Reiben zwischen den Händen weich und benutzen ihn danach als Mundtuch. Der Skythe ist stolz auf diese Skalps und hängt sie an seinen Zügel; je mehr solcher Mundtücher ein Mann vorweisen kann, umso besser ist er angesehen. Viele fertigen sich Tarnmäntel an, indem sie mehrere dieser Skalps zusammennähen.

Laut dem Historiker James Axtell gibt es keinen Beweis dafür, dass frühe europäische Entdecker und Siedler in Amerika die Praktiken der Skythen kannten oder dass sie den Indianern das Skalpieren beigebracht hätten. Axtell sagt weiterhin, dass es klare Beweise gäbe, dass das Skalpieren in Amerika praktiziert wurde, lange bevor die Europäer eintrafen, insbesondere in Nordamerika. Die Theorie, dass die Indianer das Skalpieren von den Europäern übernommen hätten, kam in den 1960er Jahren auf und wird immer noch von einigen Autoren vertreten, aber von den meisten Wissenschaftlern abgelehnt.

die Hochblüte des Skalpierens in Nordamerika[Bearbeiten]

Man meint, dass der Kontakt mit den Europäern zu einer Verbreitung der Praxis des Skalpierens unter den Indianern führte, seit einige europäisch-stämmige amerikanische Regierungen ihre indianischen Alliierten in Kriegszeiten dazu ermutigten. Zum Beispiel wurde während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges der britische Gouverneurleutnant von Kanada, Henry Hamilton, unter den amerikanischen Patrioten als "Haarkaufender General" bekannt, weil angenommen wurde, dass er seine indianischen Alliierten dafür bezahlte, amerikanische Siedler zu skalpieren. Als Hamilton während des Krieges von Amerikanern gefangengenommen wurde, wurde er deswegen wie ein Kriegsverbrecher und nicht wie ein Kriegsgefangener behandelt. Sicher ist, dass Indianer wie auch amerikanische Grenzsiedler ihre Opfer während dieser Zeit oft skalpierten.

Amerikanische Regierungen setzten außerdem manchmal Skalpprämien aus, um Weiße für das Skalpieren von Indianern zu bezahlen. Im Jahre 1700 führte Massachusetts beispielsweise eine Prämie von 100 Pfund Sterling für jeden männlichen Indianerskalp ein, das Vierfache eines damaligen Jahresdurchschnittsverdienstes. 1706 bot der Gouverneur von Pennsylvania 130 Pesos für den Skalp jedes männlichen Indianers über zwölf Jahren und 50 Pesos für jeden Frauenskalp. Weil es für die, die die Prämie auszahlten, unmöglich war, das Geschlecht und manchmal auch das Alter zu bestimmen, wurde das Töten von friedlichen Indianern einschließlich Frauen und Kindern eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Im Franzosen- und Indianerkrieg setzte Pennsylvania eine Skalpprämie für Shingas, den Anführer der Lenni Lenape, aus.

Sämtliche US-Bundesstaaten haben zu bestimmten Zeiten Skalpprämien ausgelobt, manche bis in die 1880er Jahre. In Kalifornien wurden Skalpprämien privat ausgelobt, nachdem der Staat sie abgeschafft hatte. Die Zentralregierung in Washington D.C. achtete darauf, nie selbst Skalpprämien auszuloben, refinanzierte jedoch in erheblichem Maße einzelne Bundesstaaten für ihre Prämien. Durch dieses System wurde der Massenmord an Indianern zu einem lukrativen Wirtschaftszweig, der vollkommen ohne den Einsatz der Armee auskam. Die physische Vernichtung der Indianer wurde so zum größten Teil durch Zivilisten übernommen. In Kalifornien beispielsweise wurden so nach dem Goldrausch von 1849 innerhalb von nur zwei Jahrzehnten mehrere zehntausend Indianer ermordet.

bei Karl May[Bearbeiten]

Die meisten Indianer und auch ein paar Weiße praktizieren das Skalpieren. Anhand des Skalpierens lässt sich genau feststellen, in welchem Stadium der literarischen Entwicklung sich Winnetou befindet. In den ersten Versionen skalpiert auch Winnetou bedenkenlos seine getöteten Feinde und schmückt seine Kleidung mit Skalpen. Die vollentwickelte Version verzichtet aus humanitären Gründen darauf, und die Kleidung ist nun mit Lederfransen geschmückt.

Der prominenteste Skalpierte in Mays Werk ist wohl Sam Hawkens. Er hat diese Prozedur überlebt und trägt nun eine Perücke. Zum Entsetzen der jeweils anwesenden Damen kann es ihm aber passieren, dass er diese Perücke ungewollt mit seinem Hut abzieht und nun einen blutroten, grausig anzusehenden Schädel präsentiert.

Old Shatterhand ist über seinen dicken Skalp froh, der ihn so manchen Hieb mit einem Gewehrkolben auf seinen Schädel unverletzt überleben lässt.

Exponate im Karl-May-Museum[Bearbeiten]

In der ethnologischen Sammlung befinden sich insgesamt 17 Skalps – elf indianische, drei weiße und drei Rosshaar-Attrappen. Sie stammen alle aus der Frühzeit des Museums und wurden von Patty Frank zusammengetragen. Fünf Skalps werden in der Ausstellung gezeigt.

Weblinks[Bearbeiten]