Helmut Nickel

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Helmut Nickel

Helmut Nickel (* 24. März 1924 in Quohren bei Dresden; † 5. Juni 2019) war ein bekannter Comic-Zeichner und Kunsthistoriker. Einige seiner Arbeiten erschienen unter den Pseudonymen H. Humbert und Hugh I. Haffspoke. Zu seinen bedeutendsten Comic-Arbeiten zählen Don Pedro, Robinson und seine Umsetzung der Romane von Karl May.

Leben[Bearbeiten]

Helmut Nickel, der schon als Junge gerne zeichnete, wollte Tierarzt werden. Er wurde jedoch 1942 eingezogen; er kämpfte in der Sowjetunion und ab Juni 1944 an der Invasionsfront im Westen. Als Kriegsgefangener war er drei Jahre in einem belgischen Bergwerkslager interniert, wo er als Lagermaler sowohl für kleinere Illustrations- als auch für Renovierungsarbeiten zuständig war.

Nach seiner Rückkehr illustrierte er mehrere Kinderbücher, u.a. vier Bücher von Lisa Tetzners Kinderbuchreihe Erlebnisse und Abenteuer der Kinder aus Nr. 67.[1] Da er in der SBZ keine Studiengenehmigung bekam, zog er 1949 nach West-Berlin, um dort an der neu gegründeten Freien Universität zu studieren. Dort gab es jedoch keine naturwissenschaftliche Fakultät und so studierte er (statt Tiermedizin) Kunstgeschichte, Ethnologie und präkolumbianische Kultur. Um das Studium und seinen Lebensunterhalt finanzieren zu können, arbeitete er als freier Mitarbeiter für ein Werbegraphikstudio. Dort ergaben sich erste Kontakte zum Gerstmayer Verlag,[2] für den Helmut Nickel in der Folgezeit die Serien Die 3 Musketiere, Der Graf von Monte Christo, Titanus und Robinson gestaltete. Parallel zu seinen ersten Arbeiten für den Gerstmayer Verlag zeichnete Helmut Nickel für den Junior Verlag die Serie Hot Jerry. In den Heften 19 bis 30 erschien zusätzlich Nickels Serie Don Pedro, die vor dem Hintergrund der Eroberung Mexikos spielt.

1953, während seines Studiums und noch vor dem Erscheinen seiner ersten Comics, heiratete Helmut Nickel. Ab 1955 konzentrierte sich seine zeichnerische Tätigkeit auf die Serie Robinson, bevor er 1958 für Harry, die bunte Jugendzeitung, die im Walter Lehning Verlag erschien, den Comic Francis Drake schuf. Im selben Jahr promovierte er und nahm anschließend eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Berliner Museen an. Er arbeitete zuerst für die Lipperheidische Kostümbibliothek und anschließend für die Abteilung Schrifttum für deutsche Kunst innerhalb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Nickels Tätigkeit bei den Museen schloss eigenen Aussagen in Interviews[3] zufolge Nebentätigkeiten aus, und er beendete seine Mitarbeit an der Comic-Serie Robinson. Trotzdem zeichnete er für Lehnings Harry, die bunte Jugendzeitung den Comic Peters seltsame Reisen. Als sich die Beschränkung der Nebentätigkeiten lockerte, zeichnete er 26 Titelbilder für Lehnings Tarzan-Comics und 16 Titelbilder für Taschenbuchomane sowie zwei weitere Robinson-Abenteuer und verständigte sich mit Walter Lehning über die Gestaltung eines Winnetou-Comics. Als er 1960 berufen wurde, Kurator am Metropolitan Museum of Art in New York zu werden, entschied er sich, die Comics trotzdem zu zeichnen. In den folgenden Monaten fertigte Nickel Adaptionen der Mayschen Erzählungen Winnetou I, II und III, Der Geist des Llano Estacado, Mutterliebe, Der Sohn des Bärenjägers und Der Schatz im Silbersee an. Aufgrund ausstehender Honorare beendete Nickel seine Arbeit mitten in der Handlung. Es war seine letzte Arbeit als Comic-Zeichner.

Bis 1989 war Helmut Nickel am Metropolitan Museum of Art als Kurator für die Sammlung von Waffen und Rüstungen zuständig. Nach seiner Pensionierung ließ er sich in Florida nieder.

Karl-May-Comics von Helmut Nickel[Bearbeiten]

Karl May 18 (Lehning)

Im Interview äußerte Helmut Nickel, dass er bereits als kleiner Junge gerne Karl May las und sein erstes Karl-May-Buch Winnetou I war.[4] Als Walter Lehning an ihn herantrat, die Winnetou-Romane als Comic zu adaptieren, war er von der Idee sehr angetan, so dass er diese Arbeit trotz seines Umzuges nach New York annahm. Er begann mit seiner Umsetzung der Winnetou-Trilogie, an deren Ende er Winnetou jedoch nicht sterben, sondern nur verwunden ließ, um chronologisch weitere Abenteuer mit dem Apachen-Häuptling erzählen zu können.

Die ersten Folgen fertigte Nickel bereits vor Ablauf der Urheberschutzfrist (am 31. Dezember 1962). Im Februar 1963 erschien dann im Lehning Verlag das erste Heft der Reihe Winnetou nach Karl May, mit Heft 9 wurde die Reihe umbenannt in Karl May. Die Hefte 1 bis 8 und 10 enthielten Nickels Winnetou. In den Heften 12, 14 und 16 folgte Der Geist des Llano Estacado. Genau genommen war Nickels Karl-May-Adaption nicht in einzelne Abenteuer unterteilt, sondern als Endlosfortsetzung mit fließenden Übergängen konzipiert. Das wurde besonders bei Die Söhne des Upsaroka in Heft 18 und 20 deutlich, dem nahtlos der Comic Der Sohn des Bärenjägers in den Heften 20, 22, 25, 28, 31 und 35 folgte.

Aufgrund des Erfolges seiner Karl-May-Reihe startete Lehning im September 1964 mit Winnetou eine weitere Reihe, die u.a. Material der ersten Reihe nachdruckte. Im Januar 1965 erschien das letzte Heft der Reihe Karl May. Nachdem in Winnetou alle Comics von Helmut Nickel nachgedruckt waren, startete in Winnetou 49 Nickels letzter Comic Der Schatz im Silbersee. Dieser wurde in den folgenden Heften fortgesetzt. Da Lehning aber ausstehende Honorargelder nicht beglich, stellte Nickel seine Arbeit ein. Nickels letzte Comicseite erschien im Oktober 1965 in Winnetou 55. Fortgesetzt und beendet wurde die angefangene Geschichte von Harry Ehrt.

Rezeption[Bearbeiten]

Comixene 10
enthielt den ersten Fachartikel über Nickels Arbeiten

In den 1970er Jahren fanden Nickels Werke in der sich formierenden deutschen Comicszene regen Zuspruch. 1976 erschien in der Fachzeitschrift Comixene Nr. 10, damals die Vereinspublikation der Interessengemeinschaft Comic Strip (INCOS), der erste umfangreiche Artikel über den Comiczeichner.[5] Im selben Jahr erschien im INCOS Sonderband 2 - Winnetou einer der ersten Fachartikel über Karl-May-Comics,[6] in diesem wurde Nickels Arbeit als herausragend hervorgehoben.

Die Wertschätzung der Comic-Kenner und -Experten ging mit Nachdrucken seiner Werke einher. Den Anfang machten die Bände 4 bis 8 der in Comixene Paperback umbenannten INCOS Sonderband-Reihe, die die Comics Francis Drake, Don Pedro und einige Ausgaben von Robinson neu auflegte. Im Laufe der Jahre folgten verschiedene Nachdrucke in den unterschiedlichsten Formaten. Die Winnetou-Comics beispielsweise wurden ab 1989 vom Splitter Verlag in neun Hardcover-Alben nachgedruckt. Jahre später konzipierte der Norbert Hethke Verlag aus den beiden Karl-May-Reihen des Walter Lehning Verlages eine eigenständige Reihe, die neben anderen Karl-May-Comics alle Winnetou-Comics von Helmut Nickel nachdruckte.

Artikel über Helmut Nickel erschienen u.a. in den Fachzeitschriften RRAAH!, Die Sprechblase und im Jahrbuch Deutsche Comicforschung 2008.

Andreas C. Knigge, einer der "Wegbereiter einer kritischen Comic-Rezeption in Deutschland",[7] urteilte in seinem 1988 erschienenen Comic Lexikon, dass Nickel neben Hansrudi Wäscher einer der Zeichner sei, die den deutschen Comic in den 1950er Jahren am stärksten geprägt habe.[8]

Bei der Ausstellung der Deutschen Nationalbibliothek Comics made in Germany - 60 Jahre Comics aus Deutschland, die vom 24. Januar bis zum 24. Mai 2008 in Frankfurt am Main und anschließend vom 13. Juni bis zum 11. Oktober 2008 in Leipzig gezeigt wurde, waren Nickels Arbeiten repräsentativ vertreten.

Im Juni 2011 wurde ihm während des Münchener Comicfestivals der Comicpreis PENG! für sein Comic-Lebenswerk verliehen. Eine Ausstellung im Jagd- & Fischerei-Museum[9] ergänzte die Feierlichkeiten.

Sonstiges[Bearbeiten]

1993 erschienen zwei Telefonkarten mit Motiven von Helmut Nickel.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Nickel illustrierte die im Sachsenverlag erschienene Lizenzausgabe der Kinder aus Nr. 67:
    Buch 1 Erwin und Paul (Band 1) + Das Mädchen aus dem Vorderhaus (Band 2)
    Buch 2 Erwin kommt nach Schweden (Band 3)
    Buch 3 Das Schiff ohne Hafen (Band 4)
    Buch 4 Die Kinder auf der Insel (Band 5).
  2. Der Gerstmayer Verlag firmierte unter verschiedenen Bezeichnungen und war eng mit anderen Verlagen verbunden. Der Einfachheit halber werden in diesem Artikel die Verlage Verlag für moderne Literatur, Jupiter Verlag, Drei Kronen Verlag, Junior Verlag, Titanus Verlag, Druck- und Verlagsanstalt Gerstmayer als Gerstmayer Verlag zusammengefasst.
  3. Vgl. Interview von 1989, S. 22.
  4. Vgl. Interview von 1989, S. 12.
  5. Autor des Artikels war Detlef Lorenz, der in der Folgezeit seinem Status als "Nickel-Experte" durch viele weitere Artikel Berechtigung verlieh.
  6. Norbert Aping: Karl May Comic Bearbeitungen in Deutschland. In: Andreas C. Knigge und Claudine Giraud (Hrsg.): INCOS Sonderband 2 - Winnetou, Hannover, 1976, S. 6-11 (unpag.).
  7. Eintrag Andreas C. Knigge bei Wikipedia.
  8. Andreas C. Knigge: Comic Lexikon. Frankfurt am Main, Berlin und Wien: Ullstein Verlag, 1988, S. 343.
    Die Aussage galt für die BRD, die Comics der DDR fanden in der damaligen Auseinandersetzung wenig Beachtung.
  9. Helmut-Nickel-Ausstellung im Rahmen des Comicfestivals München
    Jagd- & Fischerei-Museum, 8. Juni bis 10. Juli 2011
    Neuhauser Str. 2, 80331 München

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]