Spandareh

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Landschaft bei Sbindhār im Jahr 1911
Route über Spandareh

Sbindhār (arabisch: سبنذار, kurdisch: Spindar/سپندار) ist ein Dorf im Distrikt Amediye des Gouvernements Dahuk im Irak. Die Gemeinde hat heute rund 800 Einwohner und verfügt über eines der wenigen Gesundheitszentren der Region.

Es liegt bei 36°58'35" nördlicher Breite und 43°18'42" östlicher Länge, rund 20 Kilometer südwestlich von Amediye und 72 Kilometer nördlich bis nordnordöstlich von Mossul.

Spindar ist im zwanzigsten Jahrhundert seit Mitte der sechziger Jahre im Zuge der Verfolgung und Ermordung von Minderheiten wie der Kurden, Assyrer und Chaldäer im Nordirak durch das irakische Baath-Regime mehrfach völlig zerstört und wieder aufgebaut worden[1], so wie unzählige andere Dörfer der Region.

Seinen Namen hat es von der Silber-Pappel (Populus alba, auch: Weiß-Pappel), die dort Spindar genannt wird und zur Holz- bzw. Zellulosegewinnung angebaut wurde und wird.

Spindar lag zur Zeit des Osmanischen Reichs für die Übernachtung günstig auf dem Weg von Mossul nach Amadijah, wohin der Einflussbereich des Paschas von Mossul gerade so reichte. Deswegen wurde es im neunzehnten Jahrhundert von mehreren Reisenden besucht und als ein großes, von Kurden bewohntes Dorf erwähnt. In der Regel wird es Spindari geschrieben, nur Austen Henry Layard, der dort im Sommer 1846 eine Nacht verbrachte, schreibt Spandareh.[2]

bei Karl May[Bearbeiten]

Spandareh
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Durchs wilde Kurdistan

In „Durchs wilde Kurdistan”, dem zweiten Band des „Orientzyklus”, sind Kara Ben Nemsi, Halef und Mohammed Emin auf den Weg nach Amadijah, um Amad el Ghandur, Mohammed Emins Sohn, aus türkischer Haft zu befreien. Begleitet werden sie von dem Buluk Emini Ifra, dem letzten der Militärbegleitung, die der Pascha von Mossul Kara Ben Nemsi mitgegeben hat. Natürlich ahnt Ifra nichts von den Plänen seiner „Schützlinge”.

Im Dorf Cheloki, kurz vor Spandareh, schickt Kara Ben Nemsi Ifra voraus, damit dieser die Ankunft der Gruppe vorbereitet und für eine Unterkunft für die Nacht sorgt.

Von Cheloki bis hinüber nach Spandareh ist nicht weit, aber doch brach die Nacht bereits herein, als wir dieses große Kurdendorf erreichten. Es hat seinen Namen von der großen Anzahl von Pappeln, welche dort vorkommen; denn Spidar, Spindar und auch Spandar heißt im Kurmangdschi die Weißpappel. Wir fragten nach der Wohnung des Kiajah, erhielten aber statt einer Antwort nur grimmige Blicke.
Ich hatte meine Frage türkisch ausgesprochen; jetzt wiederholte ich sie kurdisch, indem ich nach dem Malkoe-gund, welches Dorfältester bedeutet, fragte. Dies machte die Leute augenblicklich willfähriger.
[3]

Ifras Bemühungen um ein Nachtquartier gestalten sich aber schwierig und sind noch nicht abgeschlossen, als die drei anderen eintreffen. Der Grund liegt darin, dass ein anderer Soldat ebenfalls eine Unterkunft für einen europäischen Herrn sucht, was zu einem Streit mit Ifra führt. Wegen der besseren Papiere Kara Ben Nemsis wird die Sache zu seinen Gunsten entschieden, wobei er sich den Soldaten, einen Arnauten, zum Feind macht.

Kara Ben Nemsi und seine Gefährten interessieren sich zunächst nicht für den anderen Europäer und essen in Ruhe und ausgiebig zu Abend. Erst nach Beendigung des Mahls stellt sich heraus, dass es sich um Sir David Lindsay handelt, den sie kurz zuvor in Obhut der Haddedihn zurückgelassen hatten, weil seine Anwesenheit ihnen bei ihrem Vorhaben gefährlich werden konnte. Es ist ihm aber zu langweilig geworden, zumal er keine der begehrten Fowling bulls bei seinen Ausgrabungen finden konnte. So hat er sich auf die Suche nach Kara Ben Nemsi gemacht.

Im Zuge eines geselligen Abends macht Kara Ben Nemsi sich den Dorfältesten, bei dem er mit seinen Gefährten wohnt, zum Freund und wird von diesem mit Dojan, einem Windhund, beschenkt. Dieser kann seinen Wert gleich nach dem Aufbruch nach Amadijah am nächsten Morgen beweisen, als der Arnaute einen Anschlag auf Kara Ben Nemsi verübt. Natürlich bleibt dieser Anschlag folgenlos.

Für den realistischen Hintergrund der gesamten Handlung in Kurdistan stützt May sich auf den Ausgrabungs- und Reisebericht von Austen Henry Layard. Dieser schreibt ganz ähnlich:

Nachdem wir über einen mit einem Wald von Zwergeichen bedeckten Gebirgszweig gekommen waren, ritten wir in das Thal von Cheloki hinab und erreichten gegen Sonnenuntergang das große kurdische Dorf Spandareh, welches diesen Namen von den Pappeln „Spandar” erhalten hat. Die Bewohner, von dem furchtbaren Ansehen unserer Abtheilung beunruhigt, schienen nicht abgeneigt, die Pflichten der Gastfreundschaft bei Seite zu setzen; und es wurden einige nachdrückliche Maßregeln erforderlich, bevor wir sie überzeugen konnten, daß unsere Invasion eine freundschaftliche und keine feindselige sei.[4]

In Bezug auf die präzise Etymologie des Namens des Dorfes geht May aber über Layard hinaus, bei dem er sie nicht finden konnte. Bestätigt wird sie — was Spidar und Spindar angeht[5] — in mehreren wissenschaftlichen Werken des neunzehnten Jahrhunderts; eines davon hatte May in seiner Bibliothek.[6] In diesem findet sich auch der Malkoe-gund.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Human Rights Watch: Genocide in Iraq, The Anfal Campaign against the Kurds, New York-Washigton-Los Angeles-London 1993, S. 266.
  2. Dabei ist zu berücksichtigen, dass alle Reisenden den Namen nur mündlich erfahren haben und versucht haben, ihn ihrer jeweiligen Muttersprache entsprechend niederzuschreiben. Die englische Aussprache von Spandareh ähnelt durchaus der von Spindari.
  3. Karl May: Durchs wilde Kurdistan. Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 119.
  4. Layard, Austen Henry: Niniveh und seine Ueberreste, Neue wohlfeile Ausgabe Dyk'sche Buchhandlung, Leipzig 1854, S. 87.
    Inventar-Nr. KM0689 in Karl Mays Bibliothek.
  5. Spandar dagegen ist nur bei Layard zu finden.
  6. Lerch, Peter: Forschungen über die Kurden und die iranischen Nordchaldäer, Zweite Abtheilung Eggers et Comp., St. Petersburg 1858,S. 143.
    Inventar-Nr. KM0502[a] in Karl Mays Bibliothek.