Der Weg zum Glück/Keryhof

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Der Weg zum Glück ist in mehrere unabhängige Handlungsstränge gegliedert, die sich im Laufe des Romans verbinden. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Handlung um dem Keryhof. Zeitlich spielt sie so lange nach der Ankunft des Königs in Hohenwald, dass zumindest der Prolog von Max Walthers Drama gedruckt vorliegt, zugleich aber auch so kurz danach, dass Seine Majestät noch dort weilt. Die Handlung erstreckt sich über nur wenige Tage; sie beginnt auf Seite 1245.[1]

Achtes Capitel. Zweimal gerettet.[Bearbeiten]

Verlobung?[Bearbeiten]

Georg Kery ist der reichste Bauer in Slowitz.

So reich er ist, so geizig und hartherzig ist er auch. Er kennt nur ein Vergnügen – sein Geld zu zählen, und er hat nur eine Leidenschaft, der er aber nur heimlich fröhnt - das Spiel. Wenn er hinein nach Pilsen kommt, so giebt es in dem Einkehrhause, vor welchem er auszuspannen pflegt, ein kleines Hinterzimmerchen, in welchem er nach dem Essen seine Cumpane erwartet. Dann gehen die Karten herüber und hinüber, und die Guldenzettel wechseln ihre Besitzer. Daß er aber auch daheim in seinem Dorfe heimlich spielt, das wissen nur Wenige [...] In seinem Hause ist er ein Tyrann.[2]

Ludwig Held ist sein Großknecht. Dessen Mutter will ihn besuchen, platzt dabei allerdings ins Mittagessen und wird, da Ludwig noch nicht aus der Stadt zurück ist, vom Bauern in unverschämter Weise in der dritten Person abgefertigt. Dabei fährt er auch Frau und Tochter an, die Rosalies freundlichen Gruß beantworten. Besonders geiselt er, dass Ludwig gerne liest und dass er seine Mutter finanziell unterstützt, anstatt zu sparen. Ludwig erscheint erst zum Ende der Mahlzeit, bietet dem Bauern gleich ordentlich Kontra und seiner Mutter sein Essen an.

"Du, hör mal, Ludwig, wer ist denn eigentlich hier Herr im Hause?" fragte Kery. "Du oder ich?"
"Natürlich Sie!"
"Dann bin ich es auch allein, der zu bestimmen hat, wer sich hier niedersetzen und essen soll."
"Nun ja, im Hause sind Sie der Herr, aber über meine Portion bin ich der Herr. Mit ihr kann ich machen, was ich will."
"So! Das ist Deine Ansicht aber nicht die meinige. Wenn mein Knecht nicht ißt, gehört sein Essen mir. Und wenn Du es verschenken willst, so giebt Dir das noch kein Recht, eine Person, die nicht hier herein gehört, am Tische niedersetzen zu lassen."
Ueber das Gesicht des Knechtes zuckte ein ganz kurzes, ironisches Lächeln. Er war der Einzige, der sich vor dem Bauer nicht fürchtete. Er wußte auch ganz genau, daß dieser ihn nicht gern verlieren würde, denn er arbeitete für Zwei und that auch außerdem mehr, als man eigentlich von ihm verlangen konnte. Weshalb, das wußte nur er allein. Er antwortete:
"Eine Person? Wen meinen Sie?"
"Deine Mutter natürlich!"
"Ach so! Nun, für mich ist sie keine Person, sondern meine Mutter. Und wenn ich meiner Mutter, der ich seit meiner Geburt Alles verdanke, nicht einmal mein Essen geben darf, dann suche ich mir einen andern Herrn, der das vierte Gebot genauer kennt als Sie! Komm Mutter, setz Dich her!"[3]

Auf die nun angedrohte Kündigung setzt er provokant seine Absicht, ohnehin zu gehen – aber der Bauer möchte doch nicht seinen besten Mann verlieren.

Noch mehr bringt er den Bauern in Verlegenheit, als er als Grund für seine Kündigungsabsicht den Stephan Osec angibt.

Dessen Vater hat, wie Ludwig unterwegs erfuhr, mit Kery die Verlobung Stephans mit Gisela ausgehandelt. Nach dem Essen erzählt er seiner Mutter davon, nachdem sie die Kuh verhandelt haben: die alte war gestorben, sie hatte es ihm verschwiegen und behauptet, sie getauscht zu haben. Tatsächlich aber hatte sie eine neue geliehen;[4] zum Kauf für fünfzig Thaler, also hundertfünfzig Mark, hatte das Geld gefehlt. Und nun konnte sie prompt dem Juden die Zinsen nicht zahlen.

Ludwig ist - zu Recht - strikt gegen das Arrangement und hat, da er ja schon durch einen Brief wusste, was ihn in etwa erwartete, statt der dreißig (!) Mark Zinsen gleich hundertachtzig bereitgestellt, seine Ersparnisse und das, was er für seine Uhr im Pfandhaus erhielt. Gisela war unterdessen nicht in ihrer Kammer, sondern hatte in der Küche das Gespräch belauscht und lenkte ihn nun ab, um schnell heimlich seinen Beutel aus ihrem noch ein wenig nachzufüllen: "Das ist er werth, und noch viel mehr als das!"[5]

Ludwig gibt seiner Mutter das Geld

Wie erstaunt sind Mutter und Sohn, als da nun plötzlich noch neunzig Mark mehr im Beutel lagen als erwartet! Von eine guten Fee ist die Rede und da zeigt Ludwig seiner Mutter ein Gedicht in einem Büchlein, den Prolog zu Maxens Drama.[6]

Im weiteren Gespräch kommt die Rede auch auf Gisela und Ludwig gesteht seiner Mutter seine – seiner Meinung nach hoffnungslose - Liebe zu der schönen, reichen Bauerstochter. Nur ihretwegen ist er, obgleich schon Unteroffizier mit Auszeichnung und somit auch mit Anspruch auf eine staatliche Anstellung, aus dem Dienst geschieden und wieder als Knecht zum Kerybauern gegangen. – Wie unendlich glücklich ist Gisela, dies zu hören!

Gleichzeitig mit diesem Gespräch findet ein anderes beim Bauern statt: er eröffnet seiner Frau, dass er Gisela heute mit Stephan verloben werde. All ihre Einwände weist er barsch zurück und schlägt sie schließlich gar: sie habe das Recht, ihren Segen dazu zu geben, sonst keines.

Als Kery nun wieder ins Erdgeschoss hinabsteigt, sieht er Usko, einen Zigeuner, der sich als Slavonier ausgibt, den Metallwarenhändler und Topfstricker spielt und zusammen mit seinem Spießgesellen Zerno bei Schmuggelunternehmen Lastträger ist. Kery vertröstet ihn auf die Nacht, verlangt aber, sich tagsüber nicht auf dem Hof sehen zu lassen.

Gleich danach erscheinen die Osecs und erzählen, wie ihnen die Gäule durchgegangen und sie selbst samt Wagen und Gespann von der Brücke in den Fluss gestürzt waren, von wo Ludwig sie gerettet hat. Die Belohnung in Höhe von zwei Gulden weist Ludwig jedoch als Beleidigung zurück.

"Sie irren sich. Ihre Pferde waren neu. Wieviel haben Sie dafür bezahlt?"
"Achthundert Gulden."
"Nun, diese achthundert Gulden wären verloren gewesen, wenn ich die Pferde nicht herausgeschafft hätte. Und für diese achthundert Gulden geben Sie mir zwei! Und da rechne ich noch gar nicht, wieviel Ihr Leben werth ist und dasjenige Ihres Sohnes. Hätte ich das gewußt, so hätte ich die Pferde gerettet, weil mir die Thiere leid thaten, Sie aber hätte ich ruhig ersaufen lassen."
"Mensch, Du wirst grob!"
"Nein, sondern ich sage Ihnen nur meine Meinung, Herr Osec. Hätten Sie mir die Hand gedrückt und gar kein Geld angeboten, so hätte ich mich gefreut. Aber mich mit zwei Gulden abfinden, für zwei Menschenleben, zwei Pferde und einen Wagen, welcher zertrümmert und zu Schanden geworden wäre, mit zwei Gulden, welche nicht einmal ausreichen, mir meinen Anzug wieder herstellen zu lassen, das ist lumpig! So Etwas thut man aber am Allerwenigsten dann, wenn man auf die Brautschau geht, um die einzige Tochter eines steinreichen Mannes zu angeln. Sie sind der reiche Herr Osec, aber nebenbei sind Sie auch ein Geizkragen und Filz ohne Gleichen. Wehe dem Mädchen, welches einen solchen Schwiegervater bekommt!"[7]

Kurz darauf findet die nächste Szene im Garten statt: Stephan will Giselas Einwilligung zur Verlobung, doch sie lässt ihn abblitzen:

Ludwig schützt Gisela vor Osec
"Weil ich weiß, daß Du Dich nur im Scherz verloben kannst. Im Ernst bringst Du das doch nicht fertig."
"Nicht im Ernste? Warum denn nicht?"
"Weil Du nichts, gar nichts hast, was dazu gehört."
"So! Nun sag doch einmal, was das ist!"
"Zunächst bist Du zu dumm!" [...] "Ja, zu dumm zur Verlobung." [...] "Nun, siehst Du, wie dumm Du bist! Du hast nicht einmal das, was man zur Verlobung am Allernothwendigsten braucht, eine Geliebte."
"Die brauche ich nicht. [...] Ein rechter und richtiger Bursch läßt die Eltern für sich wählen."
"Einen Menschen, der mich durch seinen Vater von meinem Vater begehrt, den mag ich nicht, denn er achtet und liebt mich nicht. [...] Ich möchte Dich nicht. [...] Ich würde mich an das Gericht wenden und den Schutz desselben finden. [...] Ich habe gesagt, Du seiest zu dumm zum Heirathen. Das ist noch nicht Alles, denn Du bist auch zu häßlich dazu."[8]
"Bin - bin - - bin ich denn gar so sehr häßlich?"
"Ja, ungeheuer." [...]
""So hattest Du erst mich zu fragen, ob ich Dich will."
"Unsinn! Ich weiß, daß Du mich nicht magst."
"So ist es gradezu schurkisch, mich durch den Vater zwingen lassen zu wollen. Ein Menschenkind ist kein Hund, dem man irgend einen Herrn aufzwingen kann."[9]

Dennoch will Osec Gisela zwingen, ihn zu küssen, doch da schreitet Ludwig ein und Stephan muss das Feld räumen.

Tanzvergnügen[Bearbeiten]

Gisela bittet Ludwig, sie zu schützen und zu verhindern, dass sie mit Osec tanzen muss. Ludwig ist natürlich gern bereit, sie – wann immer es möglich ist – schneller aufzufordern als Stephan, hält das aber nicht für ausreichend und vereinbart daher mit dem Trio "Wenzelei", das zum Tanz aufspielt, dass die Musik immer dann aufhört, wenn Osec tanzen will. Auch die letzten Bedenken, dass dies die Dorfburschen ärgern möchte, die dann ja auch nicht tanzen können, verfliegen, als der Vater Osec Freibier spendiert: 6 Gläser für 26 Burschen, die Mädel gar nicht gerechnet; ein Angebot, das entrüstet zurückgewiesen wird! Stephan bekommt keine Chance zu auch nur einem einzigen Tanzschritt: erst ist Ludwig immer der Schnellere, dann, als Kery interveniert, fallen der Reihe nach jeweils ein Instrument aus und schließlich, als Osec für zehn Gulden eine Extratour kauft und sich etwas besonders Feines ausbittet, fehlt der Katzenmusik alles, was entfernt an Tanzen erinnert. Der Herr Musikdirector – der Schmied Menzel – gibt das später für einen Cotilljong aus. Pech für die Osecs, dass sie gerade den nicht kannten...

Natürlich will der Alte das nicht gelten lassen, verlangt eine kostenlose Wiederholung der Extratour und erreicht schließlich einen kostenlosen Rauswurf – Kery kann nur noch die Zeche zahlen und ihnen folgen.

Gisela sträubt sich auch weiterhin gegen die Verlobung, jetzt mit dem Vorwand, ins Klostrer gehen zu wollen. Sie erhält zwei Wochen Frist, darüber nachzudenken, und geht in den Garten, wo sie Ludwig trifft. Die beiden gestehen einander ihre Liebe und Gisela lässt sich alles berichten, was Ludwig über den Schmuggel ihres Vaters weiß. Als sie von Kery überrascht werden, kündigt Ludwig. Er erklärt sich – berechtigterweise – dem Bauern samt den Osecs überlegen und Gisela zu seiner Geliebten, die er heiraten werde.

gefährliche Geheimnisse[Bearbeiten]

Sie bringt er ins Haus und erbittet sich von ihr den Küchenschlüssel, vor ihm liegen ein paar schlafarme Tage: in der Küche, Stall und Scheune belauscht er die Osecs, den alten Osec und Kery, Barko und Zerno und Kery mit den beiden Osecs, danach fährt er unbemerkt mit ihnen zu ihrem Hof. Er weiß nun, dass und wie sie Kery betrogen haben, dass und wie Kery und sie ihn selbst mit gefälschten Briefen als Pascher anschwärzen wollen, dass Zerno und Usko jemanden ermorden und berauben wollen und dass Kery bereits seinen ganzen Hof im Spiel verloren hat und nun auch noch um den letzten Rest betrogen werden soll. So kann er planmäßig vorgehen: zunächst nimmt er alle Wechsel und Lieferscheine von Schmuggelgut an sich, welche die Osecs sauber gebündelt aufbewahren, dann bringt er den einen der beiden verfänglichen Briefe an sich und kehrt zurück, um wenigstens für zwei Stunden noch zu schlafen. Morgens wandert er mit seiner Mutter nach Oberdorf. Unterwegs lässt er sie den zweiten Brief finden und erläutert ausgiebig, dass und warum er ihn abgeben müsse – bis er außer Hörweite der Ganoven ist, dann widerruft er und versucht ihr klarzumachen, dass dies nur eine Falle war. Als sie gleich darauf einkehren, treffen sie den Wurzelsepp. Der ist – wie immer, wenn er etwas nicht gleich erfährt – ein wenig beleidigt, als Ludwig nicht sofort mit der Sprache heraus will, was er denn später in Hohenwald zu besorgen habe und warum er denn unbedingt vorher nach Oberdorf müsse. Da er dann erfährt, dass Ludwig Jeschkos Identität kennt, wird er sehr hellhörig und bei dem Namen Barko springt er vor Überraschung auf: schließlich wusste ja niemand, dass der noch lebt. Als Ludwig merkt, dass auch Sepp vieles von den alten Verbrechen weiß, wird er gesprächiger und Sepp kommt schnell darauf, daß er "Föhrenholz" und "Föhrenbusch" miteinander verwechselt, es handelt sich also bei der gesuchten Mühle um die des Müllerhelms und bei dem potentiellen Mordopfer der beiden Schmuggler-Topfstricker um keinen geringeren als den König selbst.

Ludwig hatte es zwar geahnt, jedoch als zu unglaubhaft abgetan – und ebenso fällt es dem König selbst zunächst schwer, zu glauben, dass er tatsächlich als Opfer eines besonders hinterhältigen gemeinen Raubmordes auserkoren ist. Umso dankbarer ist er; doch so glücklich Ludwig über den langen, festen Händedruck seines geliebten Königs ist und über dessen bewegte Dankesworte, so vehement sträubt er sich gegen jede Bezahlung.

Sorgfältig wird nun die Abwehr aufgestellt: eine Melone im Bett als Kopf, Fex und Jeschko im Zimmer, weil Barko schießen will und folglich auch zuerst eindringen wird, Max und Ludwig vor der Mühle und Sepp vor der Tür. Jeschko war glücklich darüber, dass er seinen verhassten und gefährlichen Bruder mit seinem Schuss in dessen Brust nicht ermordet hatte; frei von dieser Schuld kann er nun freiweg alles erzählen, was er vorher immer verschweigen musste.

Nachts werden die beiden Raubmörder bei der Tat beobachtet, gefasst und gleich ins Gefängnis transportiert.

Wechselspiele[Bearbeiten]

Ludwig bei Gisela und ihrer Mutter; die Osecs wollen den Hof

Ludwig trifft am Mittwoch wieder auf dem Keryhof ein, weil sich die Osecs die Antwort holen wollen, die Einwilligung in die Verlobung mit dem Recht, zu bleiben – oder die Übergabe des Hofes an sie. Er kommt kurz nachdem der Bauer in höchster Eile den Hof verlassen hat: er hatte einen bitterbösen Brief erhalten, weil in der letzten Schmuggelsendung nur Lumpen und Altpapier waren, und will sich nun einerseits selbst überzeugen und andererseits wenigstens da noch seine Ehre retten. Gisela – der gegenüber er sich trotz ihrer Widerworte vergleichsweise ruhig verhielt – hatte gerade den Brief gefunden und klar ausgesprochen, dass nun nur noch Ludwig helfen könne, da klopft dieser auch schon an die Tür. Zunächst hat er die Mutter zu beruhigen – Gisela ist schon durch seine Anwesenheit halb und durch seine Versicherung, alles einrenken zu können, ganz beruhigt – doch ehe er noch viel sagen kann, trudeln auch schon die Verbrecher ein und können es kaum fassen, auf Ludwig zu treffen. Und der stellt dann auch gleich klar, wer hier das Sagen hat:

Die Augen Osecs wurden größer und größer. Er kam langsam näher, schwenkte seinen Stock wie drohend hin und her und antwortete:
"Wie ist mir denn? Hab ich da den Herrn Kerybauer vor mir oder einen Knecht, der keinen Dienst besitzt?"
"Keins von Beiden. Ich bin der Herr Ludwig Held, ehrenvoll verabschiedeter und mit dem eisernen Kreuz ausgezeichneter bayrischer Unteroffizier. Ihr aberst seid zwei Schufte, Hallunken, Schurken, Spitzbuben und Gurgelabschneidern. Ihr schmuggelt, Ihr raubt, Ihr stehlt, Ihr spielt falsch, Ihr treibt alle Lastern und Verbrechen. Und wann so ein Hallunkenvatern mit seinem Schurkensohne vor einen braven Unteroffizieren tritt, so kann man wenigstens verlangen, daß die Beiden grüßen. Verstanden!"
Die zwei Osecs und die beiden Frauen standen wortlos. Ludwig aber trat hart an die Ersteren heran und sagte in befehlendem Tone:
"Nun, wirds bald! Herab mit den Hüten!"
Und als diesem Befehle nicht sofort Gehorsam geleistet wurde, nahm er dem Alten schnell den Stock aus der Hand - ein Hieb mit demselben und noch einer, die beiden Hüte flogen von den Köpfen.[10]

Der junge fängt sich für ein "Hund" noch eine Ohrfeige und der alte die Androhung weiterer Watschen. Da verlangt der alte Osec endlich nach dem Bauern und will nicht glauben, dass der weg sei. Er behauptet, der Hof sei sein rechtmäßiges Eigentum, er habe Wechsel in Höhe des Gesamtwertes des Gutes.

Schließlich ziehen die beiden Schurken in den Gasthof und Ludwig kann nun endlich die beiden Frauen beruhigen: ja, der Bauer habe alles verloren, aber er, Ludwig, habe sich rechtzeitig um Rettung gekümmert.

In der Dämmerung kommt Georg Kery zurück und gleich nach ihm sind auch die beiden Osecs wieder da. Er nimmt sie mit hoch in sein Büro und sagt ihnen ihre Schurkereien auf den Kopf zu, ebenso, dass es keinen Zweck habe, zu klagen, er müsse die Dinge nehmen, wie sie seien, er könne nicht mehr weiterleben, aber er gehe keinesfalls allein. So wenig, wie man ihn lebendig vom Hofe bringe, so wenig kämen sie lebendig hinein.

Die Osecs gestehen nun, bereits alles ausgeplaudert zu haben, beschweren sich über Ludwig, dessen Verhalten Georg lobt, und verlangen schließlich, den Frauen die Entscheidung zu überlassen. Zögernd geht Georg darauf ein. Überrascht stellt er fest, wie wenig den beiden an Hab und Gut liegt, noch mehr überrascht ihn, dass er statt bitterster Vorwürfe Liebe und Vergebung findet. Die Osecs werden in die Stube geholt und können ihre Niederlage gar nicht fassen, als Ludwig eintritt, ihnen nochmals Zuchthaus ankündigt, sie des Betrugs und des Falschspiels zeiht und endlich doch noch hinauswirft.

Danach gibt er dem Bauern alle Papiere, welche die Osecs durch Hinterlist, Falschspiel und Betrug erlangt hatten und Georg verbrennt sie sofort. Während die Frauen das Essen richten, erzählt Ludwig Georg alles, auch von den beiden Raubmördern. Beim Abendessen sitzt Ludwig als Gast am Herrentisch und Georg lädt ihn danach ins Wirtshaus ein. Zuvor jedoch muss Ludwig noch die Osecs beschatten, die Ware in einem Pfarrhaus deponieren wollen. Zurückgekehrt spielt er mit Georg und zwei anderen Bauern im Gasthof Skat, als die Osecs eintreffen, um sich wieder an den Slowitzern zu reiben. Nach einigem Hin und Her verkünden sie großspurig, morgen müsse der Kerybauer vom Hof, worauf sie im eiskalten Bottich der Tränke abgekühlt werden, um schnellstens die Flucht zu ergreifen.

Wie erhofft kommen am Donnerstag Morgen die Osecs auf den Keryhof. Georg spricht von Monomanie und fixer Idee, imaginäre Forderungen eintreiben zu wollen, und bringt beide damit in Rage. Doch welch entsetztes Erstaunen erst, als der Verlust der Wechsel festgestellt wird. Der alte Osec versteigt sich sogar dazu, die Wechsel zurückzufordern und einen Nachlass von 50 % anzubieten – obwohl er sich ja denken kann, dass Georg jeden Wechsel sofort vernichtet hat. Erzürnt und erfolglos müssen die beiden Schurken von dannen ziehen.

Ludwig bricht nun gleich zur Grenze auf, um sie ihres Paschergangs halber anzuzeigen, und führt die Zöllner zum Beweis auch gleich nach Felsberg, wo die Pakete noch immer in der Pfarrscheune liegen.

königlicher Lohn[Bearbeiten]

Zeitgleich war auch der König unterwegs. Er hatte morgens per Kurier eine große Mappe mit Schriftstücken erhalten und wollte es sich doch nicht nehmen lassen, seine Wohltaten selbst zu verteilen und dabei das Glück der Beschenkten zu erleben – ist doch die Freude des Beschenkten dem Schenkenden stets der höchste Lohn, weit höher als die Dankbarkeit! Und unendlich groß ist die Freude, die er Rosalie, Ludwigs Mutter, beschert, als er ihr eine Rente zuspricht, rückwirkend ab dem Tod ihres Gatten. Vorher durfte er noch den Himmelsboten spielen und Ludwigs Schwester und deren Schatz die Erfüllung ihres Herzenswunsches versprechen:

Er wollte weiter sprechen; er wollte sagen, welche Worte er von dieser Himmelsstimme hören möchte; aber er verstummte, denn in demselben Augenblicke erscholl es über ihnen, grad wie aus den Wolken heraus:
"Höhlbauers Stephan, sag mit lauter Stimme einen Herzenswunsch! Er soll Dir heut noch in Erfüllung gehen!"[11]

Ungesehen hatte er gerade über der Stelle Rast gemacht, an der die beiden sich dann trafen, und so jedes Wort ihrer Unterhaltung gehört und auch gleich erkannt, wer da so sehnlichst wünschte, endlich heiraten zu können – die finanzielle Grundlage dafür wollte er ja gerade zustellen. Als die Mutter dann das Dokument in der Hand hat, begreift sie zunächst gar nicht, worum es geht: allein schon, dass sie selbst und ihr verstorbener Gatte in einem vom König höchst eigenhändig unterzeichneten Brief stehen, bereitet ihr die größte Seligkeit. Ganz langsam nur kann sie dann auch noch realisieren, dass sie jährlich sechshundert Mark erhalten soll, rückwirkend zuzüglich Zinsen. Als sie dann die sechstausendzweihundertziebzig Mark vor sich sieht, fällt sie in eine kurze Ohnmacht.

Der König bei Hanna und ihrer Mutter

Nachdem der König sich so unerkannt verabschiedet hat, wie er gekommen war, geht er weiter nach Eichenfeld. Unterweg trifft er auf einen Angetrunkenen, der ihn anbettelt und, weil er gleich fünfzig Pfennig erhält, nun mit ihm weitergehen will, da er sich noch mehr erhofft. Als der König den Namen "Hermann Arthur Willibold Keilberg" hört, erinnert er sich, diesen wegen guter Führung nach acht Jahren Zuchthaus vor kurzem erst begnadigt zu haben. Er lässt ihn in der Annahme, einen Anwalt getroffen zu haben, und erfährt so, dass und wie Keilberg seinerzeit dem Baron Alberg jenes Material geliefert hatte, auf dem dieser damals seine falschen Anschuldigungen gegen Rudolf von Sandau aufbaute.

Dass dies zu erfahren dem König außerordentlich wichtig war, versteht sich von selbst. Welch eine unglaubliche Bedeutung dieses Wissen jedoch schon in allerkürzester Zeit erlangen sollte, konnte auch der König nicht erahnen. – Durch das große Interesse und die nur allzu berechtigten Vorwürfe des vermeintlichen Anwalts besorgt, entspringt Keilberg ins Unterholz und verschwindet; der König setzt seinen Weg fort.

In Eichenfeld besucht er zunächst den Pfarrer, dann Emilie von Sandau, von der er erfährt, dass Steinegg nur eine dreiviertel Stunde entfernt ist. Dorthin wendet er sich nun.

Vor dem Schloss angekommen beobachtet der König, wie Keilberg am Blitzableiter herabklettert, etwas – Mildas Schmuck und Geld – versteckt und auf gleichem Weg zurückkehrt. So kann er Keilberg entlarven, der gleich ins Gefängnis geschafft wird, verspricht Milda zu helfen und verabschiedet sich.

Bertha erklärt ihm noch den Weg und weist auch auf den Richtweg nach der dritten Krümmung der Straße hin, doch ganz in Gedanken versunken passiert der König auch die vierte, ehe ihm ein abzweigender Weg bewusst wird, den er sogleich einschlägt. Der aber führt nicht nach Hohenwald, sondern hinauf in die Berge zum Schmugglertreff in der Felsenklamm. Und weil er noch immer mit seinen Gedanken bei Albergs und Sandaus ist, merkt der König erst kurz vor der Klamm, wie lang – und offensichtlich falsch – der Weg nun schon ist, folgt ihm aber doch noch weiter, weil er auch nicht die lange Strecke zurück nehmen möchte. So wird er kurz darauf von den beiden zwischen den Felsen wartenden Osecs nach der Parole gefragt und sogar mit Messern angegriffen.

Doch auch Ludwig wartet dort und ist nun sofort bei der Hand, um dem Angegriffenen beizustehen. Die beiden erkennen sich an der Stimme, wenngleich Ludwig dies kaum glauben möchte: er wähnt seinen geliebten König in dessen Bett in der Mühle schlafend in Hohenwald. Um so größer ist seine Überraschung und mehr noch seine Freude, gerade ihn gerettet zu haben.

Nachdem die Zöllner gekommen sind und die beiden Verbrecher übernommen haben, begleitet Ludwig Seine Majestät nach Hause, überbringt Max die Bitte Mildas, früh morgens vorbeizuschauen, und eilt zu seiner Mutter, der er nun unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitteilen darf, wer es denn eigentlich war, der sie da besucht und ihr die Pension gebracht hat.

Sonstiges[Bearbeiten]

Titelbild des KMV

Der KMV hat die Handlungsstränge später zerrissen, bearbeitet und in eigene Bände gepackt; Der Wurzelsepp (GW68) enthält auch die hier beschriebenen Ereignisse.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der Weg zum Glück – Höchst interessante Begebenheiten aus dem Leben und Wirken des Königs Ludwig II. von Baiern. Erstausgabe Verlag H. G. Münchmeyer Juli 1886 bis August 1888. (Onlinefassung)
  2. May: Weg zum Glück, S. 1245 f. (Onlinefassung)
  3. May: Weg zum Glück, S. 1251. (Onlinefassung)
  4. Tiere, besonders Kühe, zu leihen, war damals keinesweg unüblich: mancher konnte sie leicht ernähren, hatte aber nicht das Kapital, sie zu kaufen. Oft aber waren die Zinsen so hoch, dass sie den Nutzwert überstiegen und nicht aufgebracht werden konnten. Dann nahm der Verleiher das Tier zurück und wiederholte das Geschäft, der Arme aber hatte nun auch noch die Schulden. Wegen der darauf wiederum entfallenden Zinsen hatte der Kapitalgeber nun ohne jedes eigene Risiko eine zwar spärlich, aber doch stetig sprudelnde Geldquelle.
  5. May: Weg zum Glück, S. 1259. (Onlinefassung)
  6. Dieses Gedicht, das nun schon zum zweiten Mal in Der Weg zum Glück erscheint, hat Karl May auch 1896 in Old Surehand III verwendet: Erstausgabe Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg i. Br., 1898, S. 157. (Onlinefassung)
  7. May: Weg zum Glück, S. 1292. (Onlinefassung)
  8. May: Weg zum Glück, S. 1295 f. (Onlinefassung)
  9. May: Weg zum Glück, S. 1297. (Onlinefassung)
  10. May: Weg zum Glück, S. 1519. (Onlinefassung)
  11. May: Weg zum Glück, S. 1588. (Onlinefassung)

siehe auch[Bearbeiten]