Wilder Westen bei Karl May
Der Wilde Westen bei Karl May hat, obwohl viele der bekannten Romane im Wilden Westen spielen, wenig mit der Realität zu tun, auch wenn er diese Landstriche ab und zu als die "dark and bloody grounds" bezeichnet.
Während die US-amerikanische Romantisierung stark auf der "Eroberung" des Westens durch die Weißen aufbaute und so Siedler, Trecks, Cowboys, von Sheriffs verteidigte, von Gangsterbanden angegriffene Kleinstädte beinhaltete, bevölkerten Mays Westen viele im bürgerlichen Leben mehr oder weniger gescheiterte Existenzen, oft Deutsche, die nun als Einzelgänger oder bestenfalls in Paaren und Trios die Wälder und Savannen durchstreiften und vom Ertrag ihrer Jagd lebten, stets im kriegerischen oder friedlichen Kontakt mit den Indianern. Dieser völlig andere Blickwinkel ist wohl mitverantwortlich dafür, dass May sich in den USA nie als Autor etablieren konnte.
Inhaltsverzeichnis
Phantasie-Sprache[Bearbeiten]
Karl May hat für den Wilden Westen sogar eine Fachsprache erfunden, die es in Wirklichkeit nicht gab. So erfand er für die Benennung der an seinen oft erfundenen Handlungsorten lebenden Bevölkerung z. B. die Wörter Westmann, Indsmen, Railtroublers und Stakemen und auch das Wort Gunstick.
Diese Phantasiesprache ist allerdings wegen der May'schen Arbeitsweise nicht so ohne weiteres ausschließlich ihm zuzuordnen, da er ja ganze Teile von Beschreibungen und andere Romane (umgearbeitet) in seine Werke einbezog. Andererseits müsste man der Vollständigkeit halber auch alle Wörterbücher dieser Zeit durcharbeiten, ob darin mancher der inkriminierten Ausdrücke etwa doch zu finden wäre; z. B. der Ausruf: "Uff!".
Irrtümer Mays[Bearbeiten]
Lokomotiven haben bei May in der Regel zwei Frontlichter (statt korrekt einem) und ziehen Abteilwagen, obwohl Großraumwagen gebräuchlich waren.
May beschreibt Mississippidampfer mit zwei Schaufelrädern statt des Heckrads ("stern-wheeler").
Romanfiguren[Bearbeiten]
Eine vollständige Auflistung der im Wilden Westen auftretenden Personen ist in den jeweiligen Artikeln der Werke zu finden. Zur besonderen Bekanntheit haben es allen voran Winnetou und sein Blutsbruder Old Shatterhand, sodann Old Firehand, Old Surehand, Sam Hawkens, Old Death, der Hobble-Frank und auch Winnetous Schwester Nscho-tschi gebracht.
Werksgeschichte[Bearbeiten]
Der Bogen spannt sich von den ersten Indianererzählungen ("Im Wilden Westen Nordamerikas") über die deutsche Version von Gabriel Ferrys "Der Waldläufer", die großen Zahl der Jugenderzählungen ("Der Schatz im Silbersee", usw.) und die Kolportageromane ("Deutsche Herzen - Deutsche Helden") bis zum Alterswerk "Winnetou IV". Die Amerika-Werke Karl Mays geben so wie die Orient-Erzählungen ebenfalls eine chronologische Übersicht der Entwicklung seines Stils und seiner Intentionen.
Literatur[Bearbeiten]
- Sachsen im Wilden Westen. In: Wiener Karl-May-Brief Heft 2/2008.
- Peter Essenwein: Ein Blick in Karl Mays Kosmos (I). In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 172/Juni 2012.
Weblinks[Bearbeiten]
- Der vollständige Eintrag in der großen Wikipedia.
- How to build worlds with words – Karl Mays "Wilder Westen".