Der Waldläufer (Karl May)
Der Waldläufer von 1879 ist eine Bearbeitung des gleichnamigen Fortsetzungsromans von Gabriel Ferry durch Karl May, damals erschienen im Verlag Franz Neugebauer, Stuttgart.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt[Bearbeiten]
Der zwielichtige Don Esteban (eigentlich Graf Don Antonio de Mediana) reist mit einer Schar Goldgräber durch das mexikanische Apachenland, um eine gewaltige Bonanza auszubeuten. Sein totgeglaubter Neffe Fabian Mediana (alias Tiburcio Arellanos, alias "Panther des Südens") ist der rechtmäßige Besitzer des Goldes und dem Trupp auf der Spur. Begleitet wird er von den Waldläufern Bois-rosé und Pepe Dormillon. Die beiden "Teufel der Savanne", Main-rouge und der Mestize Sang-mêlé, stiften die Apachen an, die Weißen zu töten und das Gold zu rauben. In den folgenden Kämpfen wird die Goldgräbertruppe immer kleiner, während der Neffe durch den Comanchenhäuptling Falkenauge unterstützt wird.
Kurz bevor endlich auch Don Esteban das Zeitliche segnet, setzt er seinen Neffen als Universalerben ein.
Vorlage[Bearbeiten]
Da Karl Mays begrenzte Französisch-Kenntnisse für eine eigene Waldläufer-Übersetzung nicht ausreichten, musste er auf eine bereits vorliegende Übersetzung zurückgreifen. Lange war unklar, welche Fassung er verwendet hatte. Franz Kandolf hatte sich bei seinen Untersuchungen (Karl-May-Jahrbuch 1932 und 1933) auf die Übersetzung von H. Th. Kühne gestützt, die wohl seit ca. 1895 in vier Bänden bei Reclam erschienen war, die Karl May also nicht benutzt haben konnte.
Erst später führten dann genaue Vergleichslesung zu der Erkenntnis, dass May die Übersetzung von Gustav Füllner verwendet habe, wobei ein wichtiges Indiz ein schon bei Füllner auftauchende Fehler Santillo/Saltillo war (siehe Santillodecke).
Hanswilhelm Haefs stellte dagegen in seinen Untersuchungen basierend auf einer Aussage Rudolf Beissels viele Gemeinsamkeiten zwischen Mays Waldläufer-Fassung mit der Bearbeitung des Romans durch Julius Hoffmann fest. Da May aber viel Originalmaterial in allen möglichen Varianten verarbeitet habe, die bei Hoffmann nicht mehr vorhanden, aber andererseits dem Originaltext Ferrys aber doch so nahe sind, daß sie nicht freie Erfindung Karl Mays sein können, Mays Kürzungen aber an verglichenen Stellen ziemlich genau mit den Kürzungen Hoffmanns übereinstimmten, geht Haefs davon aus, daß Karl May sich zwar möglicherweise durch J[ulius] H[offmann] bei seinen Streichungen hat anregen lassen, daß er aber seinen Text insgesamt an der Originalübersetzung erarbeitete, an die sich auch J[ulius] H[offmann] gehalten hat: der Übersetzung von Dr. Christoph Friedrich Grieb. Allerdings konnte Haefs mangels Vorliegen dieser Übersetzung seine These nicht weiter nachprüfen.[1]
Sonstiges[Bearbeiten]
- In Deadly dust (veröffentlicht 1880) behauptet der Ich-Erzähler, er hätte den Waldläufer im Gewande einer Umarbeitung aus dem Französischen in das Deutsche übertragen.
- Im Roman Deutsche Herzen - Deutsche Helden (1886/87) kommt Lord Eagle-nest in Arizona in ein Gasthaus (Reprint, S. 1347):
- Er zog ein Buch aus der Tasche, dessen Ueberschrift, ins Deutsche übersetzt, folgendermaßen lautete: Der Waldläufer von Gabriel Ferry. Erster Band. Der Wirth warf einen Blick darauf und sagte: "Natürlich kenne ich es. Dieses Buch wird außerordentlich viel gelesen. Die Geschichte spielt in der Apacheria und am Rio Gila. Sie ist sehr interessant." – "Ja, ungemein interessant. Ich habe sofort, als ich sie gelesen hatte, den Entschluß gefaßt, auch Waldläufer zu werden, und bin aus England herüber gekommen, um ähnliche Abenteuer zu erleben."...
- Falkenauge besitzt eine Silberbüchse.
- Mit seinen letzten Worten stellte May eine Fortsetzung der Abenteuer des Waldläufers in Aussicht.
Übersetzungen[Bearbeiten]
Bereits 1886 wurde der Waldläufer in einer Slowenischen Übersetzung in einer Zeitschrift veröffentlicht.
Buchausgaben der May-Fassung[Bearbeiten]
- Der Waldläufer von Gabriel Ferry für die Jugend bearbeitet von Karl May, Reprint des Karl-May-Verlags, ISBN 3-7802-0270.
- Eine nochmals bearbeitete Version des Textes ist in Band 70 der Gesammelten Werke, "Der Waldläufer", zu finden.
- Aktuelle Ausgaben => siehe Bücherdatenbank.
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Haefs: Karl Mays 'Waldläufer'. Spurensuche in Mexiko, S. 17 und 19.
Literatur[Bearbeiten]
- Franz Kandolf: Winnetou und Rayon Brulant. In: Karl-May-Jahrbuch 1932 (Nachdruck in Band 70 der Gesammelten Werke)
- Franz Kandolf: Karl May und Gabriel Ferry. In: Karl-May-Jahrbuch 1933 (Nachdruck in Band 70 der Gesammelten Werke)
- Ernst Seybold: Notizen zu den "Waldläufern". In: Karl-May-Gratulationen I. Ergersheim 1987, S. 64-70.
- Hainer Plaul: Illustrierte Karl May Bibliographie. Unter Mitwirkung von Gerhard Klußmeier. Edition Leipzig 1988. ISBN 3-361-00145-5 (bzw.) K. G. Saur München–London–New York–Paris 1989. ISBN 3-598-07258-9
- Hanswilhelm Haefs: Karl Mays 'Waldläufer'. Spurensuche in Mexiko. Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft 80/1989. (Onlinefassung)
- Wolfgang Hermesmeier/Stefan Schmatz: Karl-May-Bibliografie 1913-1945, Karl-May-Verlag, Bamberg 2000, ISBN 3780201577
- Hedwig Pauler: Bearbeitung: Gabriel Ferrys "Der Waldläufer". In: Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. Verlag Königshausen & Neumann Würzburg 2001, S. 433-435. ISBN 3-8260-1813-3
- Stefan Schmatz: Karl Mays Waldläufer-Bearbeitung im Verlag Bardtenschlager (Teil 1). Seltene Einbandvarianten von Karl-May-Büchern (II). In: Karl May & Co. Nr. 160, 2020.
- Stefan Schmatz: Karl Mays Waldläufer-Bearbeitung im Verlag Bardtenschlager (Teil 2). Seltene Einbandvarianten von Karl-May-Büchern (III). In: Karl May & Co. Nr. 161, 2020.
- Robert Ciza: Ein Waldläufer aus Slowenien. Eine unbekannte Karl-May-Übersetzung. In: Karl-May-Haus Information Nummer 39, 2024.
Weblinks[Bearbeiten]
- Der Text online auf den Seiten der Karl-May-Gesellschaft
- Digitalisierte Ausgabe von Gabriel Ferry: Der Waldläufer. Szenen aus dem mexikanischen Waldleben. Aus dem Franz. von Dr. G. Füllner. Halle : Knapp, 1851 (Das ist die Übersetzung, die Karl May als Vorlage für seine Waldläufer-Bearbeitung verwendet haben soll.)
- Beitrag in der Karl-May-Mailingliste von Ekkehard Bartsch.