Karawanenführer
Karawanenführer fungierten innerhalb ihrer Karawane als oberste Instanz in allen Fragen der Leitung, der Wegbestimmung und der Disziplin. Ihre Aufgabe bestand deshalb zum einen in der praktischen Führung, weshalb sie über großes geographisches Wissen verfügen mussten. Darüber hinaus waren Sprachkenntnisse gefordert, sie sollten neben Arabisch die jeweils wichtigsten Stammessprachen auf ihrer Route sprechen. Zum anderen führten sie die für die Reise notwendigen religiösen Rituale durch, die Unheil abhalten sollten. Oft verfügten sie auch über heilmedizinisches Wissen. Die Karawanenführer waren sowohl innerhalb der Karawane als auch in ihrem Stamm hochangesehene Persönlichkeiten.
Häufig teilten sich ein Führer der Kameltreiber (Schech el djemali) und der eigentliche Karawanenführer (Khabir) diese Aufgaben.
Inhaltsverzeichnis
bei Karl May[Bearbeiten]
Im ersten Band der Trilogie Im Lande des Mahdi erwähnt Karl May, dass der Gründer der Bruderschaft der heiligen Kadirine, Sihdi Abd-el-Kader, nicht nur der Patron der Schiffer, sondern auch der Karawanenführer ist.
Schech el djemali[Bearbeiten]
Schech el djemali, auch Schech el dschemali ("Oberster der Kameltreiber"), ist die Bezeichnung für einen der beiden Karawanenführer. Die Schechs el dschemali im Werk Karl Mays werden häufig als heimliche Verbündete einer Raubkarawane (Gum) dargestellt.
- In der Erzählung Die Gum (1878) plant Ibn Suleiman, der alte Schech el djemali, den Ich-Erzähler der Raubkarawane des Hedjahn-Bei auszuliefern. Der Erzähler ersticht ihn und kann vom Hedjahn-Bei erreichen, dass die Karawane unbelästigt bleibt.
- Dieser Bericht über den verräterischen Schech steht auch in der Erzählung Unter Würgern (1879) und im Kapitel Die Gum im Band Orangen und Datteln (1893) der gesammelten Reiseromane, beides erweiterte Versionen des Originals. In diesen Erzählungen wollen der Khabir vom Volk der Tuareg und der Schech el djemali gemeinsam die Karawane ins Verderben führen, da sie beide Mitglieder der Gum des Hedjahn-Bei sind.
- Der Schech el dschemali im Jugendroman Die Sklavenkarawane (1889) ist ein Homr-Araber, der den Forscher Emil Schwarz in die Hände der Raubkarawane Abu el Mots führen will. Er wird entlarvt und vom Mudir von Faschodah hingerichtet.
- Der ebenfalls namenlos bleibende Schech el Dschemali in Er Raml el Helahk (1895) lässt sich trotz der Warnung Kara Ben Nemsis vom Tuareg-Scheich Rhagata mit seiner Karawane in eine Falle führen. Rhagata gibt sich dabei als hilfreicher Khabir aus.
- Im Drama Babel und Bibel (1904) tritt Ben Tesalah als "Scheik der Todeskarawane" auf.
Khabir[Bearbeiten]
Der Khabir oder Chabir ist der andere Führer der Karawane, zuständig für die richtige Route durch die Wüste. Wenn es einen Khabir und eine Schech el djemali gab, war der Khabir meist der eigentliche Karawanenführer.
- In Der Krumir (1881) ist Saadis el Chabir ein berühmter, aber ebenfalls verbrecherischer Führer, besonders im Gebiet der Schotts (Salzseen in Algerien und Tunesien).
- In der Erzählung Abu el Nassr im Sammelwerk Giölgeda padishanün (1881) werden einige Personen als Führer oder Chabir bezeichnet:
- Sadek ist ein Freund von Hadschi Halef Omar und will diesen und Kara Ben Nemsi über den gefährlichen Schott Dscherid bringen. Dabei wird er von Hamd el Amasat erschossen.
- Arfan Rakedihm ist der Führer Hamd el Amasats, dem er bei der Beseitigung seines Konkurrenten Sadek hilft.
- Omar Ben Sadek, der Sohn Sadeks, rettet Kara und Halef vor dem Tod im Salz und verfolgt dann den Mörder seines Vaters, den er schließlich in Albanien findet und blendet.
- Im Illustrationstext Das Hamaïl ist der Chabir El Aswad Verbündeter einer Gum und führt seine Karawane in eine Falle. Er wird im Text auch Schech el dschemali genannt.
- Im Buch Am Jenseits (1899) wird der Perser Khutab Agha auf der Jagd nach El Ghani von einem Khabir durch die arabische Wüste geführt, den er als Kenner der geheimen Brunnen lobt. In einer Allegorie der Wüste im 2. Kapitel wird der Schech el dschemali mit einem Führer durch das Seelenleben verglichen.
Weblinks[Bearbeiten]
- Eintrag in der Wikipedia.