Mescalero (Indianerstamm)
Die Mescalero sind Indianer des nordamerikanischen Südwestens, gehören linguistisch der athapaskischen Sprache aus der Na-Dene Sprachfamilie an und zählen zu den östlichen Inde-Stämmen (engl. Eastern Apache).
Inhaltsverzeichnis
Ursprüngliches Wohngebiet[Bearbeiten]
Ursprünglich bewegten sich die Mescalero in einem Gebiet zwischen dem Rio Grande del Norte im Westen und dem Llano estakado im Osten bis hinunter in die mexikanischen Provinzen Chihuahua und Coahuila im Süden.
Ursprüngliche Lebensweise[Bearbeiten]
Während des Sommers waren sie in den Bergen zu finden und wechselten des öfteren das Lager auf der Suche nach Wild und Wildpflanzen. Gelegentlich gingen sie auch auf die Büffeljagd in den Plains im Osten. Dabei benutzten sie vor der Ankunft des Pferdes Hunde als Packtiere. Manchmal wurden sie von den Comanche angegriffen, die dieses Terrain als Jagdgebiet beanspruchten.
Im Winter zogen die Mescalero in die wärmeren Wüstenregionen, wo sie sich vorwiegend von Wüstenpflanzen ernährten, besonders vom Mescal-Kaktus. Zwischendurch fanden sie auch Zeit, um die Dörfer der Pueblo-Indianer im Tal des Rio Grande zu überfallen und zu plündern. Die Mescalero übernahmen auch einige Elemente der Plainsindianer-Kultur, zum Beispiel das Tipi.
Wie den anderen Apachengruppen fehlte den Mescalero eine zentralisierte Stammesorganisation. Die wichtigste organisatorische Einheit war die Gruppe (engl. Band), die sich in der Regel in kleinere lokale Gruppen unterteilte. Eine Band war klein genug, dass jedes Mitglied mit den meisten, wenn nicht mit allen anderen verwandt war.
Geschichte[Bearbeiten]
Die ersten Kontakte zu den spanischen Entdeckern waren friedlicher Art, doch die Besiedlung des indianischen Landes durch Kolonisten änderte dieses Verhalten. Die Spanier tolerierten, dass einige ihrer Landsleute unter den Mescalero Sklaven nahmen. Die Mescalero ihrerseits übten sich im Guerillakampf. Sie überfielen in blitzartigen Aktionen die spanischen Ansiedlungen, um sich danach ebenso schnell in ihre Bergverstecke zurück zu ziehen. In den späten 1680er Jahren stellten die Mescalero eine ernsthafte Bedrohung der spanischen Siedlungen dar. Auf diese Weise gelang es ihnen, dem spanischen Einfluss über hundert Jahre lang weitgehend zu widerstehen.
Nach der Übernahme des Territoriums New Mexico durch die USA, gab es in den 1850er Jahren Versuche, die Übergriffe der Apachen zu beenden oder zumindest einzuschränken. In Verträgen zwischen beiden Parteien wurden "dauerhafter Frieden" und erneute Nahrungsmittel-Lieferungen vereinbart, diese aber niemals offiziell ratifiziert. Nach Ausbleiben der Lieferungen erfolgten neue Überfälle und die US-Regierung sah sich gezwungen, Fort Davis und Fort Stanton im südlichen New Mexico und Texas zu errichten, um die weißen Siedler zu schützen.
Nach einer erfolgreichen militärischen Aktion der US-Truppen im Jahre 1855, ersuchten die Mescalero um Frieden und unterzeichneten einen Vertrag, in dem sie zustimmten, eine Reservation bei Fort Stanton zu beziehen. Das Experiment war nur von kurzer Dauer. Als man 1862 schließlich die ausgehungerten Mescalero in einer neun Monate langen Strafexpedition unterworfen hatte, ließ man etwa 500 Stammesangehörige in die Reservation Bosque Redondo nahe Fort Sumner bringen. Die übrigen flüchteten nach Mexiko oder gingen zu den Westlichen Apachen nach Arizona. In Geronimos Chiricahua-Gruppe waren später auch einige Mescalero, doch viele von ihnen dienten als Scouts bei in der US-Armee.
Nach zwei Jahren hielten es die Mescalero, die Freizügigkeit gewohnt waren, nicht mehr in der engen Reservation aus und flohen in ihr altes Land zurück. Im Jahre 1873 erhielten sie auf ihrem ehemaligen Stammesgebiet zwischen dem Rio Pecos im Osten und den Sacramento Mountains im Westen eine neue Reservation.
Man stellte Regeln auf, nach denen die Mescalero "zivilisiert" werden sollten. Sie mussten ihre Haare kurz schneiden, durften keine Tänze mehr veranstalten, mussten die Kleidung der Weißen tragen und anstelle ihrer Zeremonien den amerikanischen Nationalfeiertag am 4. Juli, Weihnachten und das Erntedankfest (engl. Thanksgiving) feiern. Farmarbeit aber wurde begrüßt.
Die Bevölkerung in der Reservation erhielt später Zuwachs durch Mitglieder anderer Inde-Stämme. Es kamen Lipan, einige Mimbrenjo und schließlich 187 Chiricahua. Anfangs kamen diese drei Stämme nicht gut miteinander aus, aber im Laufe der Zeit entstanden durch Heirat und Freundschaft enge Beziehungen. Schließlich wurden 1964 alle Inde in der Reservation ungeachtet ihrer Herkunft als Mescalero anerkannt.
Die Mescaleros bei Karl May[Bearbeiten]
Karl Mays Romanfigur Winnetou ist ein Häuptling der Mescalero. Die Apachen hatten in jener Zeit einen äußerst schlechten Ruf in der weißen (US-amerikanischen und europäischen) Presse.
Es ist anzunehmen, dass Karl May, der entgegen dem Zeitgeist für die Sache der Indianer eintrat, bewusst einen Angehörigen des so negativ beschriebenen Stammes für "Winnetou" wählte.
So gibt er seinen Mescaleros (und allen Apachen damit!) eine äußerst zentralistische Organisation mit Winnetou als Oberhäuptling aller Stämme und lässt diese Prärie-Nomaden teilweise sesshaft in Pueblos wohnen.
Mehr zu den Apachen bei May hier.
Literatur[Bearbeiten]
- Franz Kandolf: Die „finsteren und blutigen Gründe“ einst und jetzt. In: Ludwig Gurlitt/Euchar Albrecht Schmid (Hrsg.): Karl-May-Jahrbuch 1927. Karl-May-Verlag, Radebeul 1928, S. 403–493. (Onlinefassung)
- Brigitte Fleischmann: Pueblo, Tomahawk und Pemmikan. Karl Mays ›Archäologie‹ der Welt der Apache. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1994 (Onlinefassung)
- Rudi Schweikert: Wie Karl May auf die Mescaleros als Hauptstamm der Apachen kam. In: Durch eegenes Ingenium zusammengesetzt, 2017.