Hobble-Frank (Pseudonym)

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Disambig-dark.png Begriffsklärung Diese Seite behandelt das Pseudonym von Karl May, die Romanfigur wird auf der Seite Hobble-Frank beschrieben.
Unter diesem Pseudonym veröffentlichte Texte:

Antwortschreiben an O. Erdmann zu Hofgeismar bei Kassel
Oeffentliche Sendepistel an meine lieben, kleenen Kameraden/Meine lieben Kameraden!
An H. Grombacher in Heilbronn
Villa Bärenfett
Hiermit die gütige Beganntmachung
Der Schlangenmensch

Karl May verwendete das Pseudonym Hobble-Frank in der Zeitschrift "Der Gute Kamerad". Die Figur des Hobble-Frank, des sächsischen Allroundtalents und Universalgelehrten, erfreute sich bei den jugendlichen Lesern großer Beliebtheit. Sie wurde von May dazu genutzt, ein weiteres literarisches Alter Ego zu schaffen, um in Ich-Form Leserbriefe (öffentlich) zu beantworten.

Hintergrund[Bearbeiten]

Zu den beliebtesten Figuren der Haupterzählungen in Der Gute Kamerad gehörte der Westmann Hobble-Frank.[1] Anfragen der Leser zu den Erzählungen und ihren Figuren wurden von der Redaktion mit Bitte um Erledigung an die betroffenen Autoren weitergeleitet[2] und die Antworten wurden anschließend in den Leserbriefspalten abgedruckt. May selbst beantwortete einige Leserbriefe unter dem Pseudonym Hobble-Frank. Es war allerdings die Redaktion, die Hobble-Frank erstmals in den Leserbriefspalten ins Spiel brachte. Dabei unterscheidet sich das Sächsisch, das sie ihm in den Mund legten, erkennbar von dem Mays.[3] Der Verleger Wilhelm Spemann selbst ermunterte May, weiter als Hobble-Frank aufzutreten.[4] Die meisten dieser Hobble-Frank-Texte erschienen in jenen Jahrgängen, in denen diese Figur nicht in der jeweiligen Haupterzählung vorkam.[5] Einer dieser Texte: Der Schlangenmensch (1890), entstand als Illustrationstext.

Inhalte der Hobble-Frank-Texte[Bearbeiten]

Die Beiträge des Hobble-Frank im Guten Kameraden sind häufig Reaktionen auf Leserzuschriften und spielen daher im Zeitraum ihrer Veröffentlichung (18871896), wobei die Texte von spätestens Antwortschreiben an O. Erdmann zu Hofgeismar bei Kassel bis frühestens „Villa Bärenfett“ zwischen den Ereignissen der beiden Haupterzählungen Der Schatz im Silbersee (1890/91) und Der Oelprinz (1893/94) anzusiedeln sind.[6] Der Handlungsort ist jeweils Deutschland. Hobble-Frank schreibt in seiner bereits aus den Haupterzählungen bekannten sächsischen Mundart, in der auch seine für ihn typischen Fremdwortverdrehungen auftauchen. Er erwähnt an bekannten Persönlichkeiten bzw. Figuren den (fiktiven) Setzerlehrling des Guten Kameraden (Peter Schnäuzchen), den Verfasser seiner Geschichten Karl May bzw. Old Shatterhand, Tamerlan/Timur Lenk (in Wortverdrehung als Dammarlack), Gottfried von Bouillon (als Gottfried von Oleum), Winnetou und Tante Droll.

Angeblicher Autograph des Hobble-Frank (1887)

In seinem ersten Auftritt als Mitarbeiter des Guten Kameraden geht Hobble-Frank auf die Frage des Lesers O. Erdmann ein, wie man einen Lasso herstellt. In diesem Antwortschreiben nutzt Hobble-Frank die Gelegenheit, sich über den Verfasser der Erzählungen zu beschweren, in denen er vorkommt. May würde ihn nicht mit der wünschenswerten aquädukten [Wortverdrehung für adäquaten] Genauigkeet darstellen; er sei noch viel gescheiter als in den Erzählungen zu lesen sei.[7] Als mit dem letzten Heft des zweiten Jahrgangs die vorerst letzte Erzählung mit ihm als Figur erscheint, zeigt sich Hobble-Frank in einer Oeffentliche[n] Sendepistel sehr betrübt darüber, verspricht aber: Geistesfunken [...] heemlich in den „Guten Kameraden“ schmuggeln[8] zu wollen und beginnt mit einem Preisrätsel. Später gibt er die Lösung und die Gewinner bekannt, wobei er seinen Unmut über die geringe Zahl richtiger Lösungsvorschläge kundtut. Nachdem sich der Leser H. Grombacher über die Wortverdrehungen im Preisrätsel, die zur Verwirrung bei der Lösungsfindung führten, beschwerte und die Behauptung aufstellte, Hobble-Frank würde sich als Gottfried von Bouillon, einer Figur aus der laufenden Erzählung Kong-Kheou, das Ehrenwort (1888/89), ausgeben, sieht sich Hobble-Frank zu einer Klarstellung genötigt. Bereits im Antwortschreiben erwähnt Hobble-Frank seine byzantinische[...] Sommerlogis-Villa, die [er sich] von [einem] Goldklumpen gekooft habe,[9] und gibt in der Oeffentliche[n] Sendepistel als Adresse Villa „Bärenfett“ an der Elbe[10] an. Nach entsprechenden Anfragen aus der Leserschaft, beschreibt Hobble-Frank seine zweigeschossige Villa samt seines Gartens, die nur eene Schtunde von Moritzburg [seinem angeblichen Geburtsort] entfernt (liegt),[11] in der Erzählung „Villa Bärenfett“. Im Parterre lebe er als unscheinbarer Privatmann und bescheidener, angeblicher Laie für [seine] Gesundheit und für [seine] Freunde. Aber oben in der Bel-Etage wohnt die Wissenschaft und die Gelehrsamkeet.[12] Die Villa enthält allerlei Seltsamkeiten, u. a. rückwärtige Porträts von Old Shatterhand und Winnetou. Als sich Besuch aus der Leserschaft ankündigt, muss er Hiermit die gütige Beganntmachung machen, dass er zum Sultan von Zschanzibar nach Ostafrika gerufen wurde und listigerweise die Klingel entfernt und ooch [sein] Firmenschild weggemacht habe.[13] Als Hobble-Frank (im Text nun Hobblefrank) nach Deutschland zurückkehrt, trifft er im Zug auf einen Verrenkungskünstler. Dieser zeigt ihm allerlei Künststücke, die Hobble-Frank im einzigen Illustrationstext dieser Beiträge beschreibt. Die zugehörigen Illustrationen habe ihm der Künstler extra zu diesem Zwecke mitgegeben. Nachdem im 9. und 10. Jahrgang des Guten Kameraden May-Erzählungen ausblieben, gab Hobble-Frank im letzten in Gedichtform bekannt, dass Old Shatterhand das neuste Abenteuer niedergeschrieben habe und es im folgenden Jahrgang zu lesen wäre.

Kritik[Bearbeiten]

Obwohl Mays Preisrätsel den Lesern außerordentlich Spaß gemacht hat,[14] rief es mehrfach auch Unmut hervor.[15] Zum Einen wurde Hobble-Franks Wortverdrehung kritisiert, welche die Leser auf eine falsche Fährte gelockt hatte;[16] zum Anderen hat es das, als eines der Preise versprochene Bildnisporträt des Hobble-Frank wohl nicht gegeben, was die Gewinner verwunderte.[17][18] Auf solche Kritik sowie auf angekündigte Besuche in der Villa Bärenfett reagierte May, laut Joachim Biermann, auf geschickte Weise[19] und originell.[20]

Bibliografie[Bearbeiten]

Zum Antwortschreiben an O. Erdmann zu Hofgeismar bei Kassel liegen zwei Entwürfe mit alternativen Anfängen vor. Inhalt und Stil weiterer Leserbriefantworten lassen auf May als Verfasser schließen, u. a. ein Hobble-Frank zugeschriebenes Gedicht Die sächsische Sprache die scheenste ist (1891).

Einige dieser Texte gab die Karl-May-Gesellschaft in den Reprintbänden Kong-Kheou, das Ehrenwort und Der schwarze Mustang heraus. Außer Hiermit die gütige Beganntmachung und Mein lieber, kleener Kamerad erschienen die Hobble-Frank-Texte auch im Union-Reprint des Karl-May-Verlags: Der Sohn des Bärenjägers (1995). Als historisch-kritische Ausgabe sind alle Texte innerhalb von Karl Mays Werken im Band Der schwarze Mustang (KMW III.7) enthalten.

siehe auch[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Erich Heinemann: Einführung. In: Karl May: Der Sohn des Bärenjägers – Der Geist der Llano estakata. Reprint der Karl-May-Gesellschaft Hamburg 1983, S. 5. (Onlinefassung)
  2. Lothar Schmid/Siegfried Augustin/Wilhelm Vinzenz: Nachwort. In: Karl May: Der Sohn des Bärenjägers. Reprint der ersten Buchausgabe. Karl-May-Verlag Bamberg 1995, S. A55. ISBN 3-7802-0234-4
  3. Biermann: ›Fragen und Antworten‹ (IV), S. 28.
  4. Brief Wilhelm Spemanns an May vom vmtl. 01.11.1888. In: May: Briefwechsel, S. 137 f.
  5. Biermann: Editorischer Bericht, S. 505.
  6. Erich Heinemann: [Werkartikel zu] Villa Bärenfett. In: Ueding: Karl-May-Handbuch, S. 416.
  7. Hobble-Frank (d. i. Karl May): Antwortschreiben an O. Erdmann zu Hofgeismar bei Kassel. In: Der Gute Kamerad, 2. Jahrgang, Nr. 40, S. 638.
  8. Hobble-Frank (d. i. Karl May): Oeffentliche Sendepistel an meine lieben, kleenen Kameraden. In: Der Gute Kamerad, 2. Jahrgang, Nr. 52, S. 827.
  9. May: Antwortschreiben, S. 638.
  10. May: Oeffentliche Sendepistel, S 827.
  11. Hobble-Frank (d. i. Karl May): „Villa Bärenfett“. In: Der Gute Kamerad, 3. Jahrgang, Nr. 25, S. 397.
  12. May: „Villa Bärenfett“, S. 398.
  13. Hobble-Frank (d. i. Karl May): Hiermit die gütige Beganntmachung. In: Der Gute Kamerad, 3. Jahrgang, Nr. 45, S. 720.
  14. Brief Wilhelm Spemanns an May vom vmtl. 01.11.1888. In: May: Briefwechsel, S. 137 f.
  15. Biermann: ›Fragen und Antworten‹ (VI), S. 18.
  16. X. Y. Z. (d. i. Hermann Grombacher): Offenes Sendkapitel an Mr. Hobble-Frank. In: Der Gute Kamerad, 1888, 3. Jahrgang, Nr. 12.
  17. Biermann: ›Fragen und Antworten‹ (VI), S. 18.
  18. Biermann: ›Fragen und Antworten‹ (VII), S. 9.
  19. Biermann: ›Fragen und Antworten‹ (VI), S. 16.
  20. Biermann: ›Fragen und Antworten‹ (VIII), S. 5.
  21. Biermann: ›Fragen und Antworten‹ (IV), S. 34 f.
  22. Biermann: ›Fragen und Antworten‹ (III), S. 18.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]