Rigi (Gedicht)

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Rigi ist ein Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

     Rigi
Sei mir gegrüßt und heiße mich willkommen,
du Erdenfeste, die zum Himmel ragt!
Wie mancher Wandrer hat dich schon erklommen,
der nicht wie du nach Gottes Himmel fragt!
Ich aber komm zu dir, ihn anzubeten
aus meines Herzens allertiefstem Grund,
denn seine Sterne sind mir wie Propheten;
vielleicht tun sie mir seinen Willen kund.
Sei mir gegrüßt! Ich nahe aus der Tiefe
und steige hier zu meinem Gott empor.
Mir ist, als ob mich seine Stimme riefe,
so voller Güte wie noch nie zuvor.
Ich folge gern und freudig diesem Rufe,
der hell in meinem Innern wiederklingt.
Sei mir gesegnet als die heil'ge Stufe,
die mich dem Himmel heute näher bringt
Wie glücklich bist du doch! An deinem Fuße
küßt Gottes Wasser liebend Gottes Land.
Aus blauen Fluten taucht empor die Muse
und reicht mir lächelnd ihre weiße Hand.
Der zarte Nebel zieht um mich den Schleier,
doch deutlich liegt vor mir der stille Pfad;
ein Glöcklein klingt in frommer Sonntagsfeier,
und du, du Hoher, zeigst dich im Ornat.
So soll es denn, wie ich geahnt, geschehen,
Hinauf, hinauf! Die Sehnsucht zaudert nicht.
Dort oben will ich Gottes Wunder sehen,
durch die er laut zu seiner Menschheit spricht.
Dort soll sich mir die Macht der Liebe zeigen,
die felsenfest sich ihre Säulen baut,
und ich will mich anbetend vor ihr neigen,
wenn sie im Glühn der Alpen auf mich schaut.[1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Im Herbst 1901 unternahm Karl May in Begleitung von seiner Frau Emma und der befreundeten Witwe Klara Plöhn eine Geschäfts- und Erholungsreise in die Schweiz. Während des Aufenthalts auf der Rigi entstand dieses Gedicht Ende September. Es wurde erstmals nach Karl Mays Tod im Karl-May-Jahrbuch (KMJb) 1931 veröffentlicht.[2]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

siehe auch[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. KMJb 1931, S. 452 f.
  2. Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 491 f. ISBN 978-3-7802-0170-6.

Literatur[Bearbeiten]

  • Ingmar Winter: "Rigi". Analyse eines Karl-May-Gedichts, zugleich: Methodische Annotationen zur May-Rezeption. Beispiel: Karl May: "Das Volkslied". S-KMG Nr. 84/1990. (Onlinefassung)