Mir Scheik Khan

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Werke mit
Mir Scheik Khan
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Durch die Wüste
Durchs wilde Kurdistan
Christi Blut und Gerechtigkeit (nur erwähnt)

Mir Scheik Khan, auch Mir Scheik Chan alias Emir Hadschi, ist das geistliche Oberhaupt der Dschesidi ("Teufelsanbeter"). Er ist ein kräftiger Greis von mildem, ehrwürdigem Aussehen.

Mir Scheik Khan rät Ali Bey zum Frieden mit den Türken.

Kara Ben Nemsi erhält von ihm ein Amulett (Melek Ta-us).

Sonstiges[Bearbeiten]

Für den geografischen und historischen Hintergrund des in Kurdistan spielenden Teils des „Orientzyklus“ ist die Reisebeschreibung Austen Henry Layards[1] als Mays Hauptquelle identifiziert worden.[2] Das von Layard aus dem Jahr 1846 beschriebene geistliche Oberhaupt der Jesiden, Scheikh Nasr,[3] diente ihm - nach Franz Kandolf - als Vorlage für die Figur des Mir Scheik Khan.[4]

Ein weiterer Gewährsmann Mays war Claudius James Rich,[5] der die Region bereits 26 Jahre vor Layard bereist hatte und dessen Aufzeichnungen May in deutscher Übersetzung in seiner Bibliothek hatte.[6] Hier liest man, dass zu dieser Zeit Mir Scheik Khan der „Papst der Jeziden” gewesen sei. Die deutsche Übersetzung ist jedoch stark gekürzt und teils sinnentstellend; gemeint ist, dass der weltliche und geistliche Anführer der Jesiden den Titel Mîr-i-Sheikhan (Fürst des Sheikhan, des Kernlands der Jesiden) führte. Im englischen Original schreibt Rich Mir Sheikhkhan und nennt auch den in der deutschen Übersetzung fehlenden Namen des aktuellen Mîrs: Saleh Bey.[7]

Kara Ben Nemsi lernt Mir Scheik Khan in Baadri kennen:

Wir hatten das Grabmal noch nicht erreicht, so kam uns Mir Scheik Khan, das geistliche Oberhaupt der Dschesidi, an der Spitze mehrerer Scheiks entgegen. Er wird Emir Hadschi genannt und stammt von der Familie der Ommijaden ab. Seine Familie wird als die Hauptfamilie der Dschesidi betrachtet und Posmir oder Begzadehs genannt.[8]

In der deutschen Übersetzung von Rich liest man:

[...] er stammt von der Familie der Ommiaden ab, und wird der Emir Hadschi[9] der Jeziden genannt. [...] Mir Scheik Khans Familie in Baadli ist von hohem Alter und wird als die Häuptlingsfamilie von allen Jeziden, sie mögen Dassini, Muvessini, oder Dinnadi seyn, anerkannt. Die Familie wird Pesmir oder Begzadehs genannt.[10]

Literatur[Bearbeiten]

Informationen zu Figuren in Karl Mays Werken finden Sie auch im Karl May Figurenlexikon.
Die zweite Auflage dieses Werkes finden Sie online auf den Seiten der KMG.


Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Layard, Austen Henry: Niniveh und seine Ueberreste, Neue wohlfeile Ausgabe, Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1854.
    Inventar-Nr. KM0689 in Karl Mays Bibliothek.
  2. Kandolf, Franz: Kara Ben Nemsi auf den Spuren Layards (Ein Blick in die Werkstätte eines Schriftstellers). In: Dieter Sudhoff/Hartmut Vollmer (Hsg.): Karl Mays Orientzyklus. Igel Verlag Wissenschaft, Paderborn 1991, ISBN 3-927104-19-1, S. 195-201.
  3. Die Bezeichnung Scheikh Nasrs als das geistliche Oberhaupt der Jesiden ist etwas irreführend. Es gab einerseits den Mîr der Jesiden, der das weltliche und geistliche Oberhaupt war. In religiösen Belangen jedoch gab es eine zweite höchste Autorität, den Baba Scheich aus einem anderen Clan in der Kaste der Scheichs, der für die Auslegung religiöser Fragen zuständig war. Welcher von beiden die Hauptrolle spielte, hing offenbar von den persönlichen Eigenschaften des jeweiligen Mîrs und des Baba Scheichs ab. So erlebte Rich im Jahr 1820 Mîr Salih Bey als das geistliche Oberhaupt. 1846, bei Layards Besuch, war der Mîr Hussein Bey gerade erst dem Kindesalter entwachsen. Scheikh Nasr, der Baba Scheich, war sein Vormund gewesen und behielt seinen vorherrschenden Einfluss bis zu seinem Tod im Jahr 1889, auch unter Hussein Beys Nachfolgern Abdi Bey und Mirza Bey.
  4. Kandolf, S. 198
  5. Kandolf, S. 201 und Blau, Christoph: Claudius James Richs „Reise nach Kurdistan“, in: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 169, Radebeul 2011, S. 17-30.
  6. Rich, Claudius James: Reise nach Kurdistan und dem alten Ninive, nebst dem Bericht einer Reise den Tigris entlang nach Bagdad, und eines Besuchs von Schiras und Persepolis. In: Lewald, August (Hrg.): Atlas zur Kunde fremder Welttheile. Fünfter Band. Literatur-Comptoir, Stuttgart 1837.
    Inventar-Nr. KM0477 in Karl Mays Bibliothek.
  7. Salih Bey war der Vorgänger von Ali Bey dem Älteren, dem Vater respektive Großvater der beiden auch von May genannten Mîre der Jesiden Hussein Bey und Ali Bey, und der Vater von Jasim Bey, der zwischen Ali Bey dem Älteren und Hussein Bey regierte. In den 26 Jahren zwischen den Besuchen Richs und Layards starben drei Mîre der Jesiden eines gewaltsamen Todes: Salih Bey, Ali Bey der Ältere und Jasim Bey.
  8. Karl May: Giölgeda padiśhanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 7. Jahrgang 1880/1881, Nr. 40, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 637
  9. Diese Bezeichnung ist sonst nirgends in der Literatur zu finden. Vermutlich bezog sie sich auf Salih Bey persönlich.
  10. Rich, S. 24; 29