Max Roeder

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Max Roeder, Pseudonym M. Moenanus (* 24. Oktober 1878 in Kleinmünster; † ?), war ein Redakteur und Unterstützer Karl Mays.

Leben[Bearbeiten]

Roeder studierte Jura und Nationalökonomie in München und Heidelberg.

Danach arbeitete er als Redakteur bei der Passauer Donau-Zeitung, später bei der Landauer Zeitung, dann als Chefredakteur des Aachener Volksfreunds und danach der Mühlheimer Volkszeitung.

Nach dem ersten Weltkrieg wirkte er in Aschaffenburg.

Max Roeder und Karl May[Bearbeiten]

Die "Kahl-Broschüre"[Bearbeiten]

Der Kontakt Max Roeders zu Karl May fällt in die Zeit seiner Tätigkeit beim Aachener Volksfreund. Im Sommer 1908 hatte er den Schriftsteller um Material über die Kahl/Lebius-Broschüre Karl May, ein Verderber der deutschen Jugend gebeten. May sandte ihm daraufhin am 17. Juli diese Broschüre, verschiedene Aussagen und Briefe von Max Dittrich, Klara May und Friedrich Wilhelm Kahl sowie Gerichtsurteile und Zeitungsartikel, vor allem über Rudolf Lebius. Außerdem legte er seine persönlichen Bemerkungen für Herrn Chefredacteur Röder bei, in denen er seine Sicht auf die Broschüre und ihre Entstehung ausführlich darlegt.[1]

Diese Materialsammlung wertete Max Roeder für seinen Aufsatz Ist Karl May ein Verderber der deutschen Jugend? aus, der in mehreren Teilen vom 23. Juli an unter dem Pseudonym "M. Moenanus" im Volksfreund erschien. Der Buchhalter dieser Zeitschrift, Franz Haamann, sandte regelmäßig Exemplare davon an Karl May[2] Auf den 3. August datiert ein Brief Max Roeders an Karl May, in dem es heißt:

Sehr gefreut hat es mich, daß die Ausführungen Ihren Beifall fanden.[3]

Aus London, dass Karl und Klara May auf der Rückkehr von ihrer Amerikareise besuchten, sandten sie am 1. Dezember 1908 auch an Max Roeder eine Postkarte.[4]

Am 12. Juni 1909 erschien im Volksfreund der "Moenanus"-Artikel Lebius endgültig gerichtet von Max Roeder zum Ende der Rechtsstreits um die oben genannte Broschüre.[5]

Lebius ./. Roeder[Bearbeiten]

Damit war das Interesse Roeders an Rudolf Lebius aber noch nicht erloschen. Wohl im Sommer 1909 erschien im Selbstverlag seine Broschüre Die gelben Gewerkschaften, die wiederum auch auf Material basiert, das Max Roeder von Karl May erhalten hatte. Daraufhin verklagte Lebius Roeder, der sich deshalb an May wandte.

In seinem Antwortbrief vom 3. Juli gab Karl May prozesstaktische Ratschläge und versprach Unterstützung in Form einer Zeugenaussage sowie mit Material zu der Klagebeantwortung.[6] Dieses Material sandte May am 12. Juli an Roeder und fügte wiederum einige Bemerkungen zum Prozess hinzu.[7]

Max Roeder erbat am 21. August ein Treffen mit Karl May in Dresden,[8] woraufhin May ihn am 23. schriftlich zu einem Besuch in Radebeul einlud. Dieser Besuch fand vermutlich Anfang September tatsächlich statt.[9]

Der weitere Verlauf des Prozesses ist unbekannt.

Der "Sch. u. H.-Korrespondent"[Bearbeiten]

Am 21. Januar 1910 erschien im Volksfreund ein wiederum mit M. Moenanus signierter Literatur-Überblick über den Streit um Karl May, in dem auch ein Hinweis auf Winnetou IV nicht fehlt. An diesen Artikel schloss sich eine Zuschrift von unserem Sch. u. H.-Korrespondenten, in deren Mittelpunkt Herr Rudolf Lebius, der gelbe Ritter und seine gerichtliche Niederlage gegen Max Dittrich steht. Der Korrespondent war niemand anders als Karl May. Die Abkürzung war dem S. & H. der Berliner Agentur Schweder & Hertzsch nachempfunden, die etliche Lebius-Artikel gegen May in Umlauf gebracht hatte.[10]

Es folgten weitere Artikel dieses "Korrespondenten" im Volksfreund, deren Abdruck May in einem Brief an Roeder vom 10. Februar kommentierte.[11] Gleiches ist in einem Brief vom 18. Februar zu finden, in dem May schrieb:

Auch ich bin, ganz wie Sie, der Meinung, daß über den Verfasser der Sch. & H.-Artikel strengste Discretion gewahrt wird.[12]

Am 9. März unterschrieb Max Roeder eine Quittung über 1.200 Mark, die er von Karl May als Darlehen erhalten hat.[13]

Über den Wassern[Bearbeiten]

In der vierten Folge von Ansgar Pöllmanns May-Aufsätzen Ein Abenteurer und sein Werk, die am 10. März in der Zeitschrift Über den Wassern erschien, wurde der May-Verteidiger Max Roeder scharf angegriffen.[14]

Aber vier Wochen später, am 7. April, schrieb Pöllmann an Roeder einen Brief, in dem er Karl May denunzierte und so versuchte, einen Keil zwischen beide zu treiben.[15]

Dies war jedoch offenbar ohne den gewünschten Erfolg, denn am 26. April erschien Ansgar Pöllmanns Offener Brief Ein ernstes Wort an die "Augsburger Post-Zeitung" als Flugblatt. Darin griff Pater Pöllmann neben Jakob Seiwert und Heinrich Wagner wiederum auch Max Roeder an:

alle drei gelten in der Literaturkritik eine Null.[16]

Eine Reise zu verschiedenen Zeugenvernehmungen, an denen Karl May teilnehmen wollte, führte ihn und seine Frau Klara nach Düsseldorf, Essen und Köln. In Klara Mays Tagebuch wird für den 28. April ein Treffen mit Max Roeder erwähnt. Möglicherweise fand das in Aachen statt.[17]

Am 12. Mai erschien im Volksfreund ein Schlußwort zur Kontroverse P. Pöllmann, mit dem auf die oben genannten Angriffe Ansgar Pöllmanns reagiert wurde. Sehr wahrscheinlich war Max Roeder der Verfasser.[18]

Gerüchten zufolge hatte Pater Expeditus Schmidt, der Herausgeber der Zeitschrift Über den Wassern, in dieser Zeit ein Verhältnis mit der Münchner Schriftstellerin Margarethe Helle. Klara May erkundigte sich im Mai 1910 mehrfach brieflich bei Max Roeder nach näheren Informationen über diese Angelegenheit.[19]

Ausklang[Bearbeiten]

Vermutlich im August 1910 schrieb Klara May einen weiteren Brief an Max Roeder. Sie informierte ihn über den Hohenstein-Ernstthaler Prozess Karl Mays gegen Richard Krügel. Außerdem bat sie Roeder um seinen (bisher unbekannten) Artikel über John Ojijatekha Brant-Sero.[20]

Auf den 23. Februar 1912 datiert ein Gruß Max Roeders zu Karl Mays 70. Geburtstag:

Nun mit Mut und Zuversicht in die kommenden Dezennien – den Freunden zur Freud, den Neidern zum Leid.[21]

Es war der letzte Geburtstag, den Karl May erlebte.

Veröffentlichungen[Bearbeiten]

  • "M. Moenanus": Ist Karl May ein Verderber der deutschen Jugend? In: Volksfreund. Aachen 1908.
  • Die gelben Gerwerkschaften. Gedanken zur Gewerkschaftsbewegung. Selbstverlag Aachen 1909.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 407-412.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 413.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 416.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 456.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 534.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 539.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 544 f.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 553 f.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 554.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 20 f.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 38 f.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 45.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 54.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 55.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 75.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 113.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 114.
  18. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 146.
  19. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 147 f., 152.
  20. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 264.
  21. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 556.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.