Expeditus Schmidt

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Expeditus Schmidt

Expeditus Schmidt (* 3. Juli 1868 in Zittau; † 8. Juni 1939) war ein Franziskanermönch und Literaturkritiker.

Leben[Bearbeiten]

P. Expeditus Schmidt O.F.M. wurde als achtes Kind[1] des Posamentiermeisters Carl Eduard Schmidt (* 1823; † 1901) und der Emma Amalie Hillme (* 1835; † 1883) in einen gutbürgerlichen, protestantischen Haushalt geboren; er erhielt den Namen Carl Hermann. Seine Mutter war tiefgläubig und öffnete ihm den Weg in die Literatur.

Er brach bald nach dem Tod der Mutter das Gymnasium mit der Unterprima ohne Abitur ab und arbeitete nach erfolglosen Versuchen in Richtung Theater als Volontär in einer Zittauer Maschinenfabrik und Eisengießerei, um ein Maschinenbaustudium zu finanzieren. 1886 verließ er seine Heimat gen Amerika, blieb aber in Hamburg hängen und schlug sich dort mit verschiedenen Gelegenheitsarbeiten (u.a. als Kolporteur) durch. In Hamburg hatte er erstmals Kontakt zur Katholischen Kirche. Er wanderte von Hamburg aus mit dem Ziel Rom über Magdeburg, Leipzig, das Vogtland nach Bayern, wo er wiederholt so schwer erkrankte, dass er in ein Krankenhaus musste. Er versuchte dort bereits vergeblich zu konvertieren, setzte seine Reise fort, kehrte aber nach längerem Aufenthalt in Österreich wieder nach Landshut zurück. Dort blieb er, holte seine Schulbildung nach und konvertierte endlich im Februar 1887. Im September 1888 bestand er die Abiturprüfung, ging ins Franziskanerkloster und erhielt dort seinen Ordensnamen. 1892 erhielt er die Priesterweihe. Er widmete sich der Seelsorge und der Literatur und wurde für das Studium freigestellt. Er promovierte 1902 und wurde an der Münchner Ordenshochschule Dozent für Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte. Zwischen 1906 und 1910 war er Vortragsreisender, Bibliothekar und Schriftsteller. 1908 gründete er seine Zeitschrift Über den Wassern, deren Herausgabe ihm aber 1911 untersagt wurde.

Während des Ersten Weltkriegs war Schmidt Feldgeistlicher an der Westfront und erhielt mehrere Auszeichnungen. Nach dem Krieg wurde er wieder Vortragsreisender und verbrachte seine letzten Lebensjahre ab 1926 im Franziskanerkloster in Dettelsbach, wo er auch beigesetzt ist.

Expeditus Schmidt gehörte zu den Vertretern der gemäßigten Richtung innerhalb der von Carl Muth initiierten "fortschrittlichen Literaturbewegung".

Expeditus Schmidt und Karl May[Bearbeiten]

Erstmals hatte sich Schmidt 1903 während eines Vortrags mit Karl May beschäftigt.

Eine im Juli 1908 in der Zeitschrift Die Volksbühne erschienene – durchaus positive – Rezension über Mays Drama Babel und Bibel wurde in der Sekundärliteratur bislang Schmidt zugeschrieben. Wolfgang Sämmer hält es für wahrscheinlicher, dass diese Besprechung von Hermann Dimmler stammt. Dieser war Mitbegründer der Volksbühne.[2]

In der Zeitschrift Über den Wassern erschienen 1910 Ansgar Pöllmanns Beiträge gegen Karl May. Schmidt unterstützte Pöllmanns Position u.a. am 10. Mai 1910 mit einer Leserzuschrift an die Augsburger Postzeitung. May verklagte Schmidt als Herausgeber und Pöllmann als Autor wegen Beleidigung. Das Hauptverfahren wurde am 17. August 1910 eröffnet, die Hauptverhandlung fand am 26. September 1910 statt. Die Zuständigkeit des Gerichts wurde monatelang diskutiert; schließlich war das Amtsgericht Dresden zuständig und wies die Klage am 9. Mai 1911 ab.

Adele Einsle, die mit Schmidt persönlich bekannt war, schrieb am 23. Februar 1910 über ihn:

[...] er ist so vorsichtig keine Streiche zu machen, aber als Geistlicher und Pater nimmt ihn hier niemand ernst. Er ist Sachse, kam auf der Walze nach Landshut und konvertierte dort "aus Not" und sprang bei den Franziskanern ein, um der lieben Versorgung willen. Ein gescheiter Kopf ist er, aber ein Filou.

An Klara May schrieb sie am 21. November 1910:

Mit sämtlichen kathol. Redakteuren soll er überkreuz sein, ob seines Eigensinns u. Hochmuts.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Mit ebenso hoher Sterbequote wie bei Karl Mays Geschwistern – nur eine jüngere Schwester erlebt offenbar das Erwachsenenalter.
  2. Sämmer: Karl May als Dramatiker, S. 44.

Werke[Bearbeiten]

  • Vom Lutheraner zum Franziskaner. Konvertiten-Briefe. (Autobiografische Schrift)
  • Bühnenverhältnisse des deutschen Schuldramas und seiner volkstümlichen Ableger im 16. Jahrhundert, 1903.
  • Magnalia Dei. Ein Aufriss der christlichen Gedankenwelt. Für Katholiken und Nichtkatholiken gezeichnet von Dr. P. Expeditus Schmidt.

Literatur[Bearbeiten]

  • Edelbert Kurz: Dr. P. Expeditus Schmidt – ein katholisches Priesterleben für Literatur. In: Kirchengeschichtliche Studien. P. Michael Bihl als Ehrengabe dargeboten, hrsg. v. P. Ignatius-Maria Freudenreich O.F.M., Alsatia Verlag, Kolmar 1941.
  • Max Rößler: Ein deutscher Chesterton in der Kutte: vor fünfzig Jahren starb Pater Expeditus Schmidt. In: Deutsche Tagespost, Nr. 76 vom 27. Juni 1989.
  • Uwe Kahl: Pater Expeditus Schmidt O.F.M. – ein gebürtiger Zittauer. In: Oberlausitzer Heimatblätter. Quellenforschung, Historisches, Bibliographisches und Biographisches aus der Oberlausitz, Zittau 2004.
  • Gerhard Klußmeier/Hainer Plaul: Karl May und seine Zeit. Bilder, Dokumente, Texte. Eine Bildbiografie. Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2007, insb. S. 569. ISBN 978-3-7802-0181-2
  • Irmgard Gehle: Expeditus Schmidt, Verlag Traugott Bautz, Nordhausen 2010. ISBN 978-3-88309-551-6
  • Uwe Kahl: "Ein gescheiter Kopf ist er, aber ein Filou." Pater Expeditus Schmidt O.F.M. - ein gebürtiger Zittauer. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 201, 2019.
  • Wolfgang Sämmer: Aus alten Zeitungen, Tagblättern und Journalen (1): 'Karl May als Dramatiker' , In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 204, 2020.

Weblinks[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.