Schweder & Hertzsch

Aus Karl-May-Wiki
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Schweder & Hertzsch, Abkürzung S. & H. oder S. u. H., war eine Nachrichtenagentur in Berlin, in der Paul Schweder die Korrespondenz Deutsche Journalpost herausgab.

Die Agentur unterhielt mehrere "Correspondenzbureaus" (in Leipzig und Wien) und belieferte über 80 Zeitungen regelmäßig mit Gerichtsnachrichten.

Schweder & Hertzsch, Rudolf Lebius und Karl May[Bearbeiten]

Im Zusammenhang mit Karl May ist die Agentur Schweder & Hertzsch vor allem als Verteiler von Nachrichten des Karl-May-Gegners Rudolf Lebius von Bedeutung.

So wurde Lebius' Artikel Hinter die Kulissen aus seiner Zeitschrift Der Bund vom 18. Dezember 1909 durch Schweders Journalpost an verschiedene deutsche Blätter vermittelt. So erschien der Text am 21. Dezember u. a. in der Augsburger Abendzeitung und in den Deutschen Nachrichten.[1]

Karl May selbst veröffentlichte am 21. Januar, am 2. Februar und am 2. März 1910 als Sch. u. H.-Korrespondent in der Aachener Zeitschrift Der Volksfreund kurze Artikel zu seinem Streit mit Rudolf Lebius und mit Ansgar Pöllmann. Max Roeder, der Chefredakteur des Volksfreunds war über die Identität des "Korrespondenten" informiert und wahrte das Geheimnis.[2]

Am 10. Februar erhielt die Agentur Schweder & Hertzsch die Zuschrift eines Dr. Franz Geier aus Breslau:

Sie arbeiten noch immer weiter im Interesse von Rudolf Lebius gegen May. Sollten Sie dies fortzusetzen gedenken, sehen sich meine Wenigkeit und einige meiner Freunde und Kollegen veranlaßt, für die Zukunft auf Ihre Korrespondenz zu verzichten, ja wir haben sogar schon den Gedanken ventiliert, weiteres zu veranlassen.

Das Büro Schweder & Hertzsch übergab das Schreiben der Breslauer Staatsanwaltschaft und veröffentlichte es. Außerdem informierte die Agentur die Presse darüber, dass unter dem bewusst irreführenden Kürzel "Sch. u. H." eine Karl-May-Korrespondenz von Breslau aus verbreitet würde.[3]

Wohl im Zusammenhang damit schrieb Karl May am 18. Februar an Max Roeder:

Schweder und Hertzsch können Sie ja durch eine Fußbemerkung beruhigen, daß unser Sch. & H. nichts mit ihrer Firma zu thun hat.[4]

Am 30. März 1910 schrieb Ansgar Pöllmann an Schweder & Hertzsch:

Vielleicht wäre es in Ihrem eigenen Interesse, wenn Sie meine Bitte erfüllen könnten, die dahin geht, mir alle auf May bezügliche (vergangene wie zukünftige) Korrespondenzen zukommen zu lassen. Zumal interessiert mich die Affäre der von Breslau aus versandten "Sch u. H"-Artikel (die nach meiner Ansicht direkt von May ausgehen): in dieser Angelegenheit bin ich Ihnen auch für die kleinsten Notizen dankbar. Wenn Ihnen hier eine Aufklärung des Dunkels gelänge, wäre die Mayfrage so gut wie gelöst.[5]

Nach dem Vergleich im Prozess Karl May ./. Richard Krügel (9. August) schrieb Karl Mays Ehefrau Klara darüber im August 1910 an Max Roeder:

Schweder hatten einen sehr anständigen Herrn da als Vertreter, deshalb ist dieser Bericht so sachlich ausgefallen. Es wurde von Sch[weder] & H[ertzsch] Vertagung erwartet, da Lebius es so vorbereitet hatte und Alles darauf zugeschnitten war!!![6]

Die befreundete Leserin Marie Hannes informierte Klara May am 4. September brieflich darüber, dass der von ihr aufgesuchte Korrespondent Albert Hertlein (* 1878; † ?) aus Leipzig-Gohlis nur lose Verbindung zu Schweder & Hertzsch hätte. Außerdem hatte er gesagt:

Schwedter [sic] u[nd] H[ertzsch] würden wohl, wenn ich etwa mal [was] über May im Feuilleton bringen wollte [...] das nicht nehmen – die hätten nur für direkte Gerichts- u[nd] d[er]gl[eichen] Scenen Sinn – er hätte auch wenig mit ihnen zu tun – nur unregelmäßig.[7]

An Familie Felber schrieb Klara May in einem Brief vom 28. Dezember 1910 über die Pressehetze gegen ihren Gatten:

Unser Gegner, Lebius, hat die ganze Presse in der Hand. Alle großen Zeitungen werden von einer Berliner Correspondenz namens Schweder & Hertsch [sic] bedient. Dieser [Paul] Schweder, der alleinige Inhaber, ist ein früherer Kleiderhändler und jetzige Freund des Herrn Lebius. Alle gehässig gefärbten Artikel, die Lebius verfaßt, bringen diese Leute und die Zeitungen drucken es nach. "So stürzt man Könige" sagt Lebius. Die ganze Presse ist künstlich beeinflußt. Dagegen ist nicht anzukämpfen.[8]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 612.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 20 f., 28 f., 52.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 39.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 45.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 68 f.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 264.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 298 f.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 388.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.