Backofen

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Backhaus um 1900
Backofen im Backhaus

Der historische Backofen wurde mit Backofenstein gebaut und mit Reisig und Holz beheizt. Asche und Glut wurden vor dem Einbringen des Backgutes entfernt. Einen Backofen konnten sich nur wohlhabendere Leute leisten. Meist durften außer dem Eigentümer auch Nachbarn und Freunde die Gelegenheit nutzen, Brot und Kuchen herzustellen.

Oft war der Backofen Teil eines ganzen Gebäudes (Backhaus) mit teilweise mehreren Räumen, in denen vor- und nachbereitende Arbeiten durchgeführt wurden.

Speziell in dörflichen Bereichen war ein Backhaus bis in die 1960er Jahre verbreitet. Regelmäßige Backtage der Gemeindemitglieder sparten den Bäcker, den eigenen Ofen und Energie. Zudem stellte der Backtag ein wichtiges, Interaktion und Gemeinschaft förderndes Datum dar. Hier wurden Neuigkeiten beim Warten auf Brot und Kuchen ausgetauscht. Ein weiterer Grund für die Errichtung historischer Backhäuser bestand darin, die Feuergefahr durch Backen in Einzelhaushalten zu vermindern. Neben dem eigentlichen Ofenraum gab es manchmal auch Nebenräume, in denen die vor- oder nachbereitenden Arbeiten durchgeführt werden konnten.

Mundartlich wird das Backhaus auch Backes genannt.

bei Karl May[Bearbeiten]

Der Kerybauer in Karl Mays Kolportageroman Der Weg zum Glück schmuggelt.

Das heißt, er geht zwar nicht selbst über die Grenze, dafür hat er bezahlte Helfer, aber er kauft und lagert die Ware und verkauft sie jenseits der Grenze. Der Großknecht Ludwig Held ist zwar hinter die Pascherei gekommen, weiß aber noch nicht viel, ehe Gisela ihn auf die richtige Fährte setzt:

"Da habe ich gesehen, daß da hinten am alten Backofen etwas Heimliches vorgenommen wurde."[1]

Da staunt der Laie, Karl May aber findet es ganz normal, dass man da ein paar Kacheln lösen und unter diesen genug Ware für mehrere Traglasten verstauen kann. Zu Recht! Denn der Unterschied zu einem Backhaus dürfte bei dem, was dem Autor beim Schreiben vorschwebte und was er selbst aus eigenem Augenschein kannte, nur in der Länge des Gebäudes bestanden haben: auf einem großen Hof wurde für viele gebacken, und wenn es nur drei Höfe im Ort gab und nur wenige selbstbackende "Eigenbrödler" – daher stammt der Ausdruck – dann darf man annehmen, dass auf den Höfen auch für andere mitgebacken wurde. In manchen Gegenden wurde auch reihum gebacken, wobei der Besitzer nur für sich und seine Stammkundschaft "dunkel" buk, also Vollkorn- und Roggenbrot mit über zwei Wochen Haltbarkeit, und damit den Ofen füllte, für alle anderen aber – in jeweils deutlich geringerer Menge – hell, was schon nach wenigen Tagen alt schmeckt. So gab es überall immer gutes Brot höchster Qualität, doch der Ofen wurde nur einmal alle ein bis drei Wochen geheizt. Dementsprechend groß war er auch – und dementsprechend hoch der Holzbedarf: gab es auch keine Vorhalle wie im Backhaus, so hatte der Ofen doch die gleichen Dimensionen.

Nun ist Energiesparen keine Erfindung unserer Zeit, ganz im Gegenteil: früher war Dämmen eine Selbstverständlichkeit. Nicht bei Hausmauern, wo Wissen, Mittel – und manchmal auch der Bedarf – fehlten, wohl aber bei einfacheren Objekten wie Backöfen. Als nach dem Zweiten Weltkrieg vielerorts die alten Backes wieder instandgesetzt wurden, war oft eine komplett neue Isolierung der Seiten und der Decke nötig. Die innere Backfläche betrug meist zwischen 1,80 m mal 2,20 m und 2 m mal 2,50 m, die durchschnittliche lichte Backröhrenhöhe 40 cm. Dabei wurde dann korrekterweise für 5 m³ Röhrenvolumen 10 m³ (Wärme-)Speicher- und Dämmungsmaterial gerechnet – vorzugsweise Glas, das aber teuer war.

Wenn nun also auf einem Hof ein alter Backofen steht, außer Dienst, aber noch nicht abgerissen, so kann man sich leicht vorstellen, dass der neue gebaut worden war, um das Backen und den Energiebedarf zu optimieren, dass also die alte Schüttung in sich zusammengefallen und erneuerungsbedürftig war. Wenn die nun zudem noch entnommen und im neuen Ofen "recycled" worden war, so mag man sich vorstellen, welch gewaltiger Stauraum da zur Verfügung stand. Das aber war zu Karl Mays Zeiten Allgemeinwissen.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der Weg zum Glück – Höchst interessante Begebenheiten aus dem Leben und Wirken des Königs Ludwig II. von Baiern. Erstausgabe Verlag H. G. Münchmeyer, Juli 1886 bis August 1888, S. 1391. (Onlinefassung)

Weblinks[Bearbeiten]