Julius Hermann Scheunpflug
Julius Hermann Scheunpflug (* 10. Juli 1820 in Zschopau; † ?) war ein Expedient (= Ausschreiber im Versand)[1] und Karl Mays Zimmergenosse bei seiner Anstellung als Fabrikschullehrer der Spinnereien Julius Claus und Carl Friedrich Solbrig & Söhne in Altchemnitz.
Inhaltsverzeichnis
Leben[Bearbeiten]
Julius Hermann Scheunpflug war der Sohn des Mädchenschullehrers Samuel Christian Scheunpflug und seiner Frau Christiane Henriette Eleonore geb. Gensel. Er hatte zahlreiche Geschwister. Seit 1848 war er mit Amalie Wilhelmine Freiberg verheiratet.
1852 meldete er sich in Chemnitz polizeilich an, nannte die Berufsbezeichnung "Kaufmann" – ergänzte aber, dass er "privatisiere", d. h. von seinem Vermögen lebe. 1854 meldete er sich nach Altchemnitz ab und nahm dort eine Stelle als Expedient an.
Julius Hermann Scheunpflug und Karl May[Bearbeiten]
Scheunpflug beschuldigte May, ihm im Dezember 1861 eine Taschenuhr, eine Tabakspfeife und eine Zigarrenspitze gestohlen zu haben.
- Dass Karl Mays Verurteilung 1862 nach Artikel 330, Absatz 3, "Entwendung unschätzbarer Gegenstände, widerrechtliche Benutzung fremder Sachen etc. ... Gefängniß bis zu sechs Wochen ..." des seinerzeit geltenden Strafgesetzbuches für das Königreich Sachsen (1855) erfolgte, haben Claus Roxin, Hans Wollschläger und Hainer Plaul hinlänglich belegt. Die Berechtigung des Urteils ist umstritten. Offenbar aber blieb damals den Justizbehörden, selbst wenn sie zur Milde gegenüber Karl May geneigt gewesen sein sollten, keine Wahl als die Verurteilung. Scheunpflug hatte May angezeigt - und Absatz 5 des besagten Artikels 330 hebt hervor: "Ein Strafverfahren findet wegen der in diesem Artikel erwähnten Vergehen [sic!] nur auf Antrag statt." Scheunpflug hätte diesen Antrag noch während der Verhandlung zurückziehen können; das Verfahren wäre allsogleich eingestellt worden; Karl May hätte Freispruch erzielt – und damit die Lehrberechtigung behalten.[2]
Sonstiges[Bearbeiten]
Im Hörspiel Die Taschenuhr des Anderen wird die Figur von Jean-Marc Birkholz gesprochen.
Anmerkungen[Bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten]
- Ralf Harder: Die Taschenuhr-Affäre - Diebstahl oder Intrige? Eine Rekonstruktion der Ereignisse vor 150 Jahren. In: Der Beobachter an der Elbe Nr. 17, Dezember 2011. (Onlinefassung)
- Walther Ilmer: Karl Mays Weihnachten in Karl Mays "Weihnacht!" III – Eine Spurenlese auf der Suche nach Fährten. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1989, S. 51-83. (Onlinefassung) [In diesem Aufsatz wird Hamd el Amasat als Scheunpflug-Spiegelung untersucht und in einem Exkurs auf die Taschenuhr-Affäre eingegangen. Erstmals wird der Name des Anzeigenden genannt.]
- Hainer Plaul: Die Sache mit der Uhr. Zwei Ergänzungen zu Karl Mays erstem Kriminaldelikt. [enthält biografische Details] In: Karl-May-Haus Information Nr. 19/2005, S. 44-49.
- Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005. ISBN 978-3-7802-0170-6
Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.