Hellmuth Jahn

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Carl Gottfried Hellmuth Jahn (* 31. Mai 1885 in Pulsnitz/Sachsen; † ?) war ein Maler sowie der Freund, Mitbewohner und spätere Erpresser Sascha Schneiders.

Leben[Bearbeiten]

Hellmuth Jahn war der Sohn des Postmeisters Gustav Eduard Jahn, der um 1890 mit seiner Familie von Pulsnitz nach (Meißen-)Cölln an der Elbe, Dresdner Straße, umsiedelte und dort am 6. August 1903 verstarb. Hellmuth studierte von 1902 bis 1904 an der Königlich Sächsischen Kunstgewerbeschule in Dresden.[1]

Sascha Schneider hatte Hellmuth Jahn wohl schon zu jener Zeit kennen gelernt und auch künstlerisch unterrichtet. Jahns Wohnung lag nicht weit von der Johanneskirche entfernt, in der Schneider 1899 das Fresko Der Triumph des Kreuzes im Weltgericht geschaffen hatte.[2]

Spätestens 1904 hatte sich eine Beziehung zwischen Schneider und Jahn entwickelt, die recht spannungsgeladen war. Nachdem man Sascha Schneider die Professur in Weimar angeboten hatte, schrieb er am 31. August in einem Brief an Kuno von Hardenberg:

Mit Hellmuth ist das so ein Ding. Während mich die Leidenschaft und das Interesse des Künstlers zu ihm reisst, stösst mich oft seine Kälte gegen dies mein Feuer, seine schlechte Erziehung & ein ausgesprochener Egoismus von ihm ab. Es ist ein ewiges Auf & Ab in meinen Stimmungen & eine völlige Hilflosigkeit in Zuständen, die einer Art Fatum gleich, ohne mein Wollen irgendwie zu berücksichtigen, mich gefangen halten. Fast wünschte ich seiner ledig zu sein; jedenfalls: Wäre ich ihm doch nie begegnet! Aber der Gedanke an Trennung, und ohne ihn in jenes öde Nest [Weimar] zu ziehn, macht mich fast wahnsinnig. [...] Ach, wenn er mich nur den 10ten Teil so lieben könnte, wie ich ihn.[3]

Im Oktober zog Hellmuth Jahn zusammen mit Schneider nach Weimar, Wörthstraße 22II. In der Etage unter ihnen wohnte der Erste Staatsanwalt beim Weimarer Landgericht, Paul Naumburg. Homosexualität stand damals unter Strafe; Schneider schrieb am 18. Oktober an Kuno von Hardenberg:

Wir sitzen auf dem Pulverfass [...][4]

Im Frühjahr 1905 zog Sascha Schneider innerhalb Weimars in die Henßstraße 10III um, während Hellmuth Jahn anfangs eine Wohnung in der Buchfarter Straße 10 bezog. Jahn wohnte aber später wieder bei Schneider.[5]

Hellmuth Jahn hatte wohl bereits im September vor, nach Berlin umzuziehen. Sascha Schneider schrieb am 25. September darüber in einem Brief an von Hardenberg:

Hellmuth wird mich nun auch verlassen. Er geht nach Berlin selbständig als Künstler zu werden und sein junges Leben zu geniessen. Natürlich bin ich alter Knabe nichts für ihn, wenn ich ihm auch platonisch genug sein konnte. Er sieht das auch ein. Aber er will seinesgleichen, Liebe & Leben. Mein grosser Hang zur Einsamkeit & mein Pessimismus mag ihm wohl fürchterlich sein. Fast bin ich doch froh![6]

Saschas Schwester Lilly Schneider zog im November 1905 zu ihm nach Weimar und führte dort seinen und Hellmuth Jahns Haushalt. Am 24. November schrieb sie an Klara May:

Meine einzige Gesellschaft ist der bewußte Jüngling [Hellmuth Jahn], der lieb und nett und vernünftig zu mir ist, außerdem sehr klug.[7]

Im Januar 1906 ging Hellmuth Jahn tatsächlich nach Berlin, drohte aber Sascha Schneider beim Abschied Rache an.[8] Tatsächlich versuchte Jahn ihn im Februar zu erpressen, woraufhin Schneider nach Berlin fuhr. Zwei Wochen darauf kehrte Hellmuth Jahn nach Weimar zurück.[9]

Zwei Jahre darauf, im Frühjahr 1908, machte Hellmuth Jahn Ernst und erpresste Sascha Schneider wegen dessen Homosexualität. In einem undatierten Brief teilte Schneider dem Direktor der Weimarer Kunstschule Professor Hans Olde (* 1855; † 1917) mit:

Das Kartenhaus will wieder zusammenstürzen! Das alte Lied! Das Annormale ist ein Fluch, wenn man als Künstler auch daran gewöhnt sein sollte. Musste mit Rechtsanwalt Mardersteig[10] mich sofort in Verbindung setzen.[11]

Sascha Schneider sollte Deutschland für drei Jahre verlassen. Er bat um Auflösung seines Vertrags in Weimar und reiste nach Italien.[12]

Auch Hellmuth Jahn musste nach dieser Erpressung das Land verlassen, er ließ sich von Sascha Schneider eine Reise nach Ägypten finanzieren, von wo er nicht zurückkehren wollte. Diese Reise verzögerte sich,[13] fand dann aber doch statt, wie Schneider vermutlich im Juni an Hans Olde schrieb:

Vielleicht hörten Sie durch Mardersteig schon, dass ich aus aller Gefahr bin. Der Lausejunge ist doch nach Kairo gefahren, wo er ohne alle Mittel nun über sein Tun nachdenken kann.[14]

Im Mai 1909 kam Hellmuth Jahn zu Sascha Schneider nach Florenz, um sich von ihm aushalten zu lassen. Jahn konnte allerdings seine Hotelkosten nicht zahlen. Mit Unterstützung von Schneiders Freund David Stepanoff wurde der Erpresser in Haft genommen und später des Landes verwiesen.[15]

Das weitere Schicksal Hellmuth Jahns liegt im Dunkeln.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 117, Anm. 95.
  2. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 117, Anm. 95.
  3. Zitiert nach: Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 200, Anm. 3.
  4. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 117, Anm. 95.
  5. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 136, Anm. 9.
  6. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 200, Anm. 3.
  7. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 187, Anm. 88.
  8. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 200, Anm. 3.
  9. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 202, Anm. 7.
  10. Georg Mardersteig (* 1864; † 1943) war Schneiders Rechtsanwalt in Weimar.
  11. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 276, Anm. 10.
  12. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 276, Anm. 10.
  13. Brief Sascha Schneiders an Hans Olde vom 24. Mai 1908, Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 277, Anm. 13.
  14. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 277, Anm. 13.
  15. Steinmetz/Vollmer: Briefwechsel mit Sascha Schneider, S. 277, Anm. 13.

Literatur[Bearbeiten]