Heimatlose Fanna

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die heimatlose Fanna

Die Heimatlose Fanna ist eine Pflanze in Afrika. Vermutlich handelt es sich dabei um die frei schwimmende Wasserpflanze Pistia stratiotes.

Erwähnungen im Werk[Bearbeiten]

»[...] Sie haben gelesen, daß sich ein kleines, helles, unscheinbares, liebliches Blümchen in großen Massen auf der Oberfläche des See's bewegt?«
»Die heimathlose Fanna,« antwortete Hanns.
»Warum wird sie so genannt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Nun, sie wurzelt nicht am Boden des Sees; sie lebt nur an der Oberfläche desselben und folgt der Richtung des leisesten Windes. Sie blüht also nicht an einer festen Stelle und heißt darum die heimathslose Fanna. An diese Blume knüpft sich eine Sage, von welcher sich die dortigen Eingeborenen erzählen. Auf dem Grunde des Wassers wohnt nämlich ein herrliches Meerweib von so wunderbarer Gestalt, daß kein Mensch, der sie erblickt, ihr zu widerstehen vermag. An hellen Mondnächten erscheint sie auf der Oberfläche, weiß von Farbe, wie ein Christenweib, nur noch viel herrlicher und entzückender. Rudert nun ein Jüngling über das Wasser und erblickt er sie, so ists um ihn geschehen. Er springt aus dem Kahn in ihre Arme und verschwindet mit ihr in der feuchten Tiefe - auf Nimmerwiedersehen. Seine Seele wird in eine Fanna verwandelt, in eine jener lichten Blüthen, welche heimathlos auf den Wassern treiben. So viele Blüthen als da schwimmen, so viele Jünglinge hat das Geisterweib bereits hinab in die Tiefe gezogen. Nun denken Sie sich ein Bild, eine Uferparthie des Tsad-See's vorstellend, der Mond über den riesigen Bäumen stehend, und im Wasser das Meerweib, einen Fischer aus dem Kahne ziehend. Das ist ein Entwurf, wie er besser Ihnen wohl nicht geboten werden kann.« (Erklärung aus "Der Weg zum Glück")

Erwähnt wird die Pflanze auch in der Erzählung "Der Boer van het Roer"

Während die Wüstenglut selbst den Keim des kleinsten Gräschens im brennenden Sande erstickt, treiben nicht weit davon die Massen der >heimatslosen Fanna< auf den Wassern des Sees; dichte Talebwälder strecken ihre Palmenkronen zum Himmel empor, und der mächtige Baobab breitet auf unzerstörbar scheinendem Stamme seine massigen Aeste dem flammenden Lichte entgegen.

und in "Im Lande des Mahdi II":

Dann ging der Mond auf und warf die Schatten der Baumwipfel über uns. Zu meiner Rechten lag die sterile, erbarmungslose Wüste, und zu meiner Linken glänzten wie winzige Elfenleiber die Blüten jener ewig ruhelosen Pflanze auf dem Wasser, welche nicht im Boden wurzelt und deshalb immerwährend ihren Standort ändert. Sie kommt besonders im Tsadsee in großen Mengen vor, und die Bewohner von Bornu und Baghirmi singen ein Ruderlied, eine allerliebste Gondeliera von ihr, welche deutlich beweist, daß auch jene Völker poesiereich sind. [...]

Die geheimnisvolle Pflanze und die Legende (?) inspirierte May auch zu dem Gedicht: Die heimathlose Fanna.

Sonstiges[Bearbeiten]

Bernhard Kosciuszko vermutet als Quelle Mays eine Erwähnung der Pflanze durch Eduard Vogel in dem Band "Ed. Vogel, der Afrika-Reisende. Schilderung der Reisen und Entdeckungen des Dr. Eduard Vogel in Central-Afrika, in der großen Wüste, in den Ländern des Sudan (am Tsad-See, in Mußgo, Tubori, Mandara, Sinder, Bautschi u.s.w.). Nebst einem Lebensabriß des Reisenden. Nach den Originalquellen bearbeitet von Herrmann Wagner. [Malerische Feierstunden. Das Buch der Reisen und Entdeckungen. Neue illustrierte Bibliothek der Länder- und Völkerkunde zur Erweiterung der Kenntniß der Fremde. Herausgegeben unter Mitwirkung mehrerer Geographen und Schulmänner von Herrman Wagner. Afrika II.] Erstauflage. Leipzig, Verlag von Otto Spamer, 1860.".

Die Wasserpfützen und die Buchten des eigentlichen Seespiegels tragen eine mehr oder weniger dichte Decke von Pistien (pistia stratiosis) und Lotusblumen (Nymphaea Lotus). Die erstgenannte Pflanze gehört zwar mit den bekannten Teichlinsen zu ein und derselben Familie, übertrifft ihre Verwandten aber durch ansehnliche Größe. Sie bildet büschlige Köpfe von einem halben Fuß Höhe, die den Salatköpfen sehr ähneln, im Wasser selbst Ausläufer treiben und auf diese Weise zusammenhängende zahlreiche Gesellschaften darstellen. Diese Pistienrassen bilden kleinere und größere frischgrüne schwimmende Inseln. Je nachdem der Wind anhaltend nach einer bestimmten Richtung hin weht, folgen die Pistien seinem Drängen und ziehen langsam über die Flut, verändern also fortwährend ihren Standort mit Ausnahme derjenigen, welche abgeschlossene Hinterwasser überziehen. Die Bewohner des Sudan haben die Pistie wegen ihrer wandernden Lebensweise "die heimatlose Fanna" (ein Mädchenname) genannt.

Literatur[Bearbeiten]

  • Bernhard Kosciuszko: Die heimatlose Fanna. In: M-KMG Nr. 104 S. 40f. (Onlinefassung)

Weblinks[Bearbeiten]