Emanuel Geibel

Aus Karl-May-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Franz Emanuel August Geibel (* 17. Oktober 1815 in Lübeck; † 6. April 1884 in Lübeck) war ein deutscher Lyriker.

Geibel.jpg

Wenn sich zwei Herzen scheiden[Bearbeiten]

Karl May zitiert häufig sein erklärtes Lieblingslied Wenn sich zwei Herzen scheiden. Der vollständige Text des Liedes ist online verfügbar bei zeno.org.

in Das Buch der Liebe[Bearbeiten]

Ohne Unterlaß dagegen nagt der Schmerz verlorener oder gestorbener Liebe im Innern der trauernden Jungfrau. Die Liebe war ihre Welt, und diese Welt ist zusammengebrochen und in Trümmer gegangen. Das Auge sieht, aber es blickt nicht mehr; der Mund spricht, aber er lächelt nicht mehr; der Fuß geht, aber er schwebt nicht mehr; das Herz klopft, aber es lebt nicht mehr, und nie ist dieser Untergang der innern Welt ergreifender geschildert worden, als in dem bekannten
"Wenn sich zwei Herzen scheiden,
Die sich dereinst geliebt,
Das ist ein großes Leiden,
Wie's größer keines giebt.
Es klingt das Wort so traurig gar:
'Fahr' wohl, fahr' wohl auf immerdar!'
Wenn sich zwei Herzen scheiden,
Die sich dereinst geliebt.
Da ich zuerst empfunden,
Daß Liebe brechen mag,
War mir's, als sei verschwunden
Die Sonn' am hellen Tag.
Es klang das Wort so traurig gar:
'Fahr' wohl, fahr' wohl auf immerdar!'
Da ich zuerst empfunden,
Daß Liebe brechen mag.
Mein Frühling ging zur Rüste,
Ich weiß gar wohl warum;
Die Lippe, die mich küßte,
Ist worden kühl und stumm.
Es klang das Wort so traurig gar:
'Fahr' wohl, fahr' wohl auf immerdar!'
Mein Frühling ging zur Rüste,
Ich weiß gar wohl warum!"[1]

in Old Firehand[Bearbeiten]

"Mein Frühling ging zur Rüste,
Ich weiß gar wohl warum:
Die Lippe, die mich küßte,
Ist worden kühl und stumm."
So klang es über die weite Ebene hin, und Swallow, mein wackerer Mustang, spitzte die kleinen Ohren, schnaubte freudig durch die Nüstern und hob graziös die feinen Hufe wie zum Menuett.
Warum grad' dieses Lied, welches ich zuletzt vor drei Monaten in Cincinnati von einer Tyroler Gesellschaft gehört hatte, mir über die Lippen tönte, ich weiß es nicht. Noch hatte mich kein Mund geküßt, und mein Frühling konnte also wohl beginnen, doch beileibe nicht schon zu Ende sein; aber das Leben war mir bisher Nichts gewesen als ein Kampf mit Hindernissen und Schwierigkeiten; ich war einsam und allein meinen Weg gegangen, unbeachtet, unverstanden und ungeliebt, und bei dieser inneren Abgeschiedenheit hatte sich eine Art Weltschmerz in mir entwickelt, zu welchem der klagende Inhalt dieser Strophen recht gut paßte.[2]

in Die Juweleninsel[Bearbeiten]

Die Mauer war gar nicht sehr weit entfernt von dem Felsenvorsprunge, auf welchem er lag. Wäre ein guter Anlauf möglich gewesen, so hätte er den Graben überspringen und sie sicher erreichen können, und dann wäre es ein Leichtes gewesen, auf ihrem oberen, mit breiten Platten belegten Rande rings um den Hof herum nach dem Gärtchen zu gelangen, welches so nahe lag, daß er ganz deutlich ein leises Räuspern hörte, nach welchem die Unbekannte eine Melodie halblaut vor sich hinsummte.
Die Weise kam ihm bekannt vor. Er lauschte. Bereits beim zweiten Verse verstand er die Worte, welche der Melodie untergelegt waren:
"Da ich zuerst empfunden,
Daß Liebe brechen mag,
War mirs als sei verschwunden
Die Sonn' am hellen Tag.
Es klang das Wort so traurig gar,
Fahr wohl, fahr wohl auf immerdar,
Da ich zuerst empfunden
Daß Liebe brechen mag."
Dieser Text und die furchtsame vorsichtige Art und Weise, in welcher er mehr gesummt als gesungen wurde, machten in Kurt die Vorstellung lebendig, daß er es hier wirklich mit einer Person zu thun habe, die sich in irgend einer hilfsbedürftigen Lage befinde. Er hörte weiter:
"Mein Frühling ging zur Rüste,
Ich weiß gar wohl warum.
Die Lippe, die mich küßte,
Ist worden für mich stumm.
Das eine Wort nur sprach sie klar:
'Fahr wohl, fahr wohl auf immerdar!'
Mein Frühling ging zur Rüste,
Ich weiß gar wohl, warum."
Im Gärtchen war sie allein; das sah Kurt; aber befand sich nicht vielleicht Jemand in der Nähe? Er wagte es. Ohne seine Gestalt zu zeigen, sang er halblaut, so daß sie es nur eben verstehen konnte, die erste Strophe dieses Liedes, welches ihm schon längst bekannt war:
"Wenn sich zwei Herzen Scheiden,
Die sich dereinst geliebt,
Das ist ein großes Leiden,
Wies größer keines gibt.
Es klingt das Wort so traurig gar:
Fahr wohl, fahr wohl auf immerdar!
Wenn sich zwei Herzen Scheiden,
Die sich dereinst geliebt."
Gleich als er begonnen hatte, war sie von der Bank empor gesprungen und hatte sich nach dem Orte umgesehen, von welchem die Töne kamen. Jetzt erhob er sich aus seiner liegenden Stellung.
Der Mond beleuchtete ihn, sie konnte ihn sehen.[3]

in Die Liebe des Ulanen[Bearbeiten]

Und jetzt setzte er sich wieder, stemmte den Kopf in die Hände und summte vor sich hin:
"Wenn sich zwei Herzen scheiden,
Die sich dereinst geliebt,
Das ist ein großes Leiden.
Wie's größer keines giebt!"[4]

"Darf ich Sie ersuchen, sich deutlicher zu erklären?"
"Ja, ersuchen dürfen Sie mich; aber ich werde mich hüten, es zu thun. Ich will Sie nur warnen. Unglückliche Liebe soll ein gar bitteres Abendessen sein. Ist Ihnen das alte Lied bekannt:
Wenn sich zwei Herzen scheiden,
Die sich dereinst geliebt,
Das ist ein großes Leiden
Wie's größer keines giebt?"
"Ich habe es oft gesungen."
"Schön! Singen Sie es, so oft Sie wollen; aber erleben Sie es nicht! Wie schlimm das ist, das habe ich sehr, sehr oft an mir erfahren, mein Lieber!"[5]

in Der verlorne Sohn[Bearbeiten]

Er lehnte den Kopf an die kalte Thürpfoste und summte wie gedankenlos die Melodie jenes tief innigen Liedes vor sich hin: "Wenn sich zwei Herzen scheiden, die sich dereinst geliebt, das ist ein großes Leiden, wie's größer keines giebt!" Aber als er bei der zweiten Strophe angekommen, sprach er die halblauten Worte aus:
"Als ich zuerst empfunden
Daß Liebe brechen mag,
War mir's, als sei verschwunden
Die Sonn' am hellen Tag.
Es klang das Wort so traurig gar:
Fahr wohl, fahr wohl auf immerdar.
Als ich zuerst empfunden,
Daß Liebe brechen mag."[6]

in Von Bagdad nach Stambul[Bearbeiten]

"Hurrjeh, Sie reden auch deutsch?"
"Wie Sie hören!"
"Hier in Damaskus?"
"Ueberall!"
Da nahmen auch ihre Kollegen teil; die Freude, hier einen Deutschen zu treffen, war allgemein, und die Folge davon waren einerseits von mir einige Gläser Scherbet und anderseits von ihnen die Bitte, mein Lieblingslied zu nennen; sie wollten es singen. Ich bezeichnete es ihnen, und sofort begannen sie:
"Wenn sich zwei Herzen scheiden,
Die sich dereinst geliebt,
Das ist ein großes Leiden,
Wie's größer keines gibt."
Ich freute mich, wieder einmal dem Orgelklange dieser prächtigen Melodie lauschen zu können [...][7]

weitere Erwähnungen in Karl Mays Werk[Bearbeiten]

Der Zigeunerbube im Norden (1834/35)[Bearbeiten]

Das vollständige Gedicht bei zeno.org.

[...] in hunderten von Liedern hat die Sehnsucht nach der Heimath Ausdruck gefunden, die dem Wanderer in der Fremde keine Ruhe läßt, bis er den Schritt heimwärts lenkt, um dort entweder zu gesunden oder Ruhe zu finden, wie Geibel in seinem "Zigeunerknaben" sagt:
"Nein, des Herzens banges Klagen,
Länger halt ich's nicht zurück.
Will ja jeder Lust entsagen,
Laßt mir nur mein Heimathsglück!
Fort nach Süden, fort nach Spanien,
In das Land voll Sonnenschein.
Unter schattigen Kastanien
Will ich einst begraben sein!"
Wie stark muß dieses Weh sein, welches unempfindlich macht selbst gegen den Verlust des höchsten materiellen Gutes, welches der Mensch besitzt – des   L e b e n s![8]

So strich sie leise und langsam zwischen den Bäumen dahin und trällerte, nicht ganz laut, aber auch nicht ganz halblaut, das Lied vor sich hin:
"Fern im Süd', das schöne Spanien,
Spanien ist mein Heimathsland,
Wo die schattigen Kastanien
Rauschen an des Ebro Strand,
Wo die Mandeln röthlich blühen,
Wo die süße Traube winkt,
Wo die Rosen schöner glühen
Und das Mondlicht goldner blinkt."
Sie blieb stehen und lauschte. Kein Echo! Es gab aber hier doch gar keinen Berg, keine Felswand, wodurch ein Echo erzeugt werden könnte! Und sie war doch eine so große Freundin des Echo; sie hörte es so gern. Sie setzte also ihren Weg fort und sang weiter:
"Längst schon wandr' ich mit der Laute
Traurig hier von Haus zu Haus,
Doch kein einzig Auge schaute
Freundlich noch zu mir heraus.
Spärlich reicht man mir die Gaben;
Mürrisch heißet man mich gehn.
Ach, mich armen, braunen Knaben
Will kein Einziger verstehn!"
Sie hielt abermals inne, um zu lauschen. Ueber ihr allerliebstes Gesichtchen glitt ein glückliches Lächeln, denn jetzt, ja jetzt ließ sich ein Echo hören. Aber kam das von einem Berge oder von einer Felswand zurück? Wohl nicht, denn die Töne lagen um eine volle Octave tiefer, und die Worte waren auch ganz andere. Giebt es denn auch Echo's, welche nicht von Felswänden zurückgeworfen werden und die ihre eigenen Töne und Worte haben? Jedenfalls, denn das Echo, welches sich jetzt hören ließ, sang:
"Als beim letzten Erntefeste
Man den großen Reigen hielt,
Habe ich das Allerbeste
Meiner Lieder aufgespielt.
Doch, als sich die Paare schwangen
In der Abendsonne Gold,
Sind auf meine dunkle Wangen
Heiße Thränen hingerollt!"
Es war eine volle, kräftige Baritonstimme, welche diese Verse sang.[9]

Gute Nacht (1838-40)[Bearbeiten]

Das vollständige Gedicht bei zeno.org.

"Dann will ich Ihnen die neueste Composition unseres Fex vorsingen. Sie ist herrlich."
Sie stand auf und entfernte sich ein Stück von der Hütte, nach dem Felsenrande zu, damit ihre Stimme besser zu Thale schallen möge. Er ging ihr nach. Sie standen eng neben einander, als sie begann:
"Schon fängt es an zu dämmern;
Der Mond als Hirt erwacht
Und singt den Wolkenlämmern
Ein Lied zur guten Nacht.
Und wie er singt so leise,
Da dringt vom Sternenkreise
Der Schall ins Ohr mir sacht:
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh!
Vorüber ist all
Der Tag und sein Schall.
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh,
Die Liebe Gottes deckt Euch zu!"
Es war unbeschreiblich, wie diese reine, posaunenartige und doch so milde Stimme durch die Nacht erschallte. Es klang, als ob sich der Himmel geöffnet habe und ein Engel des Herrn in Sphärentönen sein Nachtgebet zur Erde steigen lasse.[10]

Walther war wirklich ein Virtuos. Die gegenwärtige Stimmung hatte sich seiner tief bemächtigt, und er gab ihr durch ein Vorspiel Ausdruck, welches ergreifend war. Dann fielen Leni und Anton ein, erst leise, dann ihre Stimmen anschwellen lassend, ohne ihnen aber zu erlauben, sich zur vollen Mächtigkeit zu entfalten:
"Schon fängt es an zu dämmern,
Der Mond als Hirt erwacht
Und singt den Wolkenlämmern
Ein Lied zur guten Nacht.
Und wie er singt so leise,
Da dringt vom Sternenkreise
Der Schall ins Ohr mir sacht:
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh,
Vorüber der Tag und sein Schall.
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh,
Die Liebe Gottes deckt Euch zu!"
Hätten die Beiden diese Strophe in einem Concerte gesungen, sicherlich wäre sie ihnen nicht so meisterlich gelungen wie hier. Der Schmerz war der Dirigent, dem sie gehorchten, und darum waren Worte wie Töne von einem geradezu unbeschreiblichen Eindrucke. Dann begann der zweite Vers:
"Und wie nun alle Kerzen
Erloschen durch die Nacht,
Da schweigen auch die Schmerzen,
Die uns der Tag gebracht.
Lind säuseln die Cypressen;
Ein seliges Vergessen
Durchschwellt der Lüfte Pracht.
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh,
Vorüber der Tag und sein Schall.
Schlaf in Ruh, schlaf in Ruh,
Die Liebe Gottes deckt Euch zu!"
Jetzt war es zu Ende. Die Anwesenden verhielten sich schweigend. Sie bewegten sich nicht. Da trat Marga herein und meldete:
"Er schläft. Er ist über dem Gesange eingeschlafen."
"So können wir gehen," sagte Anton. "Er hat sein letztes Lied gehört. Wann werden wir das unsere hören?"
Die Augen Aller standen voller Thränen. Es war, als ob einem Jeden sein eigenes Sterbelied gesungen worden sei.[11]

Vertonungen[Bearbeiten]

Hedwig Pauler erwähnt 68 Vertonungen des Gedichts; der bekannteste Komponist war Felix Mendelssohn-Bartholdy. Welche Melodie May im Sinn hatte, ist nicht bekannt. Eine Vertonung durch May selbst ist nicht überliefert.

Sonstiges[Bearbeiten]

Das Textfragment In der Heimath wurde von Franz Kandolf in zwei Teile zerlegt und bearbeitet. Einer der Teile erhielt den Titel Wenn sich zwei Herzen scheiden.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Das Buch der Liebe. In: Karl Mays Werke, S. 540–542 (vgl. KMW-I.1.A-32, S. 52 f.).
  2. Karl May: Old Firehand. In: Karl Mays Werke, S. 5976 (vgl. KMW-I.7-22:7, S. 107).
  3. Karl May: Die Juweleninsel. In: Karl Mays Werke, S. 9091–9093 (vgl. KMW-II.2, S. 377–379).
  4. Karl May: Die Liebe des Ulanen. In: Karl Mays Werke, S. 18055 f. (vgl. KMW-II.12, S. 1682).
  5. Karl May: Die Liebe des Ulanen. In: Karl Mays Werke, S. 18562 (vgl. KMW-II.13, S. 2007).
  6. Karl May: Der verlorne Sohn. In: Karl Mays Werke, S. 20492 f. (vgl. KMW-II.15, S. 723).
  7. Karl May: Von Bagdad nach Stambul. In: Karl Mays Werke, S. 43591 f. (vgl. KMW-IV.3, S. 326 f.).
  8. Karl May: Das Buch der Liebe. In: Karl Mays Werke, S. 669 f. (vgl. KMW-I.1.A-32, S. 124).
  9. Karl May: Die Liebe des Ulanen. In: Karl Mays Werke, S. 17769 f. (vgl. KMW-II.12, S. 1499–1501).
  10. Karl May: Der Weg zum Glück. In: Karl Mays Werke, S. 35027 f. (vgl. KMW-II.31, S. 3408).
  11. Karl May: Der Weg zum Glück. In: Karl Mays Werke, S. 35182–35184 (vgl. KMW-II.31, S. 3509 f.).

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]