Derwisch
Derwisch bezeichnet vor allem in den europäischen Sprachen einen Sufi, einen Angehörigen einer muslimischen asketisch-religiösen Ordensgemeinschaft, die im Allgemeinen für ihre extreme Armut und Strenge bekannt ist.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines[Bearbeiten]
Derwische praktizieren den Sufismus und gelten als Quelle der Klugheit, der Heilkunst, der Poesie, der Erleuchtung und der Weisheit. Zum Beispiel wurde Nasreddin (Mulla Nasrudin, Hodscha Nasreddin) wegen seiner in Erzählungen überlieferten Sprüche zu einer Legende im Orient und Indien (nicht nur für Muslime).
Die Bezeichnung kommt aus dem persischen Wort Darvish, das normalerweise einen asketischen Mönch bezeichnet. Die wörtliche persische Übersetzung für Darvish ist "Bettler". Dabei ist es aber nicht unbedingt wörtlich zu verstehen, dass jeder Derwisch ein Bettler ist; sondern dieser Begriff dient auch als Symbol dafür, dass derjenige, der sich auf dem Weg des Sufismus befindet, seine eigene "Armut gegenüber Gottes Reichtum" erkennt.
Zahlreiche Derwische legen das Armutsgelübde ab und leben in mönchisch zurückgezogener Askese. Einige wählen die Existenz als Bettler, andere sind berufstätig; ägyptische Qadiriten – in der Türkei Kadiri genannt – sind z. B. Fischer.
Derwische bei Karl May[Bearbeiten]
im Werk[Bearbeiten]
- Im Kolportageroman Deutsche Herzen - Deutsche Helden ist der verbrecherische ehemalige Diener Florin in Stambul als Derwisch Osman ein alter, unbeschreiblich hagerer Mann, gekleidet in die raue Tracht der heulenden Derwische. Er erkennt er in einer für den Verkauf in den Harem des Sultans bestimmten Sklavin Tschita von Adlerhorst, die als kleines Kind in die Sklaverei verkauft worden war. Er veranlasst Ibrahim Pascha, Tschita zu kaufen.
- In Von Bagdad nach Stambul besucht Kara Ben Nemsi ein Kloster der tanzenden Derwische:
- Derwisch ist ein persisches Wort und bedeutet: >Armer<; das arabische Wort dafür ist >Fakir<. Derwisch wird jeder Angehörige eines religiösen islamitischen Ordens genannt. Dieser Orden gibt es sehr viele; doch legen deren Angehörige kein Gelübde ab; das Gelöbniß der Armuth und Keuschheit und des Gehorsams kennen sie nicht. Die Tekkije und Khangah (Derwischklöster) sind oft sehr reich an Grundstücken, Kapitalien und Einkünften, wie überhaupt die ganze türkische Geistlichkeit keineswegs in Dürftigkeit lebt. Die Mönche sind meistentheils verheirathet und beschäftigen sich mit Essen, Trinken, Schlafen, Spielen, Rauchen und Nichtsthun. Früher hatten die Derwische eine nicht gewöhnliche religiöse und politische Bedeutung; jetzt aber ist ihr Ansehen gesunken, und nur von dem Pöbel wird ihnen noch eine Art Achtung gezollt. Darum sind sie auf Künste bedacht, durch welche sie sich den Anstrich von Gottbegeisterten oder Zauberern zu geben vermögen. Sie verrichten allerlei Kunst- und Taschenspielerstückchen und führen Komödien auf, in denen sie sich in eigenthümlichen Tänzen und heulenden Gesängen produziren.[1]
- In der Mahdi-Trilogie ist Abd el Barak der Vorsteher der Bruderschaft der heiligen Kadirine (Quadiriten, siehe oben) in Kairo und der erbitterte Gegenspieler des Ich-Erzählers. Ein weiteres Mitglied des Ordens ist der Gaukler und Taschendieb Muza'bir, der den Erzähler bestehlen und ermorden will.
im Leben[Bearbeiten]
Am 23. Juni 1900 kamen beim zweiten Teil der Orientreise Karl und Emma May sowie Richard und Klara Plöhn mit dem russischen Schiff "Aleksander II" in Istanbul an. Am 28. Juni wurden die "Heulenden Derwische" in Skutari besucht.
- Die "Heulenden" in Scutari stoßen mich ab, grad wie die in Kairo. Ich kann mich für diese Art des "Gottesdienstes" nicht erwärmen [...][2]
Am nächsten Tag wurden die "Tanzenden Derwische" besucht und May beschreibt deren Musik und Tänze in seinem Reisetagebuch ausführlich.
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Karl May: Von Bagdad nach Stambul. Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 467.
- ↑ Lothar und Bernhard Schmid (Hrsg.): In fernen Zonen – Karl Mays Weltreisen, Gesammelte Werke Bd. 82. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 1999, S. 216. ISBN 3-7802-0082-1
Literatur[Bearbeiten]
- Hartmut Schmidt: Die Darbietungen der tanzenden und heulenden Derwische. In: Karl May in Leipzig Nr. 103, 2015.
Weblinks[Bearbeiten]
- Eintrag in der Wikipedia.