Khoi

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Khoi
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Im Lande des Mahdi III

Koy Sanjaq (arabisch: كوي سنجق, türkisch, zur Zeit des Osmanischen Reichs: كوي سنجاغ), auch kurz Koy oder Koye (kurdisch: کۆیە) genannt, ist eine Stadt im Nordosten des Iraks, im Gouvernement Erbil in der Autonomen Region Kurdistan. Sie ist Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts und hat rund 64.000 Einwohner,[1] mehrheitlich sunnitisch-muslimische Kurden. Es gibt in Koy Sanjaq Minderheiten von chaldäischen Christen und von Juden, die jeweils eine eigene Sprache sprechen, die Christen das Koi-Sanjaq Sûrat und die Juden das Lishana Noshan, die beide zu den Nordost-Neuaramäischen Sprachen gehören.

Koy Sanjaq ist eine für den Irak bedeutende Universitätsstadt.

Geschichte[Bearbeiten]

Einer Legende nach wurde die Stadt erst unter osmanischer Herrschaft, also ab dem 16. Jahrhundert gegründet, indem ein Sohn des damaligen, namentlich nicht überlieferten Sultans sein Banner hier aufpflanzte; daher soll ihr Name stammen (türkisch: köy = Dorf, sancak = Banner, Flagge).

Tatsächlich ist die Stadt Jahrtausende alt, wie archäologische Befunde zeigen, und sie war seit langem ein örtliches Machtzentrum. Im neunten Jahrhundert vor Christus war sie ausweislich eines hier gefundenen Keilschrifttäfelchens Sitz eines Statthalters im Assyrischen Reich.

Vom 16. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Koy Sanjaq zum Osmanischen Reich und war wegen seiner Nähe zur persischen Grenze ein wichtiger Militärstützpunkt. Im Jahr 1766 schreibt der deutsche Forschungsreisende Carsten Niebuhr und Anfang des 18. Jahrhunderts der osmanische Historiker Sanizade, dass die in Koy Sanjaq ansässigen Paschas Kurden waren; laut Niebuhr jedoch dem Pascha in Bagdad unterstanden.

Die heute noch vorhandenen historischen Gebäude der Stadt, darunter Moscheen, Basare und öffentliche Gebäude, stammen aus der osmanischen Zeit.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Koy Sanjaq Teil des neu gegründeten Staates Irak.

In den 1980er Jahren war Koy Sanjaq Schauplatz heftiger Kämpfe im Iran-Irak-Krieg. In den 1990er Jahren hatte sie unter der Unterdrückung der Kurden unter Saddam Husseins Regime zu leiden.

Nach dem Sturz Saddam Husseins im Jahr 2003 erlebte Koy Sanjaq eine Zeit des Aufschwungs. Die Stadt wurde zu einem wichtigen Handelszentrum und einem wichtigen Knotenpunkt für den Handel mit der Türkei und dem Iran.

Heute ist Koy Sanjaq ein wichtiges Bildungszentrum in der Region. Die Stadt verfügt über mehrere Schulen und Hochschulen, darunter die University of Koya, die im Jahr 2003 gegründet wurde und heute zu den führenden Universitäten im Nordirak zählt. Die Stadt hat eine blühende Kunst- und Kulturszene, die sich in Theatern, Galerien und Museen widerspiegelt.

bei Karl May[Bearbeiten]

Im dritten Kapitel des dritten Bandes der Reiserzählung Im Lande des Mahdi spielt Koy Sanjaq unter dem Namen Khoi eine wichtige Rolle.[2] In dieser Episode, die Jahre vor den zuvor geschilderten Abenteuern mit Ben Nil im Sudan spielt, trifft Kara Ben Nemsi mit seinem Diener Hadschi Halef Omar im schmutzigen Han des Ortes Khoi ein und trifft dort auf den Wirt von Khoi und den Bebbeh-Kurden Ssali Ben Aqil. Letzterer ist Bluträcher als Neffe Gasahl Gaboyas und versucht vergeblich, Kara Ben Nemsi zu töten. Während eines Brandes stiehlt der Kelhur-Kurde Schir Samurek Kara Ben Nemsis Hengst Rih und das Pferd Hadschi Halefs. Die beiden stehlen die Pferde des Apothekers von Khoi und verfolgen die Kurden bis in die Berge zur Musallah el Amwat.

Karl May beschreibt Khoi als einen kleinen Ort, den er nach den in Im Reiche des silbernen Löwen erzählten Abenteuern erreicht, indem er von Persien aus dem Flusslauf des Kleinen Zab gefolgt ist.

Ende des 18. Jahrhunderts erfuhr die europäische Wissenschaft durch Carsten Niebuhr erstmals von Koy Sanjaq. Dieser hatte die Stadt aber nicht besucht, sondern nur in Bagdad Erkundigungen eingezogen. Auch in den folgenden Jahrzehnten gab es keine gesicherten Erkenntnisse, und so wurde allgemein angenommen, dass die Stadt am Kleinen Zab läge, was sich auch in den Karten der Zeit widerspiegelte. Dazu beigetragen hatte sicherlich der Bericht Claudius James Richs aus dem Jahr 1820, der nur in der Nähe Koy Sanjaqs vorbeikam, aber schrieb, dass der Kleine Zab von dort herabkäme.

Der erste Europäer, der Koy Sanjaq besuchte, war William Francis Ainsworth im Jahr 1837. Er stellte klar, dass die damaligen Karten falsch waren und Koy Sanjaq nicht nur nicht am Kleinen Zab liegt, sondern an gar keinem Fluss. Der Kleine Zab fließt rund 18 Kilometer südlich der Stadt vorbei.

Zu Koy Sanjak standen Karl May mehrere Quellen zur Verfügung, von denen die meisten die Stadt auch Jahrzehnte nach Ainsworths Klarstellung noch immer als am Kleinen Zab gelegen in der Karte darstellten oder im Text beschrieben, zum Beispiel Wagners Reise nach Persien und dem Lande der Kurden,[3] Spiegels Erânische Alterthumskunde[4] oder Petermann's Geographische Mittheilungen von 1877.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Hochrechnung von 2020 auf Datenbasis von 2017
  2. Gerlach, Hans-Henning: Karl-May-Atlas Karl-May-Verlag, Bamberg und Radebeul 1997, S. 143.
  3. Wagner, Moritz: Reise nach Persien und dem Lande der Kurden. Zweiter Band. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1852, S. 230.
    Inventar-Nr. KM0550 in Karl Mays Bibliothek.
  4. Spiegel, Friedrich: Erânische Alterthumskunde. 1. Band. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1871, S. 122
    Inventar-Nr. KL0775 in Karl Mays Bibliothek.