Kalumet
Die Friedenspfeife oder das Kalumet ist noch heute ein bekanntes und gebräuchliches Symbol für eine Streitschlichtung.
Inhaltsverzeichnis
Die "echte" indianische Pfeife[Bearbeiten]
Die Friedenspfeife wurde früher "Heilige Pfeife" genannt und diente mehreren indianischen Ethnien, wie zum Beispiel den Lakota-Indianern, zum Gebet. Der Legende der Lakota nach wurde sie den Menschen durch die Weiße Büffelkalbfrau (Whope) geschenkt, zusammen mit den sieben Zeremonien. Die "Heilige Pfeife" wurde auch zu Friedensabschlüssen, zur "Besiegelung" von Freundschaften und während des Abschlusses von Verhandlungen, Geschäften und Verträgen geraucht. Daher prägten die weißen Siedler, die in diesen Zusammenhängen mit dem Ritual in Berührung kamen, den Begriff "Friedenspfeife".
Bestandteile[Bearbeiten]
Der Tradition entsprechend symbolisiert die Pfeife den Menschen, der auf der Achse der Welt steht. Der Pfeifenkopf, in der Regel aus Catlinit geschnitzt, steht für Mutter Erde, der Pfeifenstiel für das menschliche Ich und den Evolutionsweg des Menschen. Das Pfeifenrohr wird aus dem Holz der Weißesche hergestellt, die das gesamte Pflanzenreich vertritt. In der Vereinigung dieser Kräfte steigt mit dem Rauch, der Seele, das Gebet der Menschen auf zum Großen Geist. Die Pfeife wirkt wie eine Nabelschnur, die den Menschen mit dem Universum verbindet.
Ritual[Bearbeiten]
Während des Stopfens der Pfeife werden Süßgras und Salbei verbrannt. Der Rauch soll positive und negative Energien anziehen und negative Geister verjagen. Die Heilige Pfeife wird von Norden nach Süden und von Osten nach Westen durch den Rauch gezogen und im Uhrzeigersinn in alle sechs Himmelsrichtungen (Westen, Norden, Osten, Süden, oben/Himmel und unten/Erde) gehalten. Dann wird sie angezündet und vier Züge für die Großväter der vier Himmelsrichtungen geraucht. Anschließend wird sie, wieder im Uhrzeigersinn, durch den Kreis der Versammelten weitergegeben.
Pfeifenbeutel[Bearbeiten]
Ein wichtiger Ritualgegenstand ist auch der Pfeifenbeutel, der nach der Überzeugung der Lakota positive und negative Energien speichert und die Pfeife so in einem ständigen Energiefeld hält. Durch die Fransen, die bis zur Erde reichen, werden Erdkräfte aufgenommen und in den Beutel geleitet.
Die Urpfeife wird zusammen mit verschiedenen Gegenständen, zum Beispiel der - laut Überlieferung der Lakota - ersten von Menschen gefertigten Pfeife, in einem Medizinbeutel aufbewahrt, und von einem dazu bestimmten Hüter geschützt. Der derzeitige 19. Hüter, Arvol Looking Horse, verwahrt sie mit anderen heiligen Gegenständen in einem eigens dafür errichteten achtseitigen Haus. Der Beutel wird nur unter besonderen rituellen Vorkehrungen und zu besonderen Anlässen der Öffentlichkeit gezeigt.
bei Karl May[Bearbeiten]
Das Rauchen der Friedenspfeife kommt bei Karl May fast in allen Amerika-Erzählungen vor. Alle Stämme kennen und benutzen dieses Ritual. Seine erste Bekanntschaft damit macht Old Shatterhand bei einem Kiowa-Krieger.
- Er zog eine Pfeife hervor, deren lieblich-niederträchtige Penetranz meine Nase schon von weitem empörte, und stopfte sie mit einer Mischung, welche aus zerstoßenen roten Rüben, Hanfblättern, geschnittenen Eicheln und Sauerampfer zu bestehen schien, versetzte sie in Brand, stand auf, tat einen Zug, blies den Rauch gen Himmel und gegen die Erde und sagte:
- »Da oben wohnt der gute Geist, und hier auf der Erde wachsen die Pflanzen und die Tiere, welche er für die Krieger der Kiowas bestimmt hat.«
- Hierauf tat er vier weitere Züge und fuhr fort, nachdem er den Rauch nach Norden, Süden, Osten und Westen geblasen hatte:
- »Nach diesen Gegenden hin wohnen die roten und weißen Männer, welche diese Tiere und Pflanzen unrechtmäßiger Weise für sich behalten. Wir werden sie aber aufsuchen und uns nehmen, was uns gehört. Ich habe gesprochen. Howgh!«
- [...] Der Fuchs reichte Sam die unfriedliche Friedenspfeife hin. Der Mann tat wacker seine sechs Züge und sagte:
- »Der große Geist achtet nicht auf die verschiedene Haut der Menschen, denn die können sich mit Farbe beschmieren, um ihn zu täuschen, sondern er sieht das Herz an. Die Herzen der Krieger vom berühmten Stamme der Kiowas sind tapfer, unerschrocken und treu. Das meinige hängt an ihnen wie mein Maultier an dem Baume, an welchen ich es gebunden habe. So wird es hängen bleiben allezeit, wenn ich mich nicht irre. Ich habe gesprochen. Howgh!«
- Das war nun freilich Sam Hawkens, der listig lustige kleine Mann, der jedem Dinge und jedem Verhältnisse eine erträgliche Seite abzugewinnen verstand. Seine Rede wurde mit einem allgemeinen, wiederholten »Uff, uff, uff!« belohnt. Leider beging er die Freveltat, nun mir das tönerne Stinktier in die Hand zu schieben. Ich war gezwungen, in den sauern Apfel zu beißen, und nahm mir vor, meine edle Würde zu bewahren und die Züge meines männlich ernsten Gesichtes zu beherrschen. Ich rauche sehr gern, und mir ist nie im Leben eine Zigarre zu stark gewesen. Ich habe sogar den famosen "Dreimännertabak" geraucht, welcher diesen Namen seinem fürchterlichen Geschmacke verdankt; wer ihn raucht, muß, wenn er nicht umfallen will, von drei Männern festgehalten werden. Ich konnte also erwarten, daß mich auch diese indianische Friedensröhre nicht über den Haufen werfen werde. Ich erhob mich also, machte mit der linken Hand eine zur Andacht auffordernde Bewegung und tat den ersten Zug. Ja, es stimmte, die vorhin angegebenen Ingredienzien, nämlich Rüben, Hanf, Eicheln und Sauerampfer, waren alle in dem Pfeifenkopfe anwesend; aber einen fünften Hauptstoff hatte ich nicht genannt; jetzt roch und schmeckte ich, daß auch ein Stückchen Filzschuh dabei sein müsse. Ich blies den Rauch auch gegen den Himmel und gegen die Erde und sagte dann:
- »Vom Himmel kommt der Sonnenstrahl und der Regen; von ihm kommt jede gute Gabe und aller Segen. Die Erde empfängt die Wärme und Nässe und spendet dafür den Büffel und den Mustang, den Bären und den Hirsch, den Kürbis, den Mais und vor allem die edle Pflanze, aus welcher die klugen roten Männer den Kinnikinnik bereiten, welcher aus der Friedenspfeife den Duft der Liebe und Verbrüderung spendet.«
- [...] Das war meine erste "heilige Handlung" bei den Indianern, denn das Rauchen der Friedenspfeife wird bei ihnen in Wirklichkeit als eine Feierlichkeit betrachtet, welche sehr ernste Gründe und ebenso ernste Folgen hat. Wie oft habe ich später das Kalumet rauchen müssen und bin mir dabei des Ernstes, der Würde der Handlung voll bewußt gewesen. Hier und heut aber hatte sie mich gleich von vornherein angewidert [...][1]
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Karl May: Winnetou I, Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1893, 3. Kapitel, S. 152 f.
Literatur[Bearbeiten]
- Hans Plischke: Die Friedenspfeife, das Kalumet. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 5/1970, S. 16 f. (Onlinefassung)
Weblinks[Bearbeiten]
- Der vollständige Eintrag in der großen Wikipedia.