Hiob (Gedicht)

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Hiob ist ein fragmentarisches Gedicht von Karl May.

Text[Bearbeiten]

Schlage mich! Peinige mich!
Aber ich komme!
Ich komme hinauf zu dir
langsam, stetig.
Jede Stunde meiner Qual sende ich dir empor,
jede Stunde der Verzweiflung.
So komm ich:
Stück für Stück, nach und nach.
Aber wenn mein letzter Schrei zu dir gestiegen ist,
dann bin ich ganz bei dir, ganz, ganz!
Dann werde ich ganz versammelt sein, ganz, ganz.
Und dann trete ich vor dich hin
und fordere mich von dir,
mich, mein Leben, meinen Glauben, mein Glück,
alles, alles, was du mir gibst,
um es mir wieder zu nehmen.
Dein Geben war Schein, nur Trug und List,
dein Nehmen aber war Wirklichkeit.
Dann ringe ich mit dir, ich, ich!
Mit dir![1]

Textgeschichte[Bearbeiten]

Das Poem entstand möglicherweise um 1902 oder um 1908[2] und gehört damit zur späten Lyrik Karl Mays. Eventuell ist es nur Teil eines umfangreicheren Gedichts oder Dramas.

Von Max Finke, Christoph F. Lorenz und Heinz Stolte wird Hiob in Beziehung gesetzt mit einem weiteren Textfragment aus Mays Spätwerk, das zur Nachlassmappe Winnetou gehört:

Ja, das Weh, das Weh!
Es ist die Krone, die goldene Krone,
die so schwer ist zu tragen
von all den Edelsteinen,
die so schön sind,
so schön.
Doch all ihre Kostbarkeit
nimmt ihnen nicht
die Schwere.
Wie müde macht das Wandern!
Mein Weg war und ist weit.
Die Wandlung ist nicht leicht.
Wir Könige gehen
im Schmuck
so schwer
des Weges![3]

aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Jb-KMG 1985, S. 73.
  2. Lorenz: Karl Mays Gedichtfragment, S. 12.
  3. Jb-KMG 1985, S. 74.

Literatur[Bearbeiten]

  • Max Finke: Aus Karl Mays literarischem Nachlaß. (Schluß). In: Karl-May-Jahrbuch 1923, S. 17–35, insb. S. 35. (Onlinefassung)
  • Christoph F. Lorenz: Karl Mays Gedichtfragment "Hiob". In: M-KMG Nr. 59/1984, S. 10–12. (Onlinefassung)
  • Heinz Stolte: Hiob May. In: Jb-KMG 1985, S. 63–84, insb. S. 73 f. (Onlinefassung)
  • N. N.: Hiob. In: Karl May: Abdahn Effendi. Reiseerzählungen und Texte aus dem Spätwerk. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2000, S. 406. ISBN 3-7802-0081-3