Blutsbrüderschaft

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Das Ritual[Bearbeiten]

Die Blutsbrüderschaft ist eine rituelle Verbindung zweier nichtverwandter Männer, die durch zeremonielle Vermischung von Blutstropfen zwischen diesen geschlossen wird.

Blutsbrüderschaften spielen sowohl in verschiedenen traditionellen Kulturen als auch in der modernen Zeit eine Rolle. Durch die Blutsbrüderschaft soll eine besondere Verbundenheit der Blutsbrüder erreicht werden, die ansonsten nur bei echten Brüdern vorhanden ist. Der somit geschlossene Bund soll ihnen gegenseitig dieselben Rechte und Pflichten geben, wie sie ein Brüderpaar verbinden.

Die Art der Vermischung des Blutes ist unterschiedlich und von Kultur zu Kultur verschieden. Es gibt sowohl das gegenseitige Trinken des aus einer winzigen Stichwunde gepressten Blutes mit Wasser vermischt aus einem Gefäß, als auch das Aufeinanderpressen von selbst zugefügten Schnittwunden.

Blutsbrüder in der Literatur[Bearbeiten]

Das im deutschen Sprachraum berühmteste Blutsbrüderpaar sind wohl Winnetou und Old Shatterhand. Aber auch in der Lederstrumpf-Pentalogie von James Fenimore Cooper sind der Weiße Natty Bumppo (= Wildtöter/Falkenauge/Lederstrumpf) und der Indianer-Häuptling Chingachgook Blutsbrüder.

Die Blutsbrüderschaft bei Karl May[Bearbeiten]

im Buch[Bearbeiten]

Also eine Blutsbruderschaft, eine richtige, wirkliche Blutsbruderschaft, von der ich so oft gelesen hatte! Sie kommt bei vielen wilden oder halbwilden Völkerschaften vor und wird dadurch geschlossen, daß die beiden Betreffenden entweder Blut von sich mischen und dann trinken oder daß das Blut des Einen von dem Andern und so auch umgekehrt getrunken wird. Die Folge davon ist, daß diese Beiden dann fester, inniger und uneigennütziger zusammenhalten, als wenn sie von Geburt Brüder wären.
Hier war es so, daß ich Winnetous Blut und er das meinige trinken sollte. Wir stellten uns zu beiden Seiten des Sarges auf, und Intschu tschuna entblößte den Vorderarm seines Sohnes, um ihn mit dem Messer zu ritzen. Es quollen aus dem kleinen, unbedeutenden Schnitte einige Blutstropfen, welche der Häuptling in die eine Wasserschale fallen ließ. Dann nahm er mit mir dieselbe Prozedur vor, bei welcher einige Tropfen in die andere Schale fielen. Winnetou bekam die Schale mit meinem Blute und ich die mit dem seinigen in die Hand; dann sagte Intschu tschuna:
»Die Seele lebt im Blute. Die Seelen dieser beiden jungen Krieger mögen ineinander übergehen, daß sie eine einzige Seele bilden. Was Old Shatterhand dann denkt, das sei auch Winnetous Gedanke, und was Winnetou will, das sei auch der Wille Old Shatterhands. Trinkt!«
Ich leerte meine Schale und Winnetou die seinige. Es war Rio Pecos-Wasser mit einigen Blutstropfen, die man nicht schmeckte. Darauf reichte der Häuptling mir die Hand und sagte:
»Du bist nun grad wie Winnetou, der Sohn meines Leibes und ein Krieger unseres Volkes. Der Ruf deiner Taten wird schnell und überall bekannt werden, und kein anderer Krieger wird dich übertreffen. Du trittst als Häuptling der Apachen ein, und alle Stämme unseres Volkes werden dich als solchen ehren!«
[...]
Um etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen, muß ich hier eine Bemerkung machen. Es kommt auch bei uns vor, daß von abenteuerlich gestimmten Leuten Blutsbruderschaften in ähnlicher Weise oder wohl gar mit absonderlichen, auf Aberglauben beruhenden Zeremonien geschlossen werden. Solchen Bruderschaften schreibt man ganz außerordentliche, geheimnisvolle Wirkungen zu, unter anderm auch die, daß beide Brüder in demselben Augenblicke sterben müssen. Wenn z. B. der eine, schwächere, kränkliche, nach Italien reist und dort an der Cholera stirbt, so wird der andere, starke, gesunde, der in Deutschland zurückgeblieben ist, in ganz derselben Sekunde tot umfallen. Das ist natürlich Unsinn. Von einem solchen Aberglauben war bei dem, was zwischen Winnetou und mir geschah, ganz und gar keine Rede. Es wurde dabei dem Genusse des Blutes weder von mir, noch von den Apachen irgendwelche Wirkung zugeschrieben, sondern er hatte nur eine rein symbolische, also bildliche Bedeutung. (Karl May: Winnetou I)
Blutsbrüderschaftsszene im Film

im Film[Bearbeiten]

Im Film werden die Arme geritzt und die Wunden aneinandergepresst. Die Entscheidung traf Harald Reinl bewusst, da er die von May beschriebene Szene für falsch hielt.[1]

In den Festspielen wird zumeist die – selbsterklärende – Filmvariante benutzt.

In der dreiteiligen Neuverfilmung schließen Winnetou und Old Shatterhand erst im dritten Teil Blutsbruederschaft.

Sonstiges[Bearbeiten]

Am 26. Juli 1910 schlossen Marie Hannes und Lu Fritsch in der Villa "Shatterhand." Blutsbrüderschaft. Sie tranken allerdings nicht ihr Blut miteinander, sondern aßen einen Apfel.[2]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Drehpausen-Gespräche: Dr. Harald Reinl, 'Winnetou I'-Regisseur. In: Karl-May-Rundbrief Nr. 35/April 1990, S. 10.
  2. Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik V. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2006, S. 225 f. ISBN 978-3-7802-0170-6

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]