Ludwig Patsch
Ludwig Patsch (* 26. Oktober 1895 in Sarajewo; † 9. Mai 1960 in Wien) war einer der ersten systematischen Karl-May-Forscher.
Inhaltsverzeichnis
Leben[Bearbeiten]
Patsch war der Sohn des Historikers und k.u.k. Universitätsprofessors und Hofrats Carl Patsch und dessen Frau Zora. Nach der Realschule in Sarajewo nahm er als Kadett am Ersten Weltkrieg teil und musterte 1918 als Leutnant der Reserve ab. Nach der Besetzung Bosniens durch die Serben zog er mit seiner Familie nach Wien und begann ein Studium an der Technischen Hochschule. 1921 schloss er das Studium mit Diplom ab. In den folgenden Jahren war er als Montageingenieur auf dem Balkan und zeitweise in Ägypten. Er sprach Deutsch, Serbokroatisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Neugriechisch und Tschechisch und konnte sich auch auf Türkisch, Polnisch, Bulgarisch und Rumänisch verständigen.
Seit 1923 beschäftigte er sich mit Karl May und suchte Kontakt zum Karl-May-Verlag, mit dessem Leiter E. A. Schmid und seinen Mitarbeitern er lebhaft korrespondierte. In dieser Zeit entstanden auch längere "Beiträge zur Karl-May-Forschung", die aber damals unveröffentlicht blieben.
Im Zweiten Weltkrieg war er wegen "kriegswichtiger Verwendung" als Ingenieur vom Kriegsdienst freigestellt und unterstützte den KMV, u.a. bei der Überarbeitung von Band 34 "Ich".
Zwischen Oktober 1944 und September 1959 verschickte er insgesamt 179 Karl-May-Rundschreiben an einen festen Interessentenkreis.
Nach dem Krieg betreute er als bevollmächtigter Vertreter für Österreich die 36-bändige Lizenzausgabe im Verlag Carl Ueberreuter und unterstützte diesen Verlag bei Neuausgaben klassischer Abenteuerliteratur (u.a. Texte von Sophie Wörishöffer und James Fenimore Cooper). (Karl-May-Texte, die er bearbeitete, waren teilweise die Grundlage für Übersetzungen.)
In seinem Rundschreiben Nr. 36 (30. August 1949) listet er auf: "Ich habe seit 1946 folgende Neubearbeitungen herausgebracht [...]"; dann folgen "Cooper's Lederstrumpf-Erzählungen, fünf Bände", "Ferry's 'Waldläufer'", Wörishöffers "Durch Uwald und Wüstensand", Marryats "Sigismund Rüstig", Wörishöffers "Kreuz und quer durch Indien", Mayne Reids "Büffeljäger" und Coopers "Roter Freibeuter".[1]
Patschs Nachlass befindet sich im Archiv des Karl-May-Verlags in Bamberg.
Werke mit May-Bezug[Bearbeiten]
- Ein Gruß aus Wien. In: Jubiläumsschrift 25 Jahre Karl-May-Verlag, 1938.
- Karl Friedrich May [Biographie]. In: Broschüre Karl-May-Ausstellung des Museums für Völkerkunde in Wien, 1949.
Es existieren als Typoscript:
- Spiegelungen
- Karl May's erste Liebe (überarbeitet veröffentlicht im Karl-May-Jahrbuch 1979)
- Dr. med. Karl May
- Aus Karl Mays Traumwelt
- Von Adrianopel nach Antivari (7 Seiten, 1943)
Er schrieb auch an einer Karl-May-Biografie, die allerdings unveröffentlicht blieb. Seine Rechercheergebnisse notierte er in winziger Handschrift in den sogenannten "Schwarzen Büchern", die für die Karl-May-Chronik wohl erstmals systematisch ausgewertet wurden.
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Nach Brauneder: Patsch, der Bearbeiter.
Literatur[Bearbeiten]
- Ludwig Berghammer/Roland Schmid: Biograpie im Anhang zu Patschs Aufsatz im Karl-May-Jahrbuch 1978.
- Fritz Maschke: Ludwig Patsch zum Gedenken. In: Graff-Anzeiger Nr. 18/1978, S. 44 f.
- Klaus-Peter Heuer: Ludwig Patsch – ein Text geht um die Welt. In: Wiener Karl-May-Brief Heft 3/2005.
- Unterhaltung mit Anton Haider, Pettnau/Tirol, 15. August 2005. In: Wiener Karl-May-Brief Heft 2-3/2006.
- Viktor Böhm: Die Wiener Karl-May-Dissertationen und ihr ungenannter Mitbetreuer. In: Wiener Karl-May-Brief Heft 1-2/2007.
- Wilhelm Brauneder: Patsch, der Bearbeiter. In: Wiener Karl-May-Brief Heft 4/2011.
- Wilhelm Brauneder: Payerbach und Reichenau an der Rax: Zwei "May-Orte". In: Wiener Karl-May-Brief Heft 1/2013 und Wiener Karl-May-Brief Heft 2/2014
- Elisabeth Berger: Aller „Anfang“ ist schwer. In: Wiener Karl-May-Brief Heft 1/2021
Weblinks[Bearbeiten]
- Eintrag in der Sekundärliteratur-Bibliographie bei der KMG