Eugenie Marlitt

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Bild aus der "Gartenlaube"

E. Marlitt, geboren als Friederieke Henriette Christiane Eugenie John (* 5. Dezember 1825 in Arnstadt in Thüringen; † 22. Juni 1887 bei Arnstadt) war eine deutsche Schriftstellerin.

Leben[Bearbeiten]

Eugenie John wurde als Tochter des Kaufmanns Ernst John in Arnstadt geboren und ließ bereits früh eine stimmliche Begabung erkennen. Die Fürstin Mathilde von Schwarzburg-Sondershausen ließ sie in Wien zur Sängerin ausbilden. Nach ersten Bühnenerfolgen musste Eugenie John allerdings wegen eines Gehörleidens 1853 den Beruf einer fürstlichen Kammersängerin aufgeben. Sie wurde stattdessen Vorleserin und Gesellschaftsdame bei der Fürstin und begleitete sie auf ihren vielen Reisen. Finanzielle Probleme der Fürstin zwangen diese später, ihre Hofhaltung einzuschränken und John 1863 zu entlassen. Seither lebte sie bei der Familie ihres Bruders Alfred, der Realschullehrer in Arnstadt war.

Nachdem sie für die Fürstin ihre Korrespondenz erledigt hatte, entstand der Gedanke, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Sie sandte erste Erzählungen nach Leipzig an die Familienzeitschrift "Die Gartenlaube". Unter dem Pseudonym E. Marlitt erschien 1865 eine erste Novelle von ihr, 1866 ihr erster Roman "Goldelse", der sofort zu einem großen Erfolg wurde und Marlitt zur Starautorin der "Gartenlaube" machte, in der sie insgesamt zehn Romane veröffentlichte.

E. Marlitt war nie verheiratet. Von den Einnahmen aus ihren Romanen ließ sie die Villa "Marlitt" in Arnstadt erbauen, in die sie mit ihrem Vater 1871 übersiedelte. Die letzten Jahre verbrachte sie, an Arthritis leidend, im Rollstuhl.

Leistungen[Bearbeiten]

Ihre Romane zeigen, dass sie das Leben bei Hof gut kannte und ihre Heimat Thüringen liebte. Das Leben bei Hofe stand in einer Zeit des erstarkenden Bürgertums auch für soziale und geistige Unabhängigkeit der Frauen, weshalb sie besonders bei diesem Teil der Leserschaft äußerst beliebt war.

Als ideologisch interessantestes Buch Marlitts gilt "Reichsgräfin Gisela". Es enthält alles, was man von einem Trivialroman erwarten kann – große Liebe, Verbrechen und Happy End –, aber auch Kritik an korrupter Politik und hochmütigem Adel. Die junge Gräfin Gisela lernt durch die Liebe zu einem geheimnisvollen Unbekannten allmählich ihren Standesdünkel abzulegen und entwickelt sich zu einem mitfühlenden Menschen.

Sie wird als erste Bestsellerautorin der Welt angesehen und hatte wesentlichen Anteil daran, dass sich zwischen 1865 und der Mitte der 1880er Jahre die Abonnentenzahl der "Gartenlaube" von 100.000 auf etwa 400.000 steigerte. Die Literaturkritik hat ihr Schaffen stets zwiespältig beurteilt. Einerseits habe sie Friedrich Spielhagen genau studiert, andererseits habe sie in ihren Romanen das Aschenbrödel-Rezept angewandt, sei bisweilen sensationell, dann wieder realistisch oder weiblich sentimental geworden.

Die Schriftstellerin Wilhelmine Heimburg galt als legitime Nachfolgerin von E. Marlitt. Nach deren Tod wurde Heimburg gebeten, den letzten unvollendet gebliebenen Roman "Das Eulenhaus" fertigzustellen.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten]

  • Die zwölf Apostel, Leipzig 1865
  • Goldelse, Leipzig 1866
  • Blaubart, Leipzig 1866
  • Das Geheimnis der alten Mamsell, Leipzig 1867
  • Reichsgräfin Gisela, Leipzig 1869
  • Thüringer Erzählungen, Leipzig 1869
  • Das Heideprinzeßchen, Leipzig 1871
  • Die zweite Frau, Leipzig 1873
  • Im Hause des Kommerzienrats, Leipzig 1877
  • Im Schillingshof, Leipzig 1880
  • Amtmanns Magd, Leipzig 1881
  • Die Frau mit den Karfunkelsteinen, Leipzig 1885
  • Das Eulenhaus (aus dem Manuskript ergänzt und veröffentlicht von Wilhelmine Heimburg), Leipzig 1888
  • Gesammelte Romane und Novellen, 10 Bände Leipzig, Keil's Nachf. 1888-1890 (Bd. 10 enthält eine Lebens- und Werkbeschreibung von Wilhelmine Heimburg).

Literatur[Bearbeiten]

  • Hans Arens: E. Marlitt. Eine kritische Würdigung. Trier: WVT 1994. ISBN 3-88476-058-0
  • Cornelia Brauer: Eugenie Marlitt - Bürgerliche, Christin, Liberale, Autorin. Eine Analyse ihres Werkes im Kontext der "Gartenlaube" und der Entwicklung des bürgerlichen Realismus. Leipzig. Edition Marlitt 2006. ISBN 3-938824-06-9
  • Günter Merbach: E. Marlitt. Das Leben einer großen Schriftstellerin. Aus alten Quellen zusammengestellt. Hamburg: Kelter 1992. ISBN 3-88476-058-0
  • Jutta Schönberg: Frauenrolle und Roman. Studien zu den Romanen der Eugenie Marlitt. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1986. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1; Deutsche Sprache und Literatur; 882) ISBN 3-8204-8369-1
  • Franz Brümmer: Marlitt, E.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 213–216.

Weblinks[Bearbeiten]