Der Kunstwart

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Der Kunstwart
Titel: Der Kunstwart.
Untertitel: Halbmonatsschau für Ausdruckskultur auf allen Lebensgebieten.
Verlag: Verlag Kunstwart (bis 1894)
G. W. Callwey (ab 1894)
Herausgeber: Ferdinand Avenarius (1887 bis 1923)
Wolfgang Schumann (1924 bis 1925)
Hermann Rinn (1931 bis 1937)
Zeitraum: 1887 bis 1937
Sekundärtexte: Avenarius: Karl May als Erzieher, 15. 3. 1902
Avenarius: Ein Zusammenbruch?, 2. 1910
Avenarius: Der Fall May und die Ausdruckskultur, 5. 1910
Avenarius: Wie's gemacht wird. Von Maylichem, 1. 1911


Der Kunstwart war eine deutsche Zeitschrift für Dichtung, Theater, Musik, Bildende Kunst und Angewandte Kunst.

Geschichte[Bearbeiten]

Gegründet wurde sie 1887 von Ferdinand Avenarius und Paul Schumann. Am 1. Oktober 1887 erschien das erste, schmale Heftchen mit dem Titel: Der Kunstwart. Rundschau über alle Gebiete des Schönen im Selbstverlag von Ferdinand Avenarius.

Anfangs blieb der Erfolg aus, so dass Avenarius auf Grund der hohen Kosten gezwungen war, Beiträge aus anderen Zeitschriften zu übernehmen. Die ersten zehn Jahre musste er mit sehr wenigen Lesern auskommen. Unter solch schlechten finanziellen Bedingungen, die niedrige Honorare nach sich zogen, gelang es Avenarius kaum, Mitarbeiter zu gewinnen und so musste er sehr viele Artikel selbst schreiben.

1892 konnte Avenarius einen Vertrag auf drei Jahre mit der Druckerei Kreyß und Kunath schließen, in dem er die Leitung des Kunstwarts behielt, der Gewinn geteilt wurde und Avenarius 3000 Mark jährlich erhielt. Ein Jahr später kam es aber zu einem Bruch mit Kreyß und Kunath. Avenarius fand jedoch im 7. Jahrgang 1893/94 des Kunstwarts einen neuen Verleger: Georg D. W. Callwey in München, der den Kunstwart zur Hälfte ankaufte. Somit waren beide gleichberechtigte Partner, die Redaktion blieb bei Avenarius, den Verlag und den Druck übernahm Callwey. Diese Verhältnisse, die sich als besonders günstig für den Kunstwart herausstellen sollten, blieben bis 1920 so, als Avenarius aus Altersgründen seine Anteile an Callwey gegen eine Rente für sich und seine Frau verkaufte. Ab dem Zeitpunkt der Übernahme, der ja auch die finanziellen Verhältnisse des Kunstwarts bzw. Avenarius’ klärte, entwickelte sich die Zeitschrift steil aufwärts.

1895 und 1896 kamen zwei neue, dem Kunstwart konkurrierende, literarisch-künstlerische Zeitschriften auf den Markt, der "Pan" und die "Jugend", die ebenfalls ein alle Gebiete der Kunst umfassendes Programm boten und durch eine besondere künstlerische Aufmachung bestachen.

Mit dem 11. Jahrgang 1897/98 erschien der Kunstwart in kleinerem Format, jedoch in größerem Umfang und mit einem neuen Untertitel: "Halbmonatsschau über Dichtung, Theater, Musik, bildende und angewandte Kunst". Die Zeitschrift wurde demzufolge auch in diese Rubriken aufgeteilt. Anfangs fehlten Illustrationen, jedoch ab dem 12. Jahrgang 1898/99 wurden dem Kunstwart - zunächst in sehr beschränktem, bald gesteigerten Umfang - Noten und Bilder beigegeben, da Avenarius nicht nur über Kunst reden wollte, sondern auch, wenn möglich, Kunst zeigen. Im Laufe der Jahre konnte Avenarius festangestellte Mitarbeiter gewinnen, war aber in jedem Heft mit eigenen Beiträgen vertreten.

1900 stellte der Chemnitzer Unternehmer Karl Louis Uhle eine gewisse Geldsumme, die sogenannte "Kunstwart-Stiftung" zur Unterstützung der Arbeit zur Verfügung, durch die die "Kunstwart-Unternehmungen" ins Leben gerufen werden konnten. Im Oktober 1902 wurde von Avenarius der "Dürerbund" gegründet, der die Ziele des Kunstwarts in die Tat umsetzen sollte. Die Zahl der Mitglieder stieg rasch und da die Zeitschrift gewissermaßen als "Sprachrohr" für den Dürerbund diente, auch die Auflagenhöhe. Bereits Ende 1903, also ein Jahr nach der Gründung des Bundes, hatte der Kunstwart 20 000 Abonnenten.

Nach 1912 kam es zu einer zunehmenden Politisierung der Beiträge, die einer deutschnationalen Tendenz folgten. Es kam zu Differenzen zwischen den (häufig wechselnden) Redaktionsmitglieder. 1920 verließ Avenarius den Kunstwart und übergab die Leitung an seinen Stiefsohn Wolfgang Schumann.

1932 erschien das letzte Kunstwart-Heft. Die Zeitschrift wurde dann bis 1936/37 unter dem Titel: "Deutsche Zeitschrift. Zweimonatshefte für eine deutsche Volkskultur" fortgeführt

Erscheinen[Bearbeiten]

Der Kunstwart erschien von 1887 bis 1894 im Verlag Kunstwart in Dresden und danach von 1894 bis 1937 bei G. W. Callwey in München. Die Herausgeber waren Ferdinand Avenarius (1887-1923), Wolfgang Schumann (Sohn von Paul Schumann, Redakteur 1924-1925) und Hermann Rinn (1931-1937). Der Kunstwart wird zum Bildungsblatt des mittleren Bürgertums schlechthin.

Der Kunstwart erschien mit wechselnden Untertiteln:

  • Rundschau über alle Gebiete des Schönen
  • Rundschau über Dichtung, Theater, Musik und bildende Künste
  • Halbmonatsschau für Ausdruckskultur auf allen Lebensgebieten
  • Deutscher Dienst am Geiste (1925-1928)
  • Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben
  • Unabhängige Monatshefte für die politische und geistige Gestaltung der Gegenwart
  • Zweimonatshefte für eine deutsche Volkskultur (1935-1937)

Autoren[Bearbeiten]

  • Hermann Bahr
  • Adolf Bartels
  • Wilhelm Bölsche
  • Hans Carossa
  • Marie von Ebner-Eschenbach
  • Julius Hart
  • Theodor Heuss
  • Paul Heyse
  • Hugo von Hofmannsthal
  • Ernst Penzoldt
  • Peter Rosegger
  • Albrecht Schaeffer
  • Carl Spitteler
  • Regina Ullmann

Sonstiges[Bearbeiten]

Vor der Karl-May-Diskussion griff Der Kunstwart auch populistisch in den Streit um das Heinrich-Heine-Denkmal ein. Friedrich Nietzsche in diesem Zusammenhang:

(...) im übrigen habe ich das Blatt abgeschafft: auf einen jüngst eingetroffenen Brief des Hr. Avenarius, der sich schmerzlich über die Abmeldung beklagte, habe ich ihm kräftig die Wahrheit gesagt (- das Blatt bläst in das deutschthümelnde Horn und hat z. B. in der schnödesten Weise Heinrich Heine preisgegeben – Herr Avenarius, dieser Jude!!!)[1]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. Herausgegeben von Karl Schlechta. München 1954. Bd. 3, S. 1304.

Literatur[Bearbeiten]

  • Herbert Broermann: Der Kunstwart in seiner Eigenart, Entwicklung und Bedeutung. München 1934
  • Franz Heim: Der Kunstwart als Erzieher. Phil. Diss. München 1946
  • Werner Spies: Der literarische Geschmack im Ausgang des 19. Jahrhunderts im Spiegel der deutschen Zeitschriften. Phil. Diss. Bonn 1953
  • Gerhard Kratzsch: Kunstwart und Dürerbund. Ein Beitrag zur Geschichte der Gebildeten im Zeitalter des Imperialismus. Göttingen 1969
  • Ingrid Koszinowski: Von der Poesie des Kunstwerks. Zur Kunstrezeption um 1900 am Beispiel der Malereikritik der Zeitschrift „Kunstwart“. Hildesheim - Zürich - New York 1985.
  • Kunstwartarbeit. Eine Übersicht zum praktischen Gebrauch über die von Ferdinand Avenarius begründeten und geleiteten Unternehmungen. München 1908.

Weblinks[Bearbeiten]