Bearbeiten von „Orientzyklus“

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== Geografische Aspekte des Orientzyklus ==
 
== Geografische Aspekte des Orientzyklus ==
 
Karl May hat seinem Orientzyklus den Anschein der Erzählung einer selbst erlebten Reise gegeben und sie mit hunderten geografischer Namen gespickt. Auch den Verlauf der rund 13.000 Kilometer langen Reiseroute selbst hat er, oft sehr detailliert, mit den Namen der berührten Ortschaften, Flüsse und Berge beschrieben. Dabei hat er darauf geachtet, sich nicht angreifbar zu machen<ref>Ralf Schönbach: Zu einem guten Kartenleser gehört schon Etwas… Die Quellen der Balkan-Romane Karl Mays. In Karl Mays Orientzyklus. D. Sudhoff & H.Vollmer, Paderborn 1991 S. 203</ref> und sich eng an die ihm zur Verfügung stehenden Karten gehalten. Mit nur ganz wenigen Ausnahmen lässt sich der Weg, den May sich vorgestellt hatte, in den Karten des 19. Jahrhunderts Punkt für Punkt nachverfolgen.
 
Karl May hat seinem Orientzyklus den Anschein der Erzählung einer selbst erlebten Reise gegeben und sie mit hunderten geografischer Namen gespickt. Auch den Verlauf der rund 13.000 Kilometer langen Reiseroute selbst hat er, oft sehr detailliert, mit den Namen der berührten Ortschaften, Flüsse und Berge beschrieben. Dabei hat er darauf geachtet, sich nicht angreifbar zu machen<ref>Ralf Schönbach: Zu einem guten Kartenleser gehört schon Etwas… Die Quellen der Balkan-Romane Karl Mays. In Karl Mays Orientzyklus. D. Sudhoff & H.Vollmer, Paderborn 1991 S. 203</ref> und sich eng an die ihm zur Verfügung stehenden Karten gehalten. Mit nur ganz wenigen Ausnahmen lässt sich der Weg, den May sich vorgestellt hatte, in den Karten des 19. Jahrhunderts Punkt für Punkt nachverfolgen.
Vielerorts lässt sich diese Route auch leicht in heutige Karten übertragen, da die von May genannten Orte noch existieren und ihre Namen nicht oder kaum verändert wurden. In [[Griechenland]], [[Bulgarien]], Nordmazedonien, [[Albanien]] und [[Montenegro]] trifft das aber nicht zu. Hier sind alle Namen türkischen Ursprungs verschwunden; nur diejenigen, die auch unter osmanischer Herrschaft einen griechischen, slawischen oder albanischen Ursprung hatten, sind noch zu erkennen<ref>Dabei ist aber zu beachten, dass zu Mays Zeit die offizielle Schreibweise (soweit man davon sprechen kann) der Ortsnamen arabische Buchstaben verwendete, für die es keine normierte Transkription gab. Das Schriftliche spielte aber nur bei größeren Städten eine Rolle. Bei den Dörfern haben die Geografen entsprechend ihrer jeweiligen Muttersprache die Ortsnamen so aufgeschrieben, wie sie sie gehört haben. Beispielhaft für die dabei entstehenden Variationen seien die Namen zweier Dörfer genannt, die zwei kontemporäre französischsprachige Geografen, die teilweise sogar gemeinsam gereist sind, notiert haben: Ouozartzè/Vosagé und Kotschêna/Kœsele.</ref>.
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Vielerorts lässt sich diese Route auch leicht in heutige Karten übertragen, da die von May genannten Orte noch existieren und ihre Namen nicht oder kaum verändert wurden. In [[Griechenland]], [[Bulgarien]], Nordmazedonien, [[Albanien]] und [[Montenegro]] trifft das aber nicht zu. Hier sind alle Namen türkischen Ursprungs verschwunden; nur diejenigen, die auch unter osmanischer Herrschaft einen griechischen, slawischen oder albanischen Ursprung hatten, sind noch zu erkennen<ref>Dabei ist aber zu beachten, dass zu Mays Zeit die offizielle Schreibweise (soweit man davon sprechen kann) der Ortsnamen arabische Buchstaben verwendete, für die es keine normierte Transkription gab. Das Schriftliche spielte aber nur bei größeren Städten eine Rolle. Bei den Dörfern haben die Geografen entsprechend ihrer jeweiligen Muttersprache die Ortsnamen so aufgeschrieben, wie sie sie gehört haben. Daher gibt es eine große Vielfalt an Schreibweisen.</ref>.
Auch in [[Kurdistan]] ist es durch kriegerische Auseinandersetzungen und Verfolgung von Minderheiten, vor allem der Assyrer, zu zahlreichen Veränderungen und dem Untergang von Dörfern gekommen. Hier wurden insbesondere Orte, die in der heutigen Türkei liegen, umbenannt; sie tragen jetzt türkische Namen.
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Auch in [[Kurdistan]] ist es durch kriegerische Auseinandersetzungen und Verfolgung von Minderheiten, vor allem der Assyrer, zu zahlreichen Veränderungen und dem Untergang von Dörfern gekommen. Hier wurden vor allen Orte, die in der heutigen Türkei liegen, umbenannt; sie tragen jetzt türkische Namen.
In diesen Fällen ist man zur heutigen Identifizierung der Orte oft auf die Qualität der alten Karten angewiesen. Diese ist jedoch durchweg mangelhaft<ref>Man vergleiche zum Beispiel den in der von May verwendeten „Karte der Balkanländer“ von Friedrich Handtke aus dem Jahr 1880 dargestellten Verlauf der [[Arda]] westlich von [[Adrianopel]] oder den Verlauf der Flüsse Bregalnitza und Sletowska bei den von May genannten Dörfern [[Warzy]] und [[Shiganzy]] mit heutigen Karten: es ist kaum eine Ähnlichkeit zu erkennen. Sehr häufig stimmt auch die relative Lage zweier Orte in Bezug auf die Himmelsrichtungen nicht; man vergleiche die geografischen Breiten von Mastanly (Momtschilgrad) und [[Koschikawak]] (Krumovgrad).</ref>. Das hat folgende Ursachen:
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In diesen Fällen ist man zur heutigen Identifizierung der Orte vor allem auf die Qualität der alten Karten angewiesen. Diese ist jedoch durchweg mangelhaft<ref>Man vergleiche zum Beispiel den in der von May verwendeten „Karte der Balkanländer“ von Friedrich Handtke aus dem Jahr 1880 dargestellten Verlauf der [[Arda]] westlich von [[Adrianopel]] oder den Verlauf der Flüsse Bregalnitza und Sletowska bei den von May genannten Dörfern [[Warzy]] und [[Shiganzy]] mit heutigen Karten: es ist kaum eine Ähnlichkeit zu erkennen. Sehr häufig stimmt auch die relative Lage zweier Orte in Bezug auf die Himmelsrichtungen nicht; man vergleiche die geografischen Breiten von Mastanly (Momtschilgrad) und [[Koschikawak]] (Krumovgrad).</ref>. Das hat folgende Ursachen:
* Es fehlte bis Ende des 19. Jahrhunderts vollständig an Landesvermessungen. Zur Verbesserung der Karten führten Geografen mehrmonatige Expeditionen durch, ausgerüstet mit einem Kompass zur Bestimmung der Wegrichtung, einer Uhr zur Bestimmung der Wegedauer (und daraus annähernd der Entfernungen) sowie eines Barometers zur approximativen Bestimmung der Höhe<ref>A. Viquesnel: Voyage dans la Turquie d'Europe, tome second, Arthus Bertrand, Paris 1868</ref>. Dabei wurden abseits des Weges liegende Dörfer mit Richtung und geschätzter Entfernung erfasst.<br>Mit diesen Informationen und geleitet von ihrer Intuition überarbeiteten Kartografen die vorhandenen Karten. Dadurch lassen sich einzelne Elemente aus Karten des 19. Jahrhunderts bis in die Antike zurückverfolgen<ref>Franz Nopcsa: Zur Geschichte der okzidentalen Kartographie Nordalbaniens. In: Geologica Hungarica. Serie Geologica. Band III. Budapest 1929, S. 652-703.<br>Hier wird auch über den von May genannten Ort Gurasenda berichtet, dass er nicht zu identifizieren sei. Nach Ami Boué wurde schon in den 1830er Jahren über die Nichtauffindbarkeit dieses Orts diskutiert. Trotzdem hat er sich bis Ende des 19. Jahrhunderts in den Karten gehalten.</ref>.
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* Es fehlte bis Ende des 19. Jahrhunderts vollständig an Landesvermessungen. Zur Verbesserung der Karten führten Geografen mehrmonatige Expeditionen durch, ausgerüstet mit einem Kompass zur Bestimmung der Wegrichtung, einer Uhr zur Bestimmung der Wegedauer (und daraus annähernd der Entfernungen) sowie eines Barometers zur approximativen Bestimmung der Höhe<ref>A. Viquesnel: Voyage dans la Turquie d'Europe, tome second, Arthus Bertrand, Paris 1868</ref>. Dabei wurden abseits des Weges liegende Dörfer mit Richtung und geschätzter Entfernung erfasst.<br>Mit diesen Informationen und geleitet von ihrer Intuition überarbeiteten Kartografen die vorhandenen Karten. Dadurch lassen sich einzelne Elemente aus Karten des 19. Jahrhunderts bis in die Antike zurückverfolgen<ref>Franz Nopcsa: Zur Geschichte der okzidentalen Kartographie Nordalbaniens. In: Geologica Hungarica. Serie Geologica. Band III. Budapest 1929, S. 652-703</ref>.
 
* Nur vereinzelt fanden astronomische Bestimmungen der geografischen Koordinaten von Orten statt; und diese waren kaum brauchbar. So bestimmte Ainsworth die Breite von [[Lizan]] mit 36&#176;&nbsp;53&#039;&nbsp;50&#034;<ref>William F. Ainsworth: Travels and Researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldea, and Armenia Vol. II, John W. Parker, London 1852, S. 225</ref>. Das ist eine Abweichung von 46 Kilometern gegenüber der tatsächlichen Lage<ref>Noch ungenauer war die Bestimmung der geografischen Länge, weil dazu eine sekundengenaue Bestimmung der Uhrzeit erforderlich gewesen wäre. Das war schon wegen des Fehlens einer allgemeingültigen Uhrzeit nicht möglich. Erste Normierungen der Uhrzeit (z.B. Mitteleuropäische Zeit) erfolgten Ende des 19. Jahrhunderts.</ref>.
 
* Nur vereinzelt fanden astronomische Bestimmungen der geografischen Koordinaten von Orten statt; und diese waren kaum brauchbar. So bestimmte Ainsworth die Breite von [[Lizan]] mit 36&#176;&nbsp;53&#039;&nbsp;50&#034;<ref>William F. Ainsworth: Travels and Researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldea, and Armenia Vol. II, John W. Parker, London 1852, S. 225</ref>. Das ist eine Abweichung von 46 Kilometern gegenüber der tatsächlichen Lage<ref>Noch ungenauer war die Bestimmung der geografischen Länge, weil dazu eine sekundengenaue Bestimmung der Uhrzeit erforderlich gewesen wäre. Das war schon wegen des Fehlens einer allgemeingültigen Uhrzeit nicht möglich. Erste Normierungen der Uhrzeit (z.B. Mitteleuropäische Zeit) erfolgten Ende des 19. Jahrhunderts.</ref>.
 
* Gerade die vorgenannten Gebiete waren von Menschen unterschiedlicher Ethnien und Sprachen besiedelt. Je nach Volkszugehörigkeit ihrer Führer erfuhren unterschiedliche Geografen unterschiedliche Namen für dasselbe Dorf<ref>Vereinzelt wird auch von absichtlicher Falschinformation durch Einheimische berichtet.</ref>. Beispielhaft sei hier das inzwischen im Fierza-Stausee untergegangene Dorf genannt, dessen slawischer Name [[Rugova]] und dessen albanischer Brut lautete. Es gibt Karten, die in diesem Bereich zwei unterschiedliche Dörfer mit diesen Namen darstellen<ref>Kiepert, Heinrich: ''General-Karte von der Europäischen Türkei,'' Dietrich Reimer, Berlin 1853</ref>.
 
* Gerade die vorgenannten Gebiete waren von Menschen unterschiedlicher Ethnien und Sprachen besiedelt. Je nach Volkszugehörigkeit ihrer Führer erfuhren unterschiedliche Geografen unterschiedliche Namen für dasselbe Dorf<ref>Vereinzelt wird auch von absichtlicher Falschinformation durch Einheimische berichtet.</ref>. Beispielhaft sei hier das inzwischen im Fierza-Stausee untergegangene Dorf genannt, dessen slawischer Name [[Rugova]] und dessen albanischer Brut lautete. Es gibt Karten, die in diesem Bereich zwei unterschiedliche Dörfer mit diesen Namen darstellen<ref>Kiepert, Heinrich: ''General-Karte von der Europäischen Türkei,'' Dietrich Reimer, Berlin 1853</ref>.

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