Leïlet
Handelnde Personen in Leïlet |
Abrahim-Arha |
Handlungsorte |
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Leïlet ist eine frühe Ich-Erzählung Karl Mays.
Inhaltsverzeichnis
Textgeschichte
Diese Orient-Erzählung wurde im September und Oktober 1876 erstmals unter dem Pseudonym M. Gisela in Feierstunden am häuslichen Heerde unter dem Titel Leïlet. Novelle von M. Gisela veröffentlicht.
Von Oktober bis Dezember 1877 erfolgte die Veröffentlichung unter dem neuem Titel Die Rose von Kahira. Eine morgenländische Erzählung von Karl May in der Zeitschrift Heimgarten.
Im November und Dezember 1879 erfolgte ein weiterer Nachdruck, diesmal mit dem Titel Am Nil. Ein Abenteuer aus Egypten von Karl May in Sonntagsruhe.
Im Deutsch-Amerikanischen Familien-Schatz wurde die Erzählung von Juni bis August 1880 nachgedruckt und zwar unter dem Titel Die Rose von Kahira. Eine morgenländische Geschichte von Karl May.
Im Januar und Februar 1881 erfolgte ein Abdruck in Für alle Welt! unter dem Pseudonym Karl Hohenthal mit dem Titel Entführt. Ein Abenteuer aus Egypten von Karl Hohenthal.
Der letzte bekannte Nachdruck zu Karl May Lebzeiten findet sich in den im Januar und Februar 1888 erschienenen Innsbrucker Nachrichten unter dem Titel Die Rose von Kahira. Eine morgenländische Erzählung von Karl May.
In den Gesammelten Werken ist der Text seit 1967 modernisiert unter dem Titel Die Rose von Kahira (1876) in Band 71 Old Firehand zu finden.
1972 veröffentlichte die Karl-May-Gesellschaft als Privatdruck den Band Feierstunden am häuslichen Heerde in der Reihe Erstdrucke Karl Mays in Faksimile-Ausgaben, in dem auch ein Reprint von Leïlet enthalten war.
Der Braunschweiger Verlag A. Graff veröffentlichte 1977 in der Reihe Werkdruck-Reprints den Heimgarten-Band Die Rose von Kahira/Die falschen Excellenzen mit einem Faksimile des Fassung von 1877.
1994 wurde der Erstdruck im Reprint-Band Feierstunden am häuslichen Heerde der Karl-May-Gesellschaft wiederveröffentlicht.
Bei Langen-Müller erschien 2001 der von Siegfried Augustin und Walter Hansen herausgegebene Karl-May-Band Abenteuergeschichten, der eine Bearbeitung mit dem Titel Leïlet – Entführung und Errettung enthält.
Unter dem Titel Leïlet und Bernhardt oder Die Entführung aus dem Harem erschien 2008 eine unbearbeitete Neusatzfassung der Erzählung im Sonderband zu den Gesammelten Werken Erkämpftes Glück.
2009 veröffentlichte der epubli Verlag den Sammelband Erzählungen Band II. Abenteuererzählungen, der den unbearbeiteten Text im Neusatz beinhaltet.
Im Reprint der Karl-May-Gesellschaft Die Goliaths – Die Rose von Kahira, der 2012 erschien, ist ein Faksimile der Fassung von 1880 enthalten.
Inhalt
Der Ich-Erzähler, ein Arzt, erhält den Auftrag, Leïlet, die Lieblingsfrau von Abrahim-Arha, zu heilen. Er verliebt sich in die Patientin und beschließt, sie zu befreien.
In der folgenden Nacht dringt er durch einen unterirdischen Kanal in den Palast ein und flieht mit Leïlet, die ihn bereits erwartet hat. Die Flucht bleibt nicht unbemerkt und sie werden sofort verfolgt. Zwar gelangen sie planmäßig auf eine Dahabijeh, aber Abrahim-Arha verfolgt sie in Sichtweite auf einem anderen Schiff.
An der nächstliegenden Landestelle wird eine behördliche Untersuchung eingeleitet. Der Ich-Erzähler behauptet, dass Leïlet eine Christin sei und beschuldigt Abrahim-Arha, sie entführt zu haben. Der Bimbaschi, der die Untersuchung leitet, ist verwirrt und unterbricht die Verhandlung. Der Ich-Erzähler, Leïlet und sein Diener Omar reisen ab, bevor die Angelegenheit endgültig geklärt ist. Sie fahren nach Kairo, wo der Bruder des Erzählers, Bernhard, wohnt. Da sie die Adresse des Bruders nicht genau kennen, steigen sie im "Hotel d'Orient" ab. Dort bemerkt der Ich-Erzähler, dass Leïlet, in die er wirklich schwer verliebt ist, noch irgendein Geheimnis hat.
Als er seinen Bruder am nächsten Tag endlich trifft, erfährt er, dass dieser sich ebenfalls unendlich verliebt hat, seine Freundin "Warde" jedoch entführt wurde. Er identifiziert Abrahim-Arha, den sie zufällig treffen, als den Entführer. Dem Ich-Erzähler schwant fürchterliches: Er bringt Bernhard ins Hotel und wird dort Zeuge eines herzzerreißenden Wiedersehens der Liebenden, Warde/Leïlet und Bernhard.
Beim letzten Zusammentreffen mit Abrahim-Arha wird die Angelegenheit unblutig geregelt; und da dann beide Brüder zugunsten des jeweils anderen auf Leïlet verzichten wollen, gibt es eine Menge Tränen, diverse gegenseitige Liebeserklärungen und ein Happy End.
Sonstiges
- Leïlet ist die erste nachgewiesene Orientgeschichte Karl Mays.
- Der Ich-Erzähler hat hier noch einen Bruder.
- Der Ich-Erzähler ist Arzt und führt Schießkunststückchen vor. Außerdem erwähnt er verschiedene erlebte Abenteuer mit Löwen und Nilpferden und Karawanen-Mördern.
- Der Ich-Erzähler besitzt einen Pass des Khedive, der ihm Tür und Tor öffnet:
- "Der Inhaber dieses Buiruldu ist der Kapitän-Effendi N.N. aus N., der auf Befehl seines Königs in Egypten, Nubien und Habesch reist – [...] Es ist ihm alle Ehre zu erweisen; man soll ihm Schutz und Hülfe geben und seine Wünsche so erfüllen, daß er bei seiner Rückkehr uns nur Gutes von unserem Lande erzählen kann!"[1]
- Das Pseudonym M. Gisela wurde nur dieses eine Mal verwendet. Die Bedeutung ist völlig unklar.
- Eine Neufassung der Erzählung wurde 1881 von Karl May für das Nil-Abenteuer im Kapitel Die Tschikarma von Giölgeda padishanün (später Durch Wüste und Harem/Durch die Wüste) verwendet.
Quellen
Die Handlung selbst basiert auf Motiven des Märchens Fatmes Errettung von Wilhelm Hauff und der Episode Eine Rose des Morgenlandes von Alfred Brehm (aus der Zeitschrift Die Gartenlaube, 1858). Als indirekte Vorlage für die Beschreibung Kairos gilt der Text Ein Kleinstädter in Ägypten von Bogumil Goltz.
Anmerkungen
- ↑ Karl May: Leïlet. In: Karl Mays Werke, S. 6244 (vgl. KMW-I.7-36:3, S. 42).
Literatur
- Fritz Maschke: Karl May und Alfred Brehm. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 7/1971, S. 19–21. (Onlinefassung)
- Thomas Ostwald/Siegfried Augustin: Zur Werkgeschichte. In: Karl May: Die Rose von Kahira/Die falschen Excellenzen. Neudruck der Veröffentlichung in Peter Roseggers Zeitschrift "Heimgarten". II. Jahrgang 1878. Graz–Braunschweig 1977 (Reihe Werkdruck-Reprints, Verlag A. Graff), unpag. (S. 72 ff.).
- Bernhard Kosciuszko: "Leilet" – "Eine Rose des Morgenlandes". In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 63/1985, S. 26–29. (Onlinefassung)
- Hainer Plaul: Illustrierte Karl May Bibliographie. Unter Mitwirkung von Gerhard Klußmeier. Edition Leipzig 1988. ISBN 3-361-00145-5 (bzw.) K. G. Saur München–London–New York–Paris 1989. ISBN 3-598-07258-9
- Wolfgang Hammer: Karl Mays Novelle "Leilet" als Beispiel für seine Quellenverwendung. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1996, S. 205–230. (Onlinefassung)
- Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. Verlag Königshausen & Neumann GmbH Würzburg 2001. ISBN 3-8260-1813-3
- Helmut Lieblang: "Der Inhaber dieses Buiruldu ..." Alfred Edmund Brehms Orient in Karl Mays Frühwerk. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1997, S. 232 ff. (Onlinefassung)
- N. N.: Die doppelte Rose des Morgenlandes. In: Karl May in Leipzig Nr. 87/2011. (enthält u. a. Die Rose des Morgenlandes sowie einen Auszug aus den Reiseskizzen aus Nordostafrika als Nachdruck)
- Wolfgang Hermesmeier/Stefan Schmatz: Einführung. In: 'Karl May: Die Goliaths – Die Rose von Kahira. Reprint als Beilage zum Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2012.
- Josef Höck: Senitza - Fatme · Ein literarischer Quellenhinweis für Karl May. In: Karl-May-Jahrbuch 1936, 2020.
Weblinks
- Der Originaltext online auf den Seiten der Karl-May-Gesellschaft.
- Der Eintrag in der Karl-May-Bücher-Datenbank.