Quelltext der Seite Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

== Mormonen bei Karl May ==
Die Mormonen sind bei [[Karl May]] immer Bösewichte, wobei er nicht klar stellt, ob sie nun Bösewichte sind, weil sie Mormonen sind, oder ob sich die Bösewichte aus unerklärten Gründen bevorzugt als Mormonen ausgeben. In ''Die Rache des Mormonen'' ([[1890]]) werden sie laut Cameron Blair McMurtrey am negativsten dargestellt.<ref>McMurtrey: ''Balduin Möllhausen, Karl May and the Mormons'', S.&nbsp;35.</ref> May verwendete Mormonen, um auf nordamerikanischem Schauplatz zwei Charaktertypen darzustellen, den heuchlerischen Frömmler und den religiösen Fanatiker.<ref>[[Siegfried Augustin]]: ''[Werkartikel zu] Die Rache des Mormonen.'' In: Herbert Meier (Hrsg.): ''[[Der Krumir (Reprint)|Der Krumir. Seltene Originaltexte]]'', Band 1. [[Reprint]] der [[Karl-May-Gesellschaft]] [[Hamburg]] [[1985]], S.&nbsp;139.</ref> Mit der negativen Darstellung lag er einerseits in der Tradition anderer zeitgenössischer Werke;<ref>Augustin: ''Die Rache des Mormonen'', S.&nbsp;138&nbsp;f.</ref> andererseits gab es auch zahlreiche negative Beurteilungen und Nachrichten, die über Untaten der Mormonen zu berichten wussten.<ref>Augustin: ''Die Rache des Mormonen'', S.&nbsp;143, Anm.&nbsp;15.</ref><ref>Friedrich: ''Die Mormonen bei Karl May und Sir Arthur Conan Doyle'', S.&nbsp;53.</ref> In der Zeitschrift ''[[Die Gartenlaube]]'' erschien [[1866]] (S. 455–457) ein Beitrag ''Aus dem Mormonenstaat'', den Karl May gekannt haben könnte.<ref>Walter Dölle: ''Karl May und die Mormonen''. In: ''KMG-Nachrichten'' Nr. 136/[[2003]].</ref> Im Wesentlichen hatte die seinerzeit praktizierte Vielehe für den Bekanntheitsgrad der Mormonen in Europa gesorgt.<ref>Wiedenroth: ''Die beiläufige Rolle der "Jüngstentages Heiligen"'', S.&nbsp;126&nbsp;f.</ref> May hat die Informationsquellen, die ihm zur Verfügung standen, allerdings nicht ausgeschöpft<ref> Wiedenroth: ''Die beiläufige Rolle der "Jüngstentages Heiligen"'', S.&nbsp;127.</ref> und wuchs auch nie über die für das 19. Jahrhundert und Deutschland typischen Meinungen hinaus.<ref>Wiedenroth: ''Die beiläufige Rolle der "Jüngstentages Heiligen"'', S.&nbsp;131.</ref> [[Hermann Wiedenroth]] fasst zusammen: Die Mormonen bei May ''gehörten zur Ausstattung, waren Maske und Schmuck, blieben dabei aber fremd und wurden allenfalls in ihren Auswüchsen flüchtig skizziert: den Kern des Mormonismus seiner Zeit, das Leben in Utah, hat Karl May nicht geschildert – nicht erfaßt?''<ref>Wiedenroth: ''Die beiläufige Rolle der "Jüngstentages Heiligen"'', S.&nbsp;134.</ref>

In folgenden Werken Mays spielen Mormonen oder Leute, die sich als Mormonen ausgeben, eine wichtige Rolle:
* ''[[Die Rache des Mormonen]]'' ([[Gideon|Bruder Gideon]], [[Jeremias|Bruder Jeremias]])
* ''[[Der Geist des Llano estakado]]'' ([[Tobias Preisegott Burton]])
* ''[[Satan und Ischariot]]'' ([[Harry Melton]])

Erwähnt wird in ''[[Der Scout]]'' ein ehemaliger (unsympathischer) Vorgesetzter des [[Ich-Erzähler]]s, der in die USA auswanderte und dann als ''Mormonenapostel'' lebte.