Johannes Praxmarer

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Dr. Johannes Nepomuk Anton Praxmarer (* 16. Mai 1853 in Bingen am Rhein; † 1934) war katholischer Pfarrer, Realschullehrer und Schriftsteller sowie der Herausgeber der Zeitschrift Stern der Jugend.

Leben[Bearbeiten]

Er studierte an dem Jesuitenkolleg in Innsbruck und wurde am 12. Juli 1879 ordiniert. Er promovierte zum Doktor der Theologie.

Johannes Praxmarer und Karl May[Bearbeiten]

der Beleidigungsprozess[Bearbeiten]

In der am 12. Dezember 1903 erschienenen Ausgabe von Stern der Jugend veröffentlichte Willibrord Beßler anonym in unter Rubrik Auskunfts-Bureau u. a. die Behauptung, Karl May sei mit echten oder gespielten Irrsinnserscheinungen [...] tatsächlich in eine Irrenanstalt verbracht worden.[1]

Nachdem May davon erfahren hatte, stellte er am 11. Mai 1904 durch seinen Rechtsanwalt Rudolf Bernstein Strafantrag wegen Beleidigung gegen den (unbekannten) Verfasser, gegen den Herausgeber Johannes Praxmarer und gegen den Verleger Ludwig Auer.[2]

In der nächsten Zeit erkundigte sich Karl May vermutlich bei Praxmarer nach dem Schreiber des Auskunfts-Bureaus und erhielt als Antwort den Namen, den Beruf und den Aufenthaltsort Beßlers. Am 30. Juni fragte May ausführlich bei seinem Bekannten Alois Schießer nach Informationen über Professor Willibald Bessler aus der Abtei Sakkau [sic].[3]

Am 1. September stellte Johannes Praxmarers Rechtsanwalt Theodor Schröder den Antrag an das Amtsgericht Friedberg, zum Wahrheitsbeweis mehrere Zeugen, darunter Hermann Cardauns und Ansgar Pöllmann, zu vernehmen. Außerdem wollte er den Prozess auf andere Punkte erweitern, was Mays Anwalt Bernstein aber zurückwies.[4]

Der Friedberger Gerichtstermin May ./. Praxmarer wurde auf den 20. September festgesetzt.[5] Karl May war zu diesem Termin nach Friedberg gereist. Die von Schröder genannten Zeugen Cardauns und Pöllmann standen nicht zu Aussagen zur Verfügung. Praxmarers Anwalt hatte allerdings von Ludwig Auers Rechtsvertreter Julius Prochownik Materialien erhalten.[6]

Am 26. September schrieb Johannes Praxmarer in einem Brief an Ansgar Pöllmann, Mays Vorwürfe gälten nicht Pöllmann, sondern Willibrord Beßler,

auf dessen Zuverlässigkeit einen Zweifel zu setzen, ich keinen Grund hatte.[7]

In einem Brief Karl Mays vom 16. Oktober an den Seckauer Abt Ildefons Schober ist von Praxmarer die Rede:

Ein Redacteur, welcher die Correspondenten seines Blattes nicht mit seiner vollen Gestalt deckt, sondern sie nur engagiert, um durch sie trübe Wasser ausschöpfen zu lassen und dann ihre Namen nennt, sobald es gilt, die moralische Verantwortung auf sich zu nehmen, so ein Mann ist heut zu Tage ein journalistisches Unicum, von dem sich selbst der rotheste Sozialdemokrat mit Verachtung wenden würde![8]

die Einigung[Bearbeiten]

Bald kam es zu einer Einigung Karl Mays mit Willibrord Beßler und dem Verleger Ludwig Auer. Beide unterzeichneten Erklärungen zugunsten Mays.[9] Im Schriftstück Auers vom 24. Oktober heißt es:

Es thut mir leid, daß Dr. Praxmarer in einem meiner Blätter, natürlich ohne mein Wissen, gegen diese Bücher [Mays] geschrieben hat.[10]

Am 29. Oktober verfasste Karl May in Bad Nauheim ein Einschreiben an Praxmarer, in dem es heißt:

Da man sich von gegnerischer Seite so auffallend bemüht, Ihre Strafsache aus dem ihr von mir gegebenen Rahmen zu rücken, so sehe ich mich gezwungen, hier eine öffentliche Berichtigung in Form eines "offenen Briefes" an Sie zu erlassen, der in einer Reihe von Zeitungen (auch Friedberger) erscheinen und ganz selbstverständlich nebst Begleitschreiben auch Ihren vorgesetzten weltichen und geistlichen Behörden zugehen wird. Ich schreibe Ihnen dies keinesfalls als Drohung, sondern weil ich ein offener und ehrlicher Gegner bin [...][11]

Johannes Praxmarers Antwort ist nicht erhalten, musste aber May bereits am folgenden Tag erreicht haben, denn an diesem 30. Oktober reagierte er mit einem langen Brief darauf. Darin rekapitulierte er noch einmal die Prozesse gegen Beßler und Auer mitsamt der Einigung zwischen sich und den beiden Herren.[12]

Auf den 31. Oktober datiert eine in Bad Nauheim als Entwurf verfasste und nicht unterschriebene Erklärung Praxmarers, in der es heißt:

Was im Stern der Jugend gegen Herrn Karl May geschrieben worden ist und wofür ich als Redakteur verantwortlich wäre, bedaure ich und nehme ich hiermit zurück.[13]

An einen unbekannten Empfänger, bei dem es sich vermutlich um einen Vorgesetzten handelte, schrieb Johannes Praxmarer am 19. November einen umfangreichen Brief.[14] Darin heißt es:

Ich soll nun [...] noch eine öffentliche Erklärung abgeben; den Entwurf ließ ich K[arl] M[ay] vor 14 Tagen zugehen, habe aber bis jetzt noch keine Antwort: es scheint, als ob er darauf verzichte. Von offizieller Zurückziehung der Klage ist mir noch nicht Mitteilung gemacht worden.[15]

May gegen Cardauns[Bearbeiten]

In seinem Offenen Brief an den Haupt-Redakteur der "Kölnischen Volkszeitung", Herrn Dr. phil. Hermann Cardauns, der am 1. März 1905 veröffentlicht wurde, schrieb May über Johannes Praxmarer:

Ich hatte Sie in einem hiesigen Blatte gelegentlich als Zeugen meiner Gegenpartei im Beleidigungsprozeß May gegen Praxmarer bezeichnet. Ich nannte natürlich keinen Namen, weil es sich um einen sehr tüchtigen, katholischen Pfarrer, einen berühmten katholischen Erzieher und einen hohen österreichischen Prälaten handelte.[16]

Am 26. August 1907 erschien eine weitere Streitschrift Karl Mays mit dem Titel Ist Cardauns rehabilitiert? Darin heißt es:

Es handelte sich um den Pfarrer, Religionslehrer und Redakteur Praxmarer in Friedberg in Hessen, den bekannten bayerischen Pädagogen Ludwig Auer [...] und den Ordensmann und "Professor" Pater Bessler [...] Diese Herren werden [...] wenig Dank wissen [...] nach so langer und ehrlicher Diskretion ihre Namen nun doch zu veröffentlichen. Sie wurden   n u r   durch die Cardaunssche Hetze verführt, gegen mich zu schreiben.[17]

Ansgar Pöllmann[Bearbeiten]

Der oben genannte Pater Ansgar Pöllmann bat am 25. Januar 1910 das Amtgericht Friedberg darum, die Akten des May-Praxmarer-Prozesses zur Einsicht an das Amtsgericht Sigmaringen zu senden. Johannes Praxmarer war damit einverstanden und hatte bereits seinerseits Pöllmann mit Material versehen. Am 7. Februar wurde die Eingabe Ansgar Pöllmanns abgewiesen, da nur ein privates Interesse vorläge.[18]

Werke[Bearbeiten]

  • Kampf und Sieg. 1882.
  • Handbüchlein für fromme Kinder. 1886.
  • Die katholische Jungfrau. 1891.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 295 f.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 228.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 356.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 374 f.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 379.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 386 f.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 389 f.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 398.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 403, 407.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 407.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 408.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 391 f., 396, 405 f., 406 f., 408-410.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 411.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 408, 411, 424.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 424.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 472.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 256.
  18. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 23.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.


Weblinks[Bearbeiten]