Heinz Grill

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Heinz Grill (* 7. November 1909 in Wien; † Mai 1983[1]) war ein österreichischer Historiker, Archivar, Schriftsteller und Karl-May-Experte. Als Autor verwendete er auch die Pseudonyme Hans Steinburg und Heinz Wolfhart.

Leben[Bearbeiten]

Er war im Östereichischen Staatsarchiv beschäftigt, hatte seine Stellung dort missbraucht und war in einen Archiv-Skandal verwickelt, der 1951 entdeckt wurde. Am 23. Juni 1952 begann die von erheblichem Medieninteresse begleitete Hauptverhandlung gegen Grill vor dem Landgericht Wien. Infolgedessen wurde Grill zu sieben Jahren Kerker verurteilt. Ihm wurde knapp ein Jahr nach dem Schuldspruch der Doktortitel aberkannt. Nach mehrfachen Gnadengesuchen wurde er im Dezember 1955 aus der Haft entlassen.

Heinz Grill und Karl May[Bearbeiten]

Schon als Schüler hatte sich Grill intensiv mit Karl May beschäftigt und am 2. April 1922 einen Vortrag zu dessen zehntem Todestag gehalten.[2] 1943 plante er zusammen mit dem Karl-May-Kenner Ludwig Patsch ein Karl-May-Lexikon, doch zerschlug sich dieser Plan.[3] 1949 arbeitete er am Ausstellungsführer für die Karl-May-Ausstellung im Wiener Museum für Völkerkunde mit.[4]

Seit 1947 plante Grill, für die ersten beiden Bände von Karls Mays Silberlöwen-Zyklus eine alternative Fortsetzung zu schreiben. Dabei hatte er die Absicht, einen Abschlussband im alten, nicht-symbolischen Stil der klassischen Abenteuererzählungen Karl Mays zu schreiben. Ein erster Versuch dieser Art war bereits in den 1930er Jahren von Otto Eicke unternommen worden, hatte aber den Karl-May-Verlag nicht überzeugen können.[5] Grill konnte indessen sein Manuskript mit dem Titel Die Schatten des Schah-in-Schah im September 1950 an den Karl-May-Verlag verkaufen,[6] der es erst im April 2006 veröffentlichte.

Grill schrieb selbst 1947 über seinen Roman an Ludwig Patsch: Karl Mays in seinen besten Zeiten flotter Stil, seine belebenden Dialoge, sein kindlicher Humor müssen ebenso treu nachgebildet werden wie seine christliche Grundeinstellung zu allen Problemen des Lebens.[7]

Außerdem reichte Heinz Grill für eine mögliche Fortsetzung der in den 1930er Jahren eingestellten Karl-May-Jahrbücher mehrfach Manuskripte beim Karl-May-Verlag ein, die damals und teilweise bis heute unveröffentlicht geblieben sind. Dazu gehören ein Beitrag über die Tiergestalten in Karl Mays Spätwerk, über Mays Gestalt des Hobble-Frank sowie Mays frühe Dorfgeschichten und Dessauer-Anekdoten (1938), eine Arbeit über das frühe May-Manuskript Mensch und Teufel (1939) sowie ein Aufsatz über Karl Mays Spätwerkphilosophie.[8]

Nach 1952 ist keine Korrespondenz zwischen Grill und dem Karl-May-Verlag mehr bekannt.

Werk[Bearbeiten]

Aufsätze (Auswahl)[Bearbeiten]

unveröffentlicht:

  • Vorwort zu einer Karl-May-Biographie, 1945.
  • Karl May und der Rassenwahn. (entstand im Zusammenhang mit der Karl-May-Ausstellung im Wiener Völkerkundemuseum 1949)

Bücher[Bearbeiten]

unter dem Namen Heinz Grill

  • Die familiengeschichtlichen Quellen des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. In: Jahrbuch Adler 3/2 (1947–1950), S. 19–24.
  • Die ältesten "Turcica" des Haus-, Hof- und Staatsarchivs. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs (MÖStA) 3 (1950), S. 127–142.
  • Die Babenberger: 270 Jahre Babenberger in Österreich. Innsbruck/Wien/München: Tyrolia, 1977. 128 S. ISBN 3-7022-1262-0
  • Maximilian I. und seine Zeit. Innsbruck: Tyrolia, 1977. 152 S. ISBN 3-7022-1285-X
  • Die Schatten des Schah-in-Schah. (Alternative Fortführung von Karl Mays Reiseerzählung Im Reiche des silbernen Löwen.) Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2006. 510 S. ISBN 3780201763 (Eintrag in der Bücherdatenbank)

unter dem Pseudonym Hans Steinburg

  • Der Wüstenreiter. Eine abenteuerliche Erzählung aus Arabien. Mit 11 Abb. von Ernst Schrom. Wien/Heidelberg: Ueberreuter, 1950. 262 S. Nachdruck Gütersloh: Bertelsmann, 1970.

unter dem Pseudonym Heinz Wolfhart

  • Philipp von Schwaben. Herrscher ohne Reich. Graz: Styria, 1962. 329 S.
  • Don Juan de Austria. Der Sieger von Lepanto. Graz u.a.: Styria, 1965. 514 S.
  • Die Welt der Ritterorden. Wien: Schroll, 1978. 172 S.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Das Todesjahr 1983 findet sich übereinstimmend bei Hochedlinger/Just, S. 363, 371 und Lorenz, S. 497; das auf der Website des Karl-May-Verlages genannte und von dort im Internet verbreitete Todesjahr 1981 ist falsch.
  2. Lorenz, S. 495.
  3. Lorenz, S. 496.
  4. Hochedlinger/Just, S. 373.
  5. Lorenz, S. 493–495.
  6. Hochedlinger/Just, S. 376.
  7. Lorenz, S. 505.
  8. Lorenz, S. 495 f., 499.

Literatur[Bearbeiten]

  • Michael Hochedlinger/Thomas Just: "Diese Diebstähle sind einzig in der Geschichte aller Archive der Welt." Die Affäre Grill 1951-1953. Ein Beitrag zur Personengeschichte des Haus-, Hof- und Staatsarchivs zwischen 1. und 2. Republik. In: Mitteilungen des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung (MIÖG) 113 (2005), S. 362–388.
  • Christoph F. Lorenz: Die "anderen" Schatten. In Sachen Heinz Grill und Karl Mays "Im Reiche des Silbernen Löwen". In: Heinz Grill: Die Schatten des Schah-In-Schah. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2006, S. 493–501.
  • Wilhelm Brauneder: Heinz Grill: Ein wenig bekannter May-Forscher. In: Wiener Karl-May-Brief Heft 2/2014

Weblinks[Bearbeiten]

  • Eintrag bei Wikipedia.
  • Eintrag in der Sekundärliteratur-Bibliographie bei der KMG