Max Stempel

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Max Emmo Ferdinand Stempel (* 24. November 1857 in Breslau; † 1929), Pseudonym Till., war ein Lyriker und Schriftsteller in Lankwitz bei Berlin. Er lebte auch in Dresden und Hamburg.

Max Stempel, Karl und Klara May

zwei Artikel

Am 27. April 1910 erschien in der von Robert Pauli herausgegebenen dogmenfreie[n] Halbmonatsschrift für Zeitfragen mit dem Titel Die Raketen der mit Till. signierte Aufsatz Moralsimpelei von Max Stempel, in dem er Karl May gegen Kritiker in Schutz nimmt:

Wer ist Pharisäer genug, einen Stein auf den Mann zu werfen, der so hart die begangenen Jugendsünden gebüßt hat?[1]

Fast zwei Monate später, am 18. Juni, erscheint in der gleichen Zeitschrift der Artikel Karl May, der Dichter, der wiederum mit Till. unterzeichnet ist. Darin stellt Stempel einen Umschwung der öffentlichen Meinung zu Mays Gunsten fest.[2]

Geldprobleme (1)

Etwa in dieser Zeit hatte sich Max Stempel bereits 100 Mark von Karl Mays Ehefrau Klara geliehen. Auf mehrere schriftliche Bitten um weitere 100 Mark antwortet sie im Juli 1910 ablehnend in einem Brief:

Ich habe Ihnen schon ausführlich über diesen Punkt geschrieben. Es ist unnöthig, darüber noch Worte zu verlieren. Ihre Briefe, die ich alle auf einmal fand, haben mich gequält.

Klara May bot ihm aber an, 20 Mark dafür zu senden, dass er einen positiven Artikel zu Karl May im Berliner Lokal-Anzeiger platziert.[3]

Nichtsdestoweniger bat Max Stempel Klara am 30. Juli wiederum um Geld.[4] Diese Bitte wurde mit einer (nicht erhaltenen) vorwurfsvollen Karte beantwortet, nicht aber erfüllt. Außerdem bat Klara May ihn, ihren letzten Brief zurückzuschicken.

Darauf antwortete der erboste Stempel in einem Brief vom 1. August:

Die einzig richtige Antwort auf die schweren und durchweg ungerechtfertigten Beleidigungen, die Sie auf offener Postkarte (unglaublich, aber wahr!) gegen mich richten, wäre die Einreichung einer Klage.

Er widersprach u. a. dem Vorwurf, Robert Pauli Geld zu schulden, und weigerte sich, den "20-Mark-Brief" zurückzusenden:

[...] dieser Brief beweist evident, welcher Beschimpfung ein ernsthafter Schriftsteller ausgesetzt ist, der sich noch nie hat durch Geldangebote bestechen lassen und der völlig selbstlos in den Kampf für eine Sache trat, die ihm gut schien [...][5]

In einem zwei Tage später verfassten Brief kündigte Max Stempel eine Klage gegen Robert Pauli an und bat Klara May um ihre Aussage. Außerdem bedrohte er auch Klara May selbst wieder mit einer Beleidigungsklage, falls sie ihm keine Ehrenerklärung ausstellt.[6]

Wiederum zwei Tage darauf schickte Stempel einen weiteren Bettelbrief an Klara May. Er schrieb darin, dass er alle unverdienten Kränkungen vergessen werde, falls sie ihm mit 100 Mark vor der Kündigung seiner Wohnung bewahrte.[7]

Als Antwort erhielt Stempel von Klara May telegrafisch 50 Mark und die Wiederholung ihrer Bitte um den Brief. Am 8. August versprach Stempel daraufhin, ihr den Brief zu schicken und erbat sich die fehlenden 50 Mark.[8] Diese hatte er auch am nächsten Tag noch nicht erhalten, sandte Klara aber ihren Brief zurück und wiederholte seine Bitte.[9] Diese Bitte wiederholte er am 10.,11. und 12. August.[10]

Auch am 16. August hatte er das Geld noch nicht erhalten, bestätigte aber den Empfang von Karl Mays Prozess-Schrift An die 4. Strafkammer, die er kritisiert:

Die Sachen sind viel, viel zu lang und ausführlich gehalten![11]

Zwei Briefe Max Stempels und Klara Mays kreuzten sich am 18. August: Er bat um 30 Mark, sie versprach, am 1. September die 50 Mark zu schicken.[12]

May ./. Lebius

Am 22. August fragte Max Stempel bei Klara May nach ihren Erhebungen zu Rudolf Lebius und bat im Falle einer Anzeige gegen diesen um Benachrichtigung.[13]

Ein weiterer Brief Stempels an Klara May zu diesem Thema ist auf den 31. August datiert. Darin heißt es:

[...] wenn es sich so verhält, wie die Zeitungen melden, blüht diesem Burschen das Zuchthaus, wohin er gehört [...][14]

Geldprobleme (2)

Die versprochenen 50 Mark hatte Max Stempel auch am 2. September nicht erhalten, weshalb er sich – wie er an Klara May schrieb – in tötlichster Verlegenheit befände.[15] Es ist nicht überliefert, ob Stempel dieses Geld erhielt oder nicht. Sein nächster Bettelbrief vom 3. September blieb ungeöffnet und – wie alle weiteren – unbeantwortet.[16]

In einem Brief Victor Ziels an Karl May vom 21. September 1910 ist vor allem von Lu Fritsch, aber auch von Max Stempel die Rede:

Im Café Austria hat dieselbe Frl. Fr[itsch] gesagt: Karl May wünscht, dass ich ihn von Max Stempel befreie, er verlangt von mir aber, daß ich gegen besseres Wissen sagen soll, der Mann hieße Georg Stempel; warum das, weiß ich selber nicht. (!) Auf meine Frage, wer dieser Stempel sei, sagte sie, ein Erpresser, der Mays jeden Monat hunderte Mark abnimmt.[17]

Als Reaktion auf Klaras Schweigen wendete sich Max Stempel am 4. Oktober mit einem Brief an Karl May. Darin beschwerte er sich, nur während seiner Mitarbeit bei den Raketen von Interesse gewesen, nun aber für Frau Klara May Luft zu sein. Er drohte mit einer Verleumdungsklage gegen Klara, da sie Hugo Brüning gegenüber Max Stempel als Erpresser beschrieben habe. In diesem Fall würde auch der "20-Mark-Brief" von Bedeutung sein:

Ich habe zwar, auf den Wunsch Ihrer Gattin, diesen Brief später zurückgeschickt, aber klugerweise vor Zeugen eine wörtliche Abschrift davon genommen [...][18]

Vermutlich hat Stempel diese Drohung nicht in die Tat umgesetzt; weitere Kontakte zwischen den Mays und Max Stempel sind nicht bekannt.

Werke

  • Stille Helden. Eine märkische Kriegsdichtung in fünf Gesängen. Raben-Verlag Charlottenburg 1917.

zu Karl May

  • "Till.": Moralsimpelei. In: Die Raketen vom 27. April 1910.
  • "Till.": Karl May, der Dichter. In: Die Raketen vom 18. Juni 1910.

Anmerkungen

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 114.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 179.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 219.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 234.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 237.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 241.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 244.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 252.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 259.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 260 f., 263.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 268 f.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 270.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 276.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 293.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 296.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 298.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 314.
  18. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 331 f.

Literatur

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.

KMChronik winz frontal.jpg Die fünfbändige Karl-May-Chronik ist ein Standardwerk der Karl-May-Forschung. KMChronik winz.jpg

Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I bis V. Sonderbände zu den Gesammelten Werken.
Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005/2006. ISBN 978-3-7802-0170-6
Sie ist erhältlich beim Karl-May-Verlag.