Gertrud Mahrt

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Marie Hannes und Gertrud Mahrt (rechts), 25. Juli 1906.
Aufschrift !Verlassen! von Marie Hannes.

Gertrude Dorette Mathilde "Gertrud" Lange geb. Mahrt (* 1882 in Göttingen; † 1971 in Bremscheid) war eine Freundin von Marie Hannes und kam über diese mit Karl May in Kontakt.

Leben

Gertrud war die Tochter des Musikinstrumenten-Fabrikanten Georg Louis "Ludwig" Mahrt, Mitinhaber der Firma Mahrt & Hörning, und seiner Gemahlin Johanne Mathilde Helene geb. Fehrmann. Ihre Eltern waren Anhänger der Naturheilkunde Adolf Justs, und die Familie war regelmäßig zu Gast in Jungborn. Gertrud Mahrt hatte eine Schwester namens Elfriede (* 1880; † 1957), die seit 1905 mit dem Pfarrer Gustav Heinrich Rose (* 1870; † 1914) verheiratet war.

Gertrud Mahrt war Schülerin einer Höheren Töchterschule, bewohnte danach ein Mädchenpensionat im Schweizer Vevey und studierte danach Malerei in München. Sie war die Braut des Hamburger Forstassessors Büchel, löste aber die Verlobung im Jahre 1906. Sie hatte in Jungborn den Kaufmann Carl Heinrich Lange (* 1873; † 1956) aus Leipzig kennen gelernt, den sie am 20. Juli 1907 in Göttingen heiratete.

Langes wohnten zunächst in der Gegend von Leipzig (1907 in Gautzsch, ab 1909 in Oetzsch, ab 1912 in Leipzig-Connewitz). Am 4. Juni 1908 war die Tochter Ingeborg Lange geboren worden, die 1936 den Lehrer Paul Ibrügger ehelichte. Ein weiteres Kind des Ehepaars Lange ist Hellmuth Lange.

1916 verzog die Familie nach Altfeld über Abbenrode im Harzvorland, wo es nach 1918 ein Kur- und Erholungsheim mit vegetarischer Lebensweise eröffnete. Beim Einmarsch sowjetischer Truppen im Juli 1945 wurde Langes von ihrem Besitz vertrieben.

Gertrud Mahrt, Karl und Klara May

Vermutlich hatten sich "Mariechen" Hannes und Gertrud Mahrt im Sommer 1904 in Jungborn kennen gelernt und waren seitdem gut befreundet.[1]

Im Mai 1906 kam es in Leipzig wahrscheinlich zu einem Treffen Karl und Klara Mays mit Marie Hannes, bei dem sie auch deren Freundin Gertrud kennen lernten.[2] In Erinnerung an diese Begegnung schrieb Gertrud Mahrt am 30. Juni an Klara May:

Ich denke so oft an Villa Shatterhand, sehe die Bilder an und freue mich! Ich lese jetzt mit Begeisterung Winnetou; aber mein Lieblingsbuch ist bis jetzt doch "Und Friede auf Erden".
Damals der "Maitag" hatte doch eine größere Wirkung auf mich ausgeübt, als ich wohl anfangs glaubte; er war sehr stürmisch! Er gab dem Berg, der durch Einbildung und Beeinflussung entstanden war und in Leipzig schon durch Gespräche mit Theosophen [...] unterwühlt war, den letzten Stoß – und er stürzte zusammen und ich sah endlich wieder die reiche Sonne und sie konnte mich wieder bescheinen.[3]

Einen Besuch in Radebeul kündigte Marie Hannes am 19. Juli 1906 in einem Brief an Klara May an:

In ein paar Tagen bekommen wir Ferien; ich habe durch Privatstunden soviel gespart, daß ich mit meiner liebsten Freundin einige Tage nach Dresden fahren möchte. Bitte, gieb mir doch gleich durch ein Wort Bescheid, ob wir nach Radebeul kommen dürfen [...][4]

Die Antwort darauf fiel positiv aus, auf der Antwortkarte war zu lesen, dass Mariechen und Gertrud für Montag, den 23. Juli, eingeladen seien.[5]

Zwei Tage darauf waren die beiden Mädchen auf dem Raddampfer "König Albert" auf der Elbe zwischen Dresden und Heidenau unterwegs. Mariechen schrieb eine Karte an das Ehepaar May:

[...] es ist wunder- wunderschön aber Montag!!! Ich wundere mich fast, daß wir diese Morgenstunde, in der die Karte ankam, überlebt haben – wir sind so glücklich!![6]

Der Besuch fand tatsächlich an jenem Montag statt. Es war der erste Aufenthalt sowohl Gertrud Mahrts als auch Marie Hannes' bei Mays in Radebeul, er währte sieben Stunden.[7] Gertrud trug sich – im Gegensatz zu Marie, die einen Vierzeiler verfasste – nur kurz ins Gästebuch ein:

Gertrud Mahrt. Göttingen. D[en] 23 Juli 1906.[8]

Am 25. Juli sandten die beiden Freundinnen von Dresden aus ein Atelierfoto von sich mit Mariechens Aufschrift !Verlassen! als Postkarte an Karl May. Später wurde dieses Bild ausgeschnitten und in Karl Mays Leseralbum aufgenommen.[9]

Karl und Klara May waren zur ersten mündlichen Verhandlung im Münchmeyer-Prozess mit ihrer Hündin Karlinchen nach Leipzig gefahren, wo sie am 23. November 1906 auch Marie Hannes besuchen und auch mit Gertrud Mahrt zusammentreffen.[10]

Weitere Kontakte zwischen Gertrud Mahrt und dem Ehepaar May sind nicht bekannt. Gertruds Tochter Ingeborg sei aber – das berichtet die Familienüberlieferung der Langes – mit Jordanwasser getauft worden, das Karl May von seiner Orientreise mitgebracht habe.[11]

Anmerkungen

  1. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 254, Anm. 394.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 35.
  3. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 254.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 49.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 50.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 50.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 50 f.
  8. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 148.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 52.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 102.
  11. Steinmetz/Sudhoff: Leben im Schatten, S. 348, Anm. 666.

Literatur

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.