Carl August Leistner

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Carl August Leistner (* 23. Oktober 1818 in Stützengrün; † 27. Juni 1887 in Dresden[1]) war zwischen 1853 und 1874 Aufsichtsbeamter in Waldheim und danach Hausaufseher an der Weiber-Korrektionsanstalt zu Grünhain.

Der Aufseher unserer Visitation war ein stiller, ernster Mann, der mir sehr wohlgefiel; als er im Meldebuche las, daß ich katholischer Organist geworden sei, kam er verwundert in meine Zelle, um mich zu fragen, ob vielleicht in meinen Einlieferungsakten ein Versehen unterlaufen sei; da sei ich als evangelisch-lutherisch bezeichnet. Ich verneinte das Versehen. Da sah er mich groß an und sagte:
"Das ist noch gar nicht dagewesen! Da mußt du – – – hm, da müssen Sie sehr musikalisch sein!"
Die Gefangenen werden natürlich "Du" genannt; von jetzt an aber sagte er "Sie", und Andere taten ihm das nach. Das war eine scheinbar kleine aber trotzdem sehr wertvolle Errungenschaft, weil aus ihr vieles Andere folgerte. Bald stellte sich zu meiner freudigen Ueberraschung heraus, daß mein Aufseher der Dirigent des Bläserkorps war. Ich erzählte ihm von meiner musikalischen Beschäftigung in Zwickau. Da brachte er mir schleunigst Noten, um mir eine Probeaufgabe zu erteilen. Ich bestand auch diese Prüfung, und von nun an war dafür gesorgt, daß ich nicht verhindert wurde, in meiner freien Zeit nach meinen Zielen zu streben. Dieser Aufseher ist mir ein lieber, väterlicher Freund gewesen, und wir haben, als er später pensioniert war und nach Dresden zog, noch lange in lieber, achtungsvollster Weise mit einander verkehrt. (Karl May: Mein Leben und Streben)[2]

Nach seiner im Jahre 1878 erfolgten Pensionierung übersiedelte Leistner nach Dresden, und zwar zunächst in die Ammonstr. 46 und 1882 in die Freibergerstr. 41, d. h. in beiden Fällen in die unmittelbare Nachbarschaft des Verlages H.G. Münchmeyer, damals Jagdweg 7.

Als Karl May ab 1882 für Münchmeyer die fünf großen Kolportageromane zu schreiben begann und er demzufolge auch im Verlagsgebäude ständig ein und aus ging, kann es also durchaus zu einem Wiedersehen zwischen dem ehemaligen Züchtling und seinem Aufseher gekommen sein.

Anmerkungen

  1. Lebensdaten nach der Sterbeurkunde
  2. Karl May: Mein Leben und Streben. In: Karl Mays Werke, S. 70845 f. (vgl. KMW-VI.3, S. 172).

Literatur

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.